doch lieb und das Beste. Ich weiß es von Allen im Dorfe und auch unten in der Stadt, daß er Kienbaum todtgeschlagen hat, und ich glaube es nicht. Darauf lasse ich mich todtschlagen von euch Allen, daß er es nicht gethan hat, aber das weiß ich auch, daß er die ganze Welt, und Dich auch, Stadtjunge, vergiften könnte. Das glaube ich fest! Er sagt es, daß er alle unsere Hausmäuse und unsere Feldmäuse und die Hamäuse auch gern frei laufen und Schaden thun läßt, weil er euch nicht an den Hals kann.' Was konnte ich darauf anders sagen als: Tinchen Quakatz, dann sieh nur zu, daß er mich in der Naturgeschichte als Haus-, Feld- und Hamaus mitzählt; denn morgen komme ich noch einmal wieder nach der rothen Schanze, wenn ich nicht nachsitzen muß. ,Mein Vater hat auch sitzen müssen; aber sie haben ihn doch immer wieder frei geben müssen. Sie können ihm mit aller Gewalt nichts anhaben. Es kann ihm Keiner be- weisen, daß er Kienbaum todtgeschlagen hat.'"
In diesem Augenblick trat Frau Valentine wieder einmal aus dem Hause, kam aber diesmal mit ihrem Arbeitskörbchen und setzte sich zu uns, indem sie ihren Stuhl dicht an den ihres Mannes rückte.
"Nicht so nahe auf den Leib, Kind!" seufzte Stopfkuchen. "Ist das ein gedeihlicher Sommer
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doch lieb und das Beſte. Ich weiß es von Allen im Dorfe und auch unten in der Stadt, daß er Kienbaum todtgeſchlagen hat, und ich glaube es nicht. Darauf laſſe ich mich todtſchlagen von euch Allen, daß er es nicht gethan hat, aber das weiß ich auch, daß er die ganze Welt, und Dich auch, Stadtjunge, vergiften könnte. Das glaube ich feſt! Er ſagt es, daß er alle unſere Hausmäuſe und unſere Feldmäuſe und die Hamäuſe auch gern frei laufen und Schaden thun läßt, weil er euch nicht an den Hals kann.‘ Was konnte ich darauf anders ſagen als: Tinchen Quakatz, dann ſieh nur zu, daß er mich in der Naturgeſchichte als Haus-, Feld- und Hamaus mitzählt; denn morgen komme ich noch einmal wieder nach der rothen Schanze, wenn ich nicht nachſitzen muß. ‚Mein Vater hat auch ſitzen müſſen; aber ſie haben ihn doch immer wieder frei geben müſſen. Sie können ihm mit aller Gewalt nichts anhaben. Es kann ihm Keiner be- weiſen, daß er Kienbaum todtgeſchlagen hat.‘“
In dieſem Augenblick trat Frau Valentine wieder einmal aus dem Hauſe, kam aber diesmal mit ihrem Arbeitskörbchen und ſetzte ſich zu uns, indem ſie ihren Stuhl dicht an den ihres Mannes rückte.
„Nicht ſo nahe auf den Leib, Kind!“ ſeufzte Stopfkuchen. „Iſt das ein gedeihlicher Sommer
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doch lieb und das Beſte. Ich weiß es von Allen im
Dorfe und auch unten in der Stadt, daß er Kienbaum
todtgeſchlagen hat, und ich glaube es nicht. Darauf
laſſe ich mich todtſchlagen von euch Allen, daß er es
nicht gethan hat, aber das weiß ich auch, daß er die
ganze Welt, und Dich auch, Stadtjunge, vergiften
könnte. Das glaube ich feſt! Er ſagt es, daß er
alle unſere Hausmäuſe und unſere Feldmäuſe und die
Hamäuſe auch gern frei laufen und Schaden thun
läßt, weil er euch nicht an den Hals kann.‘ Was
konnte ich darauf anders ſagen als: Tinchen Quakatz,
dann ſieh nur zu, daß er mich in der Naturgeſchichte
als Haus-, Feld- und Hamaus mitzählt; denn morgen
komme ich noch einmal wieder nach der rothen Schanze,
wenn ich nicht nachſitzen muß. ‚Mein Vater hat
auch ſitzen müſſen; aber ſie haben ihn doch immer
wieder frei geben müſſen. Sie können ihm mit aller
Gewalt nichts anhaben. Es kann ihm Keiner be-
weiſen, daß er Kienbaum todtgeſchlagen hat.‘“
In dieſem Augenblick trat Frau Valentine wieder
einmal aus dem Hauſe, kam aber diesmal mit ihrem
Arbeitskörbchen und ſetzte ſich zu uns, indem ſie ihren
Stuhl dicht an den ihres Mannes rückte.
„Nicht ſo nahe auf den Leib, Kind!“ ſeufzte
Stopfkuchen. „Iſt das ein gedeihlicher Sommer
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordge… [mehr]
Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte" entstand ca. 1888/90. Der Text erschien zuerst 1891 in der Deutschen Roman-Zeitung (28. Jg., Nr. 1–6) und wurde für das Deutsche Textarchiv, gemäß den DTA-Leitlinien, nach der ersten selbstständigen Veröffentlichung digitalisiert.
Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/125>, abgerufen am 16.02.2025.
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