Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.Äquator hatte er die schönen Reste davon eben ent- Wie als wenn eben vom Hause her auch der "Ist es die Möglichkeit?" stammelte ich. "Frau Die Frau stand nur bleich und wortlos und "Es ist die Möglichkeit gewesen," sagte dieser. "Aber Deine Frau! So sieh doch nur Deine "Meine Frau erfährt von meinem Wissen in Äquator hatte er die ſchönen Reſte davon eben ent- Wie als wenn eben vom Hauſe her auch der „Iſt es die Möglichkeit?“ ſtammelte ich. „Frau Die Frau ſtand nur bleich und wortlos und „Es iſt die Möglichkeit geweſen,“ ſagte dieſer. „Aber Deine Frau! So ſieh doch nur Deine „Meine Frau erfährt von meinem Wiſſen in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0133" n="123"/> Äquator hatte er die ſchönen Reſte davon eben ent-<lb/> behrlich gefunden.</p><lb/> <p>Wie als wenn eben vom Hauſe her auch der<lb/> Ruf: „Feuer! Feuer auf der rothen Schanze!“ er-<lb/> ſchollen wäre, war ich aufgeſprungen und ſtand Frau<lb/> Valentine aufrecht am Tiſche und hatte ihr Strick-<lb/> zeug weit von ſich geſchleudert.</p><lb/> <p>„Iſt es die Möglichkeit?“ ſtammelte ich. „Frau<lb/> Valentine —“</p><lb/> <p>Die Frau ſtand nur bleich und wortlos und<lb/> ſtarrte aus weit offenen Augen auf ihren Mann.</p><lb/> <p>„Es iſt die Möglichkeit geweſen,“ ſagte dieſer.<lb/> „Es iſt eine altbekannte Sache, auch der Dummſte<lb/> kann einen Zweck erreichen, wenn er nur ſeinen<lb/> Dickkopf feſt dran und draufſetzt. Ja, Kinder, ich<lb/> weiß es heute, wer Kienbaum todtgeſchlagen hat.“</p><lb/> <p>„Aber Deine Frau! So ſieh doch nur Deine<lb/> Frau an! Menſch, Menſch, hat denn Deine Frau<lb/> ebenfalls bis heute, wie alle andern —“</p><lb/> <p>„Meine Frau erfährt von meinem Wiſſen in<lb/> dieſem Augenblick gleichfalls das erſte Wort. Das<lb/> kannſt Du ihr doch anſehen, Eduard. Aber ſo ſetze<lb/> Dich doch wieder, Tinchen! Liebes Herz, Alte, liebe,<lb/> gute Alte, bleib doch ruhig. Erinnere Dich, was wir<lb/> ausgemacht haben. Erſt wenn mir die Pfeife über<lb/> einer Sache ausgeht, kommt an Dich die Reihe<lb/> Jodute! zu rufen, mit den Beinen zu ſtrampeln, die<lb/> Arme aufzuwerfen und der Welt mit Thränen oder<lb/> Grobheiten aufzuwarten. Kinder, thut mir den Ge-<lb/> fallen und ſitzt ſtill!“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [123/0133]
Äquator hatte er die ſchönen Reſte davon eben ent-
behrlich gefunden.
Wie als wenn eben vom Hauſe her auch der
Ruf: „Feuer! Feuer auf der rothen Schanze!“ er-
ſchollen wäre, war ich aufgeſprungen und ſtand Frau
Valentine aufrecht am Tiſche und hatte ihr Strick-
zeug weit von ſich geſchleudert.
„Iſt es die Möglichkeit?“ ſtammelte ich. „Frau
Valentine —“
Die Frau ſtand nur bleich und wortlos und
ſtarrte aus weit offenen Augen auf ihren Mann.
„Es iſt die Möglichkeit geweſen,“ ſagte dieſer.
„Es iſt eine altbekannte Sache, auch der Dummſte
kann einen Zweck erreichen, wenn er nur ſeinen
Dickkopf feſt dran und draufſetzt. Ja, Kinder, ich
weiß es heute, wer Kienbaum todtgeſchlagen hat.“
„Aber Deine Frau! So ſieh doch nur Deine
Frau an! Menſch, Menſch, hat denn Deine Frau
ebenfalls bis heute, wie alle andern —“
„Meine Frau erfährt von meinem Wiſſen in
dieſem Augenblick gleichfalls das erſte Wort. Das
kannſt Du ihr doch anſehen, Eduard. Aber ſo ſetze
Dich doch wieder, Tinchen! Liebes Herz, Alte, liebe,
gute Alte, bleib doch ruhig. Erinnere Dich, was wir
ausgemacht haben. Erſt wenn mir die Pfeife über
einer Sache ausgeht, kommt an Dich die Reihe
Jodute! zu rufen, mit den Beinen zu ſtrampeln, die
Arme aufzuwerfen und der Welt mit Thränen oder
Grobheiten aufzuwarten. Kinder, thut mir den Ge-
fallen und ſitzt ſtill!“
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