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Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.

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lustigen Fahrgästen mit grünen Zweigen an den Hüten,
Liederbüchern in den Taschen, Futterkobern und Körben
und allem, was sonst zu solchem beschwerdenschwangern
Ausflug aus dem Alltage heraus gehört: ich hätte
in kein richtigeres Getümme[l] für meine Stimmung
hineingerathen können. So war die Welt!

Mit einiger Mühe gelangte ich in den nach dem
Norden abgehenden Zug; aber es war keine unliebe
Mühe, und ein Kind habe ich dabei nicht über den
Haufen gerannt, auch keinem Weibe durch einen über-
eiligen Ellbogenstoß den Ausruf: "O mein Gott!"
entlockt. Aber mich fest hinsetzend in gottlob der
Wagenecke seufzte ich:

"So, Stopfkuchen!" . . . und fügte erst nach
einer Weile hinzu: "Ja, im Grunde läuft es doch
auf ein und dasselbe hinaus, ob man unter der Hecke
liegen bleibt und das Abenteuer an sich herankommen
läßt, oder ob man sich von seinem guten Freunde
Fritz Störzer und dessen altem Le Vaillant und
Johann Reinhold Forster hinausschicken läßt, um es
draußen auf den Wassern und in den Wüsten auf-
zusuchen!"

Ein schriller Pfiff, ein Zischen, ein Schnaufen
und Schnauben, ein immer beschleunigteres Athemholen
und Ächzen und die Heimathstadt mit allem geistigen
und körperlichen eisernen Bestand des Menschen, mit
Lebenden und Todten, mit Vater und Mutter, Onkel
und Tante, mit Freunden, Schulmeistern, guten und
bösen Kneipgesellen, mit Kirche und Markt lag hinter

luſtigen Fahrgäſten mit grünen Zweigen an den Hüten,
Liederbüchern in den Taſchen, Futterkobern und Körben
und allem, was ſonſt zu ſolchem beſchwerdenſchwangern
Ausflug aus dem Alltage heraus gehört: ich hätte
in kein richtigeres Getümme[l] für meine Stimmung
hineingerathen können. So war die Welt!

Mit einiger Mühe gelangte ich in den nach dem
Norden abgehenden Zug; aber es war keine unliebe
Mühe, und ein Kind habe ich dabei nicht über den
Haufen gerannt, auch keinem Weibe durch einen über-
eiligen Ellbogenſtoß den Ausruf: „O mein Gott!“
entlockt. Aber mich feſt hinſetzend in gottlob der
Wagenecke ſeufzte ich:

„So, Stopfkuchen!“ . . . und fügte erſt nach
einer Weile hinzu: „Ja, im Grunde läuft es doch
auf ein und dasſelbe hinaus, ob man unter der Hecke
liegen bleibt und das Abenteuer an ſich herankommen
läßt, oder ob man ſich von ſeinem guten Freunde
Fritz Störzer und deſſen altem Le Vaillant und
Johann Reinhold Forſter hinausſchicken läßt, um es
draußen auf den Waſſern und in den Wüſten auf-
zuſuchen!“

Ein ſchriller Pfiff, ein Ziſchen, ein Schnaufen
und Schnauben, ein immer beſchleunigteres Athemholen
und Ächzen und die Heimathſtadt mit allem geiſtigen
und körperlichen eiſernen Beſtand des Menſchen, mit
Lebenden und Todten, mit Vater und Mutter, Onkel
und Tante, mit Freunden, Schulmeiſtern, guten und
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[279/0289] luſtigen Fahrgäſten mit grünen Zweigen an den Hüten, Liederbüchern in den Taſchen, Futterkobern und Körben und allem, was ſonſt zu ſolchem beſchwerdenſchwangern Ausflug aus dem Alltage heraus gehört: ich hätte in kein richtigeres Getümmel für meine Stimmung hineingerathen können. So war die Welt! Mit einiger Mühe gelangte ich in den nach dem Norden abgehenden Zug; aber es war keine unliebe Mühe, und ein Kind habe ich dabei nicht über den Haufen gerannt, auch keinem Weibe durch einen über- eiligen Ellbogenſtoß den Ausruf: „O mein Gott!“ entlockt. Aber mich feſt hinſetzend in gottlob der Wagenecke ſeufzte ich: „So, Stopfkuchen!“ . . . und fügte erſt nach einer Weile hinzu: „Ja, im Grunde läuft es doch auf ein und dasſelbe hinaus, ob man unter der Hecke liegen bleibt und das Abenteuer an ſich herankommen läßt, oder ob man ſich von ſeinem guten Freunde Fritz Störzer und deſſen altem Le Vaillant und Johann Reinhold Forſter hinausſchicken läßt, um es draußen auf den Waſſern und in den Wüſten auf- zuſuchen!“ Ein ſchriller Pfiff, ein Ziſchen, ein Schnaufen und Schnauben, ein immer beſchleunigteres Athemholen und Ächzen und die Heimathſtadt mit allem geiſtigen und körperlichen eiſernen Beſtand des Menſchen, mit Lebenden und Todten, mit Vater und Mutter, Onkel und Tante, mit Freunden, Schulmeiſtern, guten und böſen Kneipgeſellen, mit Kirche und Markt lag hinter

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/289>, abgerufen am 24.11.2024.