Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite

Eine Todtenliste
und lächerlichen Aufführung, keinen von diesen Ti-
teln verdient haben. Es ist unbillig, daß wir den-
jenigen im Grabe loben, welcher sich auf der Welt
um einen guten Namen nicht bekümmert hat. Durch
eine Todtenliste von der Art, wie gegenwärtige ist,
würden wir die Ehre der Wahrheit retten; und ich
zweifle nicht, daß unsre Bürger dadurch wenigstens
eben so sehr erbaut werden dürften, als durch die
jährlich gedruckten Nachrichten, wie viel Commu-
nicanten gewesen, oder unehliche Kinder geboren
worden. Jch will es dem Urtheile der Leser über-
lassen, ob meine Hoffnung gegründet sey. Viel-
leicht bedauern sie mit mir, daß gegenwärtige Liste
nicht vollständig, sondern durch die Unachtsamkeit
der klimischen Erben, der Anfang, und vermuthlich
ein großes Stück davon verloren gegangen ist.

Bergen in Norwegen
am des Wintermo-
nats 1742.
B. Abelinson.

- - - - - - - -
- - - - - - - - geizig,
- - - - - - - - geizig;
er hatte es aber lediglich dem ehrwürdigen Ansehen
seines langen Rocks zu danken, daß niemand an
ihm diejenigen Fehler tadelte, welche an andern
würden unerträglich gewesen seyn.

Gustav Trolle. Durch den Tod dieses
Mannes verlor unsre Stadt mehr, als sie glaubte.
Er war ein Dichter von einem ehrlichen Gemüthe;

er

Eine Todtenliſte
und laͤcherlichen Auffuͤhrung, keinen von dieſen Ti-
teln verdient haben. Es iſt unbillig, daß wir den-
jenigen im Grabe loben, welcher ſich auf der Welt
um einen guten Namen nicht bekuͤmmert hat. Durch
eine Todtenliſte von der Art, wie gegenwaͤrtige iſt,
wuͤrden wir die Ehre der Wahrheit retten; und ich
zweifle nicht, daß unſre Buͤrger dadurch wenigſtens
eben ſo ſehr erbaut werden duͤrften, als durch die
jaͤhrlich gedruckten Nachrichten, wie viel Commu-
nicanten geweſen, oder unehliche Kinder geboren
worden. Jch will es dem Urtheile der Leſer uͤber-
laſſen, ob meine Hoffnung gegruͤndet ſey. Viel-
leicht bedauern ſie mit mir, daß gegenwaͤrtige Liſte
nicht vollſtaͤndig, ſondern durch die Unachtſamkeit
der klimiſchen Erben, der Anfang, und vermuthlich
ein großes Stuͤck davon verloren gegangen iſt.

Bergen in Norwegen
am des Wintermo-
nats 1742.
B. Abelinſon.

‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ geizig,
‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ geizig;
er hatte es aber lediglich dem ehrwuͤrdigen Anſehen
ſeines langen Rocks zu danken, daß niemand an
ihm diejenigen Fehler tadelte, welche an andern
wuͤrden unertraͤglich geweſen ſeyn.

Guſtav Trolle. Durch den Tod dieſes
Mannes verlor unſre Stadt mehr, als ſie glaubte.
Er war ein Dichter von einem ehrlichen Gemuͤthe;

er
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p><pb facs="#f0238" n="164"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Eine Todtenli&#x017F;te</hi></fw><lb/>
und la&#x0364;cherlichen Auffu&#x0364;hrung, keinen von die&#x017F;en Ti-<lb/>
teln verdient haben. Es i&#x017F;t unbillig, daß wir den-<lb/>
jenigen im Grabe loben, welcher &#x017F;ich auf der Welt<lb/>
um einen guten Namen nicht beku&#x0364;mmert hat. Durch<lb/>
eine Todtenli&#x017F;te von der Art, wie gegenwa&#x0364;rtige i&#x017F;t,<lb/>
wu&#x0364;rden wir die Ehre der Wahrheit retten; und ich<lb/>
zweifle nicht, daß un&#x017F;re Bu&#x0364;rger dadurch wenig&#x017F;tens<lb/>
eben &#x017F;o &#x017F;ehr erbaut werden du&#x0364;rften, als durch die<lb/>
ja&#x0364;hrlich gedruckten Nachrichten, wie viel Commu-<lb/>
nicanten gewe&#x017F;en, oder unehliche Kinder geboren<lb/>
worden. Jch will es dem Urtheile der Le&#x017F;er u&#x0364;ber-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, ob meine Hoffnung gegru&#x0364;ndet &#x017F;ey. Viel-<lb/>
leicht bedauern &#x017F;ie mit mir, daß gegenwa&#x0364;rtige Li&#x017F;te<lb/>
nicht voll&#x017F;ta&#x0364;ndig, &#x017F;ondern durch die Unacht&#x017F;amkeit<lb/>
der klimi&#x017F;chen Erben, der Anfang, und vermuthlich<lb/>
ein großes Stu&#x0364;ck davon verloren gegangen i&#x017F;t.</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et">Bergen in Norwegen<lb/>
am <formula notation="TeX">\frac{10}{21}</formula> des Wintermo-<lb/>
nats 1742.<lb/><hi rendition="#fr">B. Abelin&#x017F;on.</hi></hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <div>
          <p>&#x2012; &#x2012; &#x2012; &#x2012; &#x2012; &#x2012; &#x2012; &#x2012;<lb/>
&#x2012; &#x2012; &#x2012; &#x2012; &#x2012; &#x2012; &#x2012; &#x2012; geizig,<lb/>
&#x2012; &#x2012; &#x2012; &#x2012; &#x2012; &#x2012; &#x2012; &#x2012; geizig;<lb/>
er hatte es aber lediglich dem ehrwu&#x0364;rdigen An&#x017F;ehen<lb/>
&#x017F;eines langen Rocks zu danken, daß niemand an<lb/>
ihm diejenigen Fehler tadelte, welche an andern<lb/>
wu&#x0364;rden unertra&#x0364;glich gewe&#x017F;en &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Gu&#x017F;tav Trolle.</hi> Durch den Tod die&#x017F;es<lb/>
Mannes verlor un&#x017F;re Stadt mehr, als &#x017F;ie glaubte.<lb/>
Er war ein Dichter von einem ehrlichen Gemu&#x0364;the;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0238] Eine Todtenliſte und laͤcherlichen Auffuͤhrung, keinen von dieſen Ti- teln verdient haben. Es iſt unbillig, daß wir den- jenigen im Grabe loben, welcher ſich auf der Welt um einen guten Namen nicht bekuͤmmert hat. Durch eine Todtenliſte von der Art, wie gegenwaͤrtige iſt, wuͤrden wir die Ehre der Wahrheit retten; und ich zweifle nicht, daß unſre Buͤrger dadurch wenigſtens eben ſo ſehr erbaut werden duͤrften, als durch die jaͤhrlich gedruckten Nachrichten, wie viel Commu- nicanten geweſen, oder unehliche Kinder geboren worden. Jch will es dem Urtheile der Leſer uͤber- laſſen, ob meine Hoffnung gegruͤndet ſey. Viel- leicht bedauern ſie mit mir, daß gegenwaͤrtige Liſte nicht vollſtaͤndig, ſondern durch die Unachtſamkeit der klimiſchen Erben, der Anfang, und vermuthlich ein großes Stuͤck davon verloren gegangen iſt. Bergen in Norwegen am [FORMEL] des Wintermo- nats 1742. B. Abelinſon. ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ geizig, ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ geizig; er hatte es aber lediglich dem ehrwuͤrdigen Anſehen ſeines langen Rocks zu danken, daß niemand an ihm diejenigen Fehler tadelte, welche an andern wuͤrden unertraͤglich geweſen ſeyn. Guſtav Trolle. Durch den Tod dieſes Mannes verlor unſre Stadt mehr, als ſie glaubte. Er war ein Dichter von einem ehrlichen Gemuͤthe; er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/238
Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/238>, abgerufen am 22.12.2024.