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Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.

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geschichtlich-ausnahmsweise keinen Menschen gefressen,
hat kein halb verdautes Matrosenbein, oder keine,
noch auf ein Brett gebundene Kindesleiche in sich.
Es hat nur gegessen, was ihm sonst aus der Natur-
geschichte als zu seiner Nahrung gehörig geboten
wurde, und ich gehe bei ruhigstem Wogengang wieder
hinunter in den Rauchsalon und lasse Stopfkuchen
weiter erzählen.

Er that's; denn die Unterbrechung an dieser
Stelle meines Logbuchs kam nicht auf seine Kappe.
Er berichtete:

"Am Morgen nach der Hochzeit traf natürlich
nur das ein, was ich schon längst im voraus gewußt
hatte. Ich lag auf der rothen Schanze, wenn auch
nicht an der Kette, so doch im beschlossenen Bezirk.
Und daß der gefüllte Freßnapf dazu gehörte, war
für sämmtliche Festgäste des vergangenen schönen Tages
im mehr oder weniger behaglichen Nach-Verdauungs-
gefühl Glaubensartikel Numero Eins im antheil-
nehmenden Hinblick auf mein ferneres Lebensglück.
Ja, ich hatte es nun, was ich hatte haben wollen.
Ich saß mitten drin in meinem Ideal, und ich war
mit meinem Ideal allein auf der rothen Schanze.
Am Lendemain stand ich mit meiner jungen Rosigen
auf dem Wall, der unser junges Glück umschloß und
sah auf Dorf und Stadt hinunter und in die schöne
Natur hinaus und ließ mich recht unnöthigerweise auf
eine Verständigung ein. ,Kind,' sagte ich, ,daß wir
jetzt ins Weite gehen, geht nicht. Dazu habe ich
mir doch nicht so große Mühe um Dich gegeben.

geſchichtlich-ausnahmsweiſe keinen Menſchen gefreſſen,
hat kein halb verdautes Matroſenbein, oder keine,
noch auf ein Brett gebundene Kindesleiche in ſich.
Es hat nur gegeſſen, was ihm ſonſt aus der Natur-
geſchichte als zu ſeiner Nahrung gehörig geboten
wurde, und ich gehe bei ruhigſtem Wogengang wieder
hinunter in den Rauchſalon und laſſe Stopfkuchen
weiter erzählen.

Er that's; denn die Unterbrechung an dieſer
Stelle meines Logbuchs kam nicht auf ſeine Kappe.
Er berichtete:

„Am Morgen nach der Hochzeit traf natürlich
nur das ein, was ich ſchon längſt im voraus gewußt
hatte. Ich lag auf der rothen Schanze, wenn auch
nicht an der Kette, ſo doch im beſchloſſenen Bezirk.
Und daß der gefüllte Freßnapf dazu gehörte, war
für ſämmtliche Feſtgäſte des vergangenen ſchönen Tages
im mehr oder weniger behaglichen Nach-Verdauungs-
gefühl Glaubensartikel Numero Eins im antheil-
nehmenden Hinblick auf mein ferneres Lebensglück.
Ja, ich hatte es nun, was ich hatte haben wollen.
Ich ſaß mitten drin in meinem Ideal, und ich war
mit meinem Ideal allein auf der rothen Schanze.
Am Lendemain ſtand ich mit meiner jungen Roſigen
auf dem Wall, der unſer junges Glück umſchloß und
ſah auf Dorf und Stadt hinunter und in die ſchöne
Natur hinaus und ließ mich recht unnöthigerweiſe auf
eine Verſtändigung ein. ‚Kind,‘ ſagte ich, ‚daß wir
jetzt ins Weite gehen, geht nicht. Dazu habe ich
mir doch nicht ſo große Mühe um Dich gegeben.

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[197/0207] geſchichtlich-ausnahmsweiſe keinen Menſchen gefreſſen, hat kein halb verdautes Matroſenbein, oder keine, noch auf ein Brett gebundene Kindesleiche in ſich. Es hat nur gegeſſen, was ihm ſonſt aus der Natur- geſchichte als zu ſeiner Nahrung gehörig geboten wurde, und ich gehe bei ruhigſtem Wogengang wieder hinunter in den Rauchſalon und laſſe Stopfkuchen weiter erzählen. Er that's; denn die Unterbrechung an dieſer Stelle meines Logbuchs kam nicht auf ſeine Kappe. Er berichtete: „Am Morgen nach der Hochzeit traf natürlich nur das ein, was ich ſchon längſt im voraus gewußt hatte. Ich lag auf der rothen Schanze, wenn auch nicht an der Kette, ſo doch im beſchloſſenen Bezirk. Und daß der gefüllte Freßnapf dazu gehörte, war für ſämmtliche Feſtgäſte des vergangenen ſchönen Tages im mehr oder weniger behaglichen Nach-Verdauungs- gefühl Glaubensartikel Numero Eins im antheil- nehmenden Hinblick auf mein ferneres Lebensglück. Ja, ich hatte es nun, was ich hatte haben wollen. Ich ſaß mitten drin in meinem Ideal, und ich war mit meinem Ideal allein auf der rothen Schanze. Am Lendemain ſtand ich mit meiner jungen Roſigen auf dem Wall, der unſer junges Glück umſchloß und ſah auf Dorf und Stadt hinunter und in die ſchöne Natur hinaus und ließ mich recht unnöthigerweiſe auf eine Verſtändigung ein. ‚Kind,‘ ſagte ich, ‚daß wir jetzt ins Weite gehen, geht nicht. Dazu habe ich mir doch nicht ſo große Mühe um Dich gegeben.

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/207>, abgerufen am 27.11.2024.