Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.meldeten Hof, war ein einzeln Huhn mit gesträubten "Was hat denn das Vieh? wer hat denn jetzt "Das Zeugs ist ja wie rein toll!" sagte er; ich "Na ja, so muß es uns immer zur unrechten meldeten Hof, war ein einzeln Huhn mit geſträubten „Was hat denn das Vieh? wer hat denn jetzt „Das Zeugs iſt ja wie rein toll!“ ſagte er; ich „Na ja, ſo muß es uns immer zur unrechten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0083" n="73"/> meldeten Hof, war ein einzeln Huhn mit geſträubten<lb/> Flügeln und einigen Federn im Schwanze weniger,<lb/> gelaufen gekommen und hatte böſe Mär gebracht.</p><lb/> <p>„Was hat denn das Vieh? wer hat denn jetzt<lb/> wieder Kienbaum todtgeſchlagen?“ fragte Stopfkuchen,<lb/> ſeinen Tauben nachſtarrend, die plötzlich von ihrem<lb/> Schlage ſich erhoben und in angſtvollen Kreiſen<lb/> über unſern Häuptern und über den grünen Linden-<lb/> wipfeln der rothen Schanze, allmählich zu ſilbernen<lb/> Pünktchen im Himmelblau werdend, ſich entſetzt um-<lb/> ſchwangen.</p><lb/> <p>„Das Zeugs iſt ja wie rein toll!“ ſagte er; ich<lb/> aber that natürlich, als ob ich nicht die geringſte<lb/> Ahnung davon habe, daß der ganze Aufruhr und<lb/> Schrecken der Natur ſich von mir herleite, daß meinet-<lb/> wegen Frau Valentine Stopfkuchen auf der rothen<lb/> Schanze in der Küche gerufen habe: „Stine, wir haben<lb/> heute einen Gaſt, und wenn mich nicht Alles täuſcht,<lb/> einen aus fremden Ländern her ſehr verwöhnten.<lb/> Was fangen wir an? Mein Mann hat ihn zu Tiſche<lb/> gebeten, <choice><sic>nnd</sic><corr>und</corr></choice> wir haben für ſo Einen, der von ſo<lb/> weit herkommt, eigentlich garnichts Ordentliches im<lb/> Hauſe.“</p><lb/> <p>„Na ja, ſo muß es uns immer zur unrechten<lb/> Zeit über den Hals kommen,“ hatte dann wahrſchein-<lb/> lich Stopfkuchens guter, zweitbeſter Küchengenius ge-<lb/> rufen und — ſicherlich hinzugeſetzt: „Na, ganz ſo<lb/> ſchlimm iſt es wohl noch nicht mit ihm, dem fremden<lb/> Herrn, und uns hier auf der rothen Schanze. Die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [73/0083]
meldeten Hof, war ein einzeln Huhn mit geſträubten
Flügeln und einigen Federn im Schwanze weniger,
gelaufen gekommen und hatte böſe Mär gebracht.
„Was hat denn das Vieh? wer hat denn jetzt
wieder Kienbaum todtgeſchlagen?“ fragte Stopfkuchen,
ſeinen Tauben nachſtarrend, die plötzlich von ihrem
Schlage ſich erhoben und in angſtvollen Kreiſen
über unſern Häuptern und über den grünen Linden-
wipfeln der rothen Schanze, allmählich zu ſilbernen
Pünktchen im Himmelblau werdend, ſich entſetzt um-
ſchwangen.
„Das Zeugs iſt ja wie rein toll!“ ſagte er; ich
aber that natürlich, als ob ich nicht die geringſte
Ahnung davon habe, daß der ganze Aufruhr und
Schrecken der Natur ſich von mir herleite, daß meinet-
wegen Frau Valentine Stopfkuchen auf der rothen
Schanze in der Küche gerufen habe: „Stine, wir haben
heute einen Gaſt, und wenn mich nicht Alles täuſcht,
einen aus fremden Ländern her ſehr verwöhnten.
Was fangen wir an? Mein Mann hat ihn zu Tiſche
gebeten, und wir haben für ſo Einen, der von ſo
weit herkommt, eigentlich garnichts Ordentliches im
Hauſe.“
„Na ja, ſo muß es uns immer zur unrechten
Zeit über den Hals kommen,“ hatte dann wahrſchein-
lich Stopfkuchens guter, zweitbeſter Küchengenius ge-
rufen und — ſicherlich hinzugeſetzt: „Na, ganz ſo
ſchlimm iſt es wohl noch nicht mit ihm, dem fremden
Herrn, und uns hier auf der rothen Schanze. Die
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