doch lieber einen zarten Ausdruck für das Ding wählend. "Freilich, es mochte ihm, was den anbe- traf, manchmal zu Hause und in der Schule auch nicht zum Besten gehen. Nun, auf der rothen Schanze saß er dann mit seinen Sünden ebenso sicher als wie ich. Beim Mordbauern Quakatz that ihm keiner noch mehr was darum zuleide, sondern im Gegen- theil! Er war mir vielleicht auch darum gerade recht und zu meinem und meines seligen Vaters Umgang passend, weil auch er recht häufig was auf dem Ge- wissen hatte und noch mit den Thränenspuren auf den Backen zu uns heraus kam und dort von der Wallbrüstung auf die ganze Stadt und die ganze Schule ungestört hinunterbrummen und grummeln und schimpfen konnte. Schrecklich faul muß er da- mals gewesen sein, Herr Eduard."
"Meine jetzigen süßen Daseinsbedingungen in dieser Hinsicht läßt sie gelten, Eduard. Aber ich imponire ihr doch auch ein wenig durch meine Petre- fakten und die gelehrte Korrespondenz, die sich daran knüpft. Man kann schon seinem Weibe was unter die Nase halten, wenn man Mitglied von einem halben Dutzend paläontologischer Gesellschaften ist. Und Eines blüht ihr noch. Meine Abhandlung über das Mammuth und seine Beziehungen zu der rothen Schanze, dem Prinzen Xaver von Sachsen und dem Bauer Andreas Quakatz nebst angehängtem Exkurs über das Megatherium wird ihr unbedingt gewidmet. Wer weiß, ob das Riesenfaulthier ihr nicht noch den
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doch lieber einen zarten Ausdruck für das Ding wählend. „Freilich, es mochte ihm, was den anbe- traf, manchmal zu Hauſe und in der Schule auch nicht zum Beſten gehen. Nun, auf der rothen Schanze ſaß er dann mit ſeinen Sünden ebenſo ſicher als wie ich. Beim Mordbauern Quakatz that ihm keiner noch mehr was darum zuleide, ſondern im Gegen- theil! Er war mir vielleicht auch darum gerade recht und zu meinem und meines ſeligen Vaters Umgang paſſend, weil auch er recht häufig was auf dem Ge- wiſſen hatte und noch mit den Thränenſpuren auf den Backen zu uns heraus kam und dort von der Wallbrüſtung auf die ganze Stadt und die ganze Schule ungeſtört hinunterbrummen und grummeln und ſchimpfen konnte. Schrecklich faul muß er da- mals geweſen ſein, Herr Eduard.“
„Meine jetzigen ſüßen Daſeinsbedingungen in dieſer Hinſicht läßt ſie gelten, Eduard. Aber ich imponire ihr doch auch ein wenig durch meine Petre- fakten und die gelehrte Korreſpondenz, die ſich daran knüpft. Man kann ſchon ſeinem Weibe was unter die Naſe halten, wenn man Mitglied von einem halben Dutzend paläontologiſcher Geſellſchaften iſt. Und Eines blüht ihr noch. Meine Abhandlung über das Mammuth und ſeine Beziehungen zu der rothen Schanze, dem Prinzen Xaver von Sachſen und dem Bauer Andreas Quakatz nebſt angehängtem Exkurs über das Megatherium wird ihr unbedingt gewidmet. Wer weiß, ob das Rieſenfaulthier ihr nicht noch den
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doch lieber einen zarten Ausdruck für das Ding
wählend. „Freilich, es mochte ihm, was den anbe-
traf, manchmal zu Hauſe und in der Schule auch
nicht zum Beſten gehen. Nun, auf der rothen Schanze
ſaß er dann mit ſeinen Sünden ebenſo ſicher als wie
ich. Beim Mordbauern Quakatz that ihm keiner
noch mehr was darum zuleide, ſondern im Gegen-
theil! Er war mir vielleicht auch darum gerade recht
und zu meinem und meines ſeligen Vaters Umgang
paſſend, weil auch er recht häufig was auf dem Ge-
wiſſen hatte und noch mit den Thränenſpuren auf
den Backen zu uns heraus kam und dort von der
Wallbrüſtung auf die ganze Stadt und die ganze
Schule ungeſtört hinunterbrummen und grummeln
und ſchimpfen konnte. Schrecklich faul muß er da-
mals geweſen ſein, Herr Eduard.“
„Meine jetzigen ſüßen Daſeinsbedingungen in
dieſer Hinſicht läßt ſie gelten, Eduard. Aber ich
imponire ihr doch auch ein wenig durch meine Petre-
fakten und die gelehrte Korreſpondenz, die ſich daran
knüpft. Man kann ſchon ſeinem Weibe was unter
die Naſe halten, wenn man Mitglied von einem
halben Dutzend paläontologiſcher Geſellſchaften iſt.
Und Eines blüht ihr noch. Meine Abhandlung über
das Mammuth und ſeine Beziehungen zu der rothen
Schanze, dem Prinzen Xaver von Sachſen und dem
Bauer Andreas Quakatz nebſt angehängtem Exkurs
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Wer weiß, ob das Rieſenfaulthier ihr nicht noch den
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordge… [mehr]
Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte" entstand ca. 1888/90. Der Text erschien zuerst 1891 in der Deutschen Roman-Zeitung (28. Jg., Nr. 1–6) und wurde für das Deutsche Textarchiv, gemäß den DTA-Leitlinien, nach der ersten selbstständigen Veröffentlichung digitalisiert.
Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/157>, abgerufen am 27.11.2024.
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