[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.Vorbericht. Jch habe bey dem Charakter eines Satyren- unsre b 5
Vorbericht. Jch habe bey dem Charakter eines Satyren- unſre b 5
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Vorbericht.
Jch habe bey dem Charakter eines Satyren-
ſchreibers gefodert, daß das Ehrwuͤrdige der Reli-
gion ſeine ganze Seele erfuͤllen muß. Jſt dieſes,
ſo wird er nicht allein in Anſehung der Geiſtlichen
nach denen Regeln, die ich oben gegeben habe, viele
Maͤßigung brauchen; ſondern er wird auch ſeine
groͤßte Aufmerkſamkeit darauf gerichtet ſeyn laſſen,
daß durch ſeine Satyren das Anſehen der Religion
nicht im geringſten geſchwaͤcht werde. Wie kann
ſich derjenige ruͤhmen, daß ſeine Abſicht ſey, die Tu-
gend allgemeiner zu machen, welcher gegen die Reli-
gion leichtſinnig iſt? Ein ſolcher Menſch wird laſter-
haft, um nicht laͤcherlich zu ſeyn. Von denen will
ich nicht reden, welche unter dem gemisbrauchten
Namen der Satyre ſich Muͤhe geben, den ganzen
Bau unſers Glaubens zu erſchuͤttern. Jhre unſinni-
ge Wut, ſo ohnmaͤchtig ſie auch iſt, verdient das
Tollhaus, und keine vernuͤnftigen Vorſtellungen. Jch
will nur eines Misbrauchs gedenken, welcher, wenn
ich freundſchaftlich urtheilen ſoll, mehr Leichtſinn, als
Bosheit, verraͤth. Es giebt gewiſſe Gebraͤuche in
der Kirche, welche gleichguͤltig ſind, und zur Reli-
gion ſelbſt nicht gehoͤren; ſie machen den geiſtlichen
Wohlſtand aus. Man huͤte ſich ja, dieſe laͤcherlich
zu machen! Jſt das Volk aberglaͤubiſch, ſo wird es
unſre
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