Vorsehung und dergleichen. -- Gegen den Wind wäre es mir wohl unmöglich gewesen. Mit dem Winde ging es, und merkwürdigerweise um so besser, je weiter ich die Gassen der Stadt und ihre Gärten hinter mir ließ. Er fegte gegen die rothe Schanze, der Wind, und über die Höhenrücken trieb er den Schnee vom Pfade und schob mich schnarchend aber gutmüthig, als meine auch er: ,Wo wolltest Du an diesem Abend wohl anders hin als zum Vater Quakatz, Heinrich?' -- Auch den Graben des Prinzen Xaver hatte der gute Dämon zugeweht und den Übergang klar gemacht; aber dann kam die weiße Mauer am Thor und an der Hecke, durch den Garten bis an die Fensterladen: na, ob Schnee oder Reisbrei: Stimme des Schicksals, Zug des Herzens, Führung von Oben, und nicht zu vergessen, von Unten der Stammgast im Goldenen Arm, Alles half. Ich war dazu geboren worden, mich durchzufressen ins Schlaraffenland und in Jungfer Quakatzens weiche, weitgeöffnete Arme."
"O, aber Heinrich!" rief erröthend Frau Valen- tine Schaumann.
"Sammetpfötchen, behalte die Krallen eingezogen! wir erzählen ja nur Eduard aus Afrika hiervon, und der sagt es unter seinen Kaffern und seiner Frau nicht weiter."
Vorſehung und dergleichen. — Gegen den Wind wäre es mir wohl unmöglich geweſen. Mit dem Winde ging es, und merkwürdigerweiſe um ſo beſſer, je weiter ich die Gaſſen der Stadt und ihre Gärten hinter mir ließ. Er fegte gegen die rothe Schanze, der Wind, und über die Höhenrücken trieb er den Schnee vom Pfade und ſchob mich ſchnarchend aber gutmüthig, als meine auch er: ‚Wo wollteſt Du an dieſem Abend wohl anders hin als zum Vater Quakatz, Heinrich?‘ — Auch den Graben des Prinzen Xaver hatte der gute Dämon zugeweht und den Übergang klar gemacht; aber dann kam die weiße Mauer am Thor und an der Hecke, durch den Garten bis an die Fenſterladen: na, ob Schnee oder Reisbrei: Stimme des Schickſals, Zug des Herzens, Führung von Oben, und nicht zu vergeſſen, von Unten der Stammgaſt im Goldenen Arm, Alles half. Ich war dazu geboren worden, mich durchzufreſſen ins Schlaraffenland und in Jungfer Quakatzens weiche, weitgeöffnete Arme.“
„O, aber Heinrich!“ rief erröthend Frau Valen- tine Schaumann.
„Sammetpfötchen, behalte die Krallen eingezogen! wir erzählen ja nur Eduard aus Afrika hiervon, und der ſagt es unter ſeinen Kaffern und ſeiner Frau nicht weiter.“
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Vorſehung und dergleichen. — Gegen den Wind wäre
es mir wohl unmöglich geweſen. Mit dem Winde
ging es, und merkwürdigerweiſe um ſo beſſer, je
weiter ich die Gaſſen der Stadt und ihre Gärten
hinter mir ließ. Er fegte gegen die rothe Schanze,
der Wind, und über die Höhenrücken trieb er den
Schnee vom Pfade und ſchob mich ſchnarchend aber
gutmüthig, als meine auch er: ‚Wo wollteſt Du an
dieſem Abend wohl anders hin als zum Vater Quakatz,
Heinrich?‘ — Auch den Graben des Prinzen Xaver
hatte der gute Dämon zugeweht und den Übergang
klar gemacht; aber dann kam die weiße Mauer am
Thor und an der Hecke, durch den Garten bis an
die Fenſterladen: na, ob Schnee oder Reisbrei: Stimme
des Schickſals, Zug des Herzens, Führung von Oben,
und nicht zu vergeſſen, von Unten der Stammgaſt im
Goldenen Arm, Alles half. Ich war dazu geboren
worden, mich durchzufreſſen ins Schlaraffenland und
in Jungfer Quakatzens weiche, weitgeöffnete Arme.“
„O, aber Heinrich!“ rief erröthend Frau Valen-
tine Schaumann.
„Sammetpfötchen, behalte die Krallen eingezogen!
wir erzählen ja nur Eduard aus Afrika hiervon, und
der ſagt es unter ſeinen Kaffern und ſeiner Frau nicht
weiter.“
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordge… [mehr]
Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte" entstand ca. 1888/90. Der Text erschien zuerst 1891 in der Deutschen Roman-Zeitung (28. Jg., Nr. 1–6) und wurde für das Deutsche Textarchiv, gemäß den DTA-Leitlinien, nach der ersten selbstständigen Veröffentlichung digitalisiert.
Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/194>, abgerufen am 17.02.2025.
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