Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.Er blieb noch einmal stehen und schlenkerte erst Ganz Stopfkuchen! Stopfkuchen, wie er sich selber wohl tausendmal O welch ein Frühstückstisch vor dem Binsen- Er blieb noch einmal ſtehen und ſchlenkerte erſt Ganz Stopfkuchen! Stopfkuchen, wie er ſich ſelber wohl tauſendmal O welch ein Frühſtückstiſch vor dem Binſen- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0074" n="64"/> <p>Er blieb noch einmal ſtehen und ſchlenkerte erſt<lb/> die rechte, dann die linke Pfote ab; denn es hing da<lb/> immer noch etwelcher Thau am Graſe, wo der<lb/> Lindenſchatten noch auf letzterem lag. Er ſah mich<lb/> noch einmal an und ging langſam wieder weiter, als<lb/> wolle er mir den Weg zeigen; er betrachtete mich<lb/> unbedingt nicht als Feind, und ging auch wahrlich<lb/> nicht mehr, um die Hunde zu holen und Tinchen<lb/> Quakatz mit einem Feldſtein in der Kinderfauſt, und<lb/> den Vater Quakatz mit dem erſten beſten Prügel, oder<lb/> gar der Miſtgabel, oder der Holzaxt! Es gab wohl<lb/> nichts Einladenderes als ihn, den Hauptmann Hinze;<lb/> und das wozu der neue Wachtkommandant der rothen<lb/> Schanze einlud, winkte ebenfalls nicht ab und rieth<lb/> zu ſchleuniger Umkehr und eiligem Rückzug.</p><lb/> <p>Ganz Stopfkuchen!</p><lb/> <p>Stopfkuchen, wie er ſich ſelber wohl tauſendmal<lb/> in ſeinen ſchönſten, elegiſchſten Jugendträumen als<lb/> Ideal geſehen hatte.</p><lb/> <p>O welch ein Frühſtückstiſch vor dem Binſen-<lb/> hüttchen, das heißt dem behaglichen, auch auf Winter-<lb/> ſchnee und Regenſturm behaglich zugerichteten deutſchen<lb/> Bauerhauſe, — vor dem Hauſe, am deutſchen Sommer-<lb/> morgen, zwiſchen hochſtämmigen Roſen, unter Holunder-<lb/> büſchen, im Baumſchatten mit der Sonne drüber und<lb/> der Frau, der Katze, dem Hunde (jetzt ein ruhiger,<lb/> verſtändiger, alter Spitz) den Hühnern, den Gänſen,<lb/> Enten, Spatzen und ſo weiter, und ſo weiter,<lb/> rundum! Und ſolch ein grauer, der Jahreszeit an-<lb/> gemeſſener, jedem Recken und Dehnen gewachſener<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [64/0074]
Er blieb noch einmal ſtehen und ſchlenkerte erſt
die rechte, dann die linke Pfote ab; denn es hing da
immer noch etwelcher Thau am Graſe, wo der
Lindenſchatten noch auf letzterem lag. Er ſah mich
noch einmal an und ging langſam wieder weiter, als
wolle er mir den Weg zeigen; er betrachtete mich
unbedingt nicht als Feind, und ging auch wahrlich
nicht mehr, um die Hunde zu holen und Tinchen
Quakatz mit einem Feldſtein in der Kinderfauſt, und
den Vater Quakatz mit dem erſten beſten Prügel, oder
gar der Miſtgabel, oder der Holzaxt! Es gab wohl
nichts Einladenderes als ihn, den Hauptmann Hinze;
und das wozu der neue Wachtkommandant der rothen
Schanze einlud, winkte ebenfalls nicht ab und rieth
zu ſchleuniger Umkehr und eiligem Rückzug.
Ganz Stopfkuchen!
Stopfkuchen, wie er ſich ſelber wohl tauſendmal
in ſeinen ſchönſten, elegiſchſten Jugendträumen als
Ideal geſehen hatte.
O welch ein Frühſtückstiſch vor dem Binſen-
hüttchen, das heißt dem behaglichen, auch auf Winter-
ſchnee und Regenſturm behaglich zugerichteten deutſchen
Bauerhauſe, — vor dem Hauſe, am deutſchen Sommer-
morgen, zwiſchen hochſtämmigen Roſen, unter Holunder-
büſchen, im Baumſchatten mit der Sonne drüber und
der Frau, der Katze, dem Hunde (jetzt ein ruhiger,
verſtändiger, alter Spitz) den Hühnern, den Gänſen,
Enten, Spatzen und ſo weiter, und ſo weiter,
rundum! Und ſolch ein grauer, der Jahreszeit an-
gemeſſener, jedem Recken und Dehnen gewachſener
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