die Sache ernst, vorzüglich wo sein Vortheil, sein Ehrgeiz, oder seine Eitelkeit mit im Spiel ist.
Aber es ist doch hübsch im Vaterlande, und wenn dem nicht so wäre so würde ich Dieses sicher- lich nicht der Rückreise-Unterhaltung wegen an Bord des Hagebucher auf den langen Wogen des Atlan- tischen Oceans niederschreiben. Zum wenigsten werde ich mir, wenn das Wetter gut bleibt, dreißig nicht ganz unnütz verträumte Seefahrtstage -- von Ham- burg aus gerechnet -- durch die ungewohnte Feder- arbeit verschaffen. Wie aber würden sich meine Nachbarn am Oranjefluß und im Transvaalschen über unsern gemeinsamen Vetter Stopfkuchen wundern und freuen, wenn sie das Kajüten-Gekritzel lesen könnten, so sie es in die Hände kriegten! Zu dem Letzteren ist aber so wenig eine Aussicht wie zu dem Ersteren, und unser Präsident, mein guter Freund daheim im Burenlande, hat wirklich auch wenig Zeit zu so was, sonst thäte er mir wohl den Gefallen und sagte mir seine Meinung über mein Manuskript.
Es war eine sternenklare Nacht, und wir waren auf dem Heimwege. Nicht nach dem Kap der guten Hoffnung sondern vom "Brummersumm". Einer gottlob unter einem ganzen, ja auch unter einem
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die Sache ernſt, vorzüglich wo ſein Vortheil, ſein Ehrgeiz, oder ſeine Eitelkeit mit im Spiel iſt.
Aber es iſt doch hübſch im Vaterlande, und wenn dem nicht ſo wäre ſo würde ich Dieſes ſicher- lich nicht der Rückreiſe-Unterhaltung wegen an Bord des Hagebucher auf den langen Wogen des Atlan- tiſchen Oceans niederſchreiben. Zum wenigſten werde ich mir, wenn das Wetter gut bleibt, dreißig nicht ganz unnütz verträumte Seefahrtstage — von Ham- burg aus gerechnet — durch die ungewohnte Feder- arbeit verſchaffen. Wie aber würden ſich meine Nachbarn am Oranjefluß und im Transvaalſchen über unſern gemeinſamen Vetter Stopfkuchen wundern und freuen, wenn ſie das Kajüten-Gekritzel leſen könnten, ſo ſie es in die Hände kriegten! Zu dem Letzteren iſt aber ſo wenig eine Ausſicht wie zu dem Erſteren, und unſer Präſident, mein guter Freund daheim im Burenlande, hat wirklich auch wenig Zeit zu ſo was, ſonſt thäte er mir wohl den Gefallen und ſagte mir ſeine Meinung über mein Manuſkript.
Es war eine ſternenklare Nacht, und wir waren auf dem Heimwege. Nicht nach dem Kap der guten Hoffnung ſondern vom „Brummerſumm“. Einer gottlob unter einem ganzen, ja auch unter einem
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die Sache ernſt, vorzüglich wo ſein Vortheil, ſein
Ehrgeiz, oder ſeine Eitelkeit mit im Spiel iſt.
Aber es iſt doch hübſch im Vaterlande, und
wenn dem nicht ſo wäre ſo würde ich Dieſes ſicher-
lich nicht der Rückreiſe-Unterhaltung wegen an Bord
des Hagebucher auf den langen Wogen des Atlan-
tiſchen Oceans niederſchreiben. Zum wenigſten werde
ich mir, wenn das Wetter gut bleibt, dreißig nicht
ganz unnütz verträumte Seefahrtstage — von Ham-
burg aus gerechnet — durch die ungewohnte Feder-
arbeit verſchaffen. Wie aber würden ſich meine
Nachbarn am Oranjefluß und im Transvaalſchen
über unſern gemeinſamen Vetter Stopfkuchen wundern
und freuen, wenn ſie das Kajüten-Gekritzel leſen
könnten, ſo ſie es in die Hände kriegten! Zu dem
Letzteren iſt aber ſo wenig eine Ausſicht wie zu dem
Erſteren, und unſer Präſident, mein guter Freund
daheim im Burenlande, hat wirklich auch wenig Zeit
zu ſo was, ſonſt thäte er mir wohl den Gefallen und
ſagte mir ſeine Meinung über mein Manuſkript.
Es war eine ſternenklare Nacht, und wir waren
auf dem Heimwege. Nicht nach dem Kap der guten
Hoffnung ſondern vom „Brummerſumm“. Einer
gottlob unter einem ganzen, ja auch unter einem
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordge… [mehr]
Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte" entstand ca. 1888/90. Der Text erschien zuerst 1891 in der Deutschen Roman-Zeitung (28. Jg., Nr. 1–6) und wurde für das Deutsche Textarchiv, gemäß den DTA-Leitlinien, nach der ersten selbstständigen Veröffentlichung digitalisiert.
Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/13>, abgerufen am 16.02.2025.
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