Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.war ja eine Merkwürdigkeit der Stadt, und mein "Habe ich denn das nicht schon verschiedene "Nein. Wenigstens noch lange nicht nach Würden. war ja eine Merkwürdigkeit der Stadt, und mein „Habe ich denn das nicht ſchon verſchiedene „Nein. Wenigſtens noch lange nicht nach Würden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0097" n="87"/> war ja eine Merkwürdigkeit der Stadt, und mein<lb/> erſtes Denken haftet an ihr: „Die iſt von der rothen<lb/> Schanze gekommen, Junge,“ ſagte mein Vater, und<lb/> nun ſage mir, Eduard, haſt Du da hinten in Prä-<lb/> toria oder wie ihr es und euch nennt, etwas Beſſeres<lb/> als eine Kugel im Gebälk oder in der Hauswand,<lb/> um Deinem Jungen oder Deinen Jungen den Ver-<lb/> ſtand für irgend etwas aufzuknöpfen? So ein Wort<lb/> ſchlägt ein und haftet im Gehirn und in der Phantaſie<lb/> wie die Kugel ſelber in der Mauer. „Sie kommt<lb/> noch aus dem Kriege des alten Fritz her, Heinrich,“<lb/> ſagte mein Vater. „Paß in der Schule ordentlich<lb/> auf, denn da können ſie Dir das Genauere darüber<lb/> erzählen!“ — Na, ich habe um alles Andere in der<lb/> Schule Prügel gekriegt, nur um den ſiebenjährigen<lb/> Krieg nicht; und daran iſt die Geſchützkugel des<lb/> Prinzen Xaver an unſerer Hauswand, die Kugel,<lb/> die von der rothen Schanze hergekommen war, Schuld<lb/> geweſen, und ſie hat mir denn auch ſo im Laufe<lb/> der Zeiten zum Tinchen Quakatz und zu der rothen<lb/> Schanze verholfen. Nachher bei Tiſche, hoffe ich,<lb/> ſollſt Du es mir ganz aufrichtig ſagen müſſen,<lb/> daß Du es doch recht behaglich bei uns findeſt.“</p><lb/> <p>„Habe ich denn das nicht ſchon verſchiedene<lb/> Male geſagt?“</p><lb/> <p>„Nein. Wenigſtens noch lange nicht nach Würden.<lb/> Denn was weißt Du denn eigentlich bis jetzt Ge-<lb/> naueſtes von uns? Aber Menſchenkind mußt Du<lb/> denn immer unterbrechen? Menſchenkind, begreifſt<lb/> Du denn gar nicht, wie viele verhaltene Reden, wie<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [87/0097]
war ja eine Merkwürdigkeit der Stadt, und mein
erſtes Denken haftet an ihr: „Die iſt von der rothen
Schanze gekommen, Junge,“ ſagte mein Vater, und
nun ſage mir, Eduard, haſt Du da hinten in Prä-
toria oder wie ihr es und euch nennt, etwas Beſſeres
als eine Kugel im Gebälk oder in der Hauswand,
um Deinem Jungen oder Deinen Jungen den Ver-
ſtand für irgend etwas aufzuknöpfen? So ein Wort
ſchlägt ein und haftet im Gehirn und in der Phantaſie
wie die Kugel ſelber in der Mauer. „Sie kommt
noch aus dem Kriege des alten Fritz her, Heinrich,“
ſagte mein Vater. „Paß in der Schule ordentlich
auf, denn da können ſie Dir das Genauere darüber
erzählen!“ — Na, ich habe um alles Andere in der
Schule Prügel gekriegt, nur um den ſiebenjährigen
Krieg nicht; und daran iſt die Geſchützkugel des
Prinzen Xaver an unſerer Hauswand, die Kugel,
die von der rothen Schanze hergekommen war, Schuld
geweſen, und ſie hat mir denn auch ſo im Laufe
der Zeiten zum Tinchen Quakatz und zu der rothen
Schanze verholfen. Nachher bei Tiſche, hoffe ich,
ſollſt Du es mir ganz aufrichtig ſagen müſſen,
daß Du es doch recht behaglich bei uns findeſt.“
„Habe ich denn das nicht ſchon verſchiedene
Male geſagt?“
„Nein. Wenigſtens noch lange nicht nach Würden.
Denn was weißt Du denn eigentlich bis jetzt Ge-
naueſtes von uns? Aber Menſchenkind mußt Du
denn immer unterbrechen? Menſchenkind, begreifſt
Du denn gar nicht, wie viele verhaltene Reden, wie
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