Es liegt mir daran, gleich in den ersten Zeilen dieser Niederschrift zu beweisen oder darzu- thun, daß ich noch zu den Gebildeten mich zählen darf. Nämlich ich habe es in Südafrika zu einem Vermögen gebracht, und das bringen Leute ohne todte Sprachen, Litteratur, Kunst-Geschichte und Philosophie eigentlich am leichtesten und besten zu Stande. Und so ist es im Grunde auch das Richtige und Dien- lichste zur Ausbreitung der Kultur; denn man kann doch nicht von jedem deutschen Professor verlangen, daß er auch nach Afrika gehe und sein Wissen an den Mann, das heißt an den Buschmann bringe; oder es im Busche sitzen lasse, bloß -- um ein Ver- mögen zu machen.
"Geben wir den Beweis aus der ,verhängniß- vollen Gabel', Eduard, daß wir immer noch unsere Litteraturkunde am Bändchen haben!" Eduard ist nämlich mein Taufname, und Mopsus heißt bei August von Platen der Schäfer in Arkadien, welcher auf dem Vorgebürg der guten Hoffnung mit der
W. Raabe. Stopfkuchen. 1
Wieder an Bord! —
Es liegt mir daran, gleich in den erſten Zeilen dieſer Niederſchrift zu beweiſen oder darzu- thun, daß ich noch zu den Gebildeten mich zählen darf. Nämlich ich habe es in Südafrika zu einem Vermögen gebracht, und das bringen Leute ohne todte Sprachen, Litteratur, Kunſt-Geſchichte und Philoſophie eigentlich am leichteſten und beſten zu Stande. Und ſo iſt es im Grunde auch das Richtige und Dien- lichſte zur Ausbreitung der Kultur; denn man kann doch nicht von jedem deutſchen Profeſſor verlangen, daß er auch nach Afrika gehe und ſein Wiſſen an den Mann, das heißt an den Buſchmann bringe; oder es im Buſche ſitzen laſſe, bloß — um ein Ver- mögen zu machen.
„Geben wir den Beweis aus der ‚verhängniß- vollen Gabel‘, Eduard, daß wir immer noch unſere Litteraturkunde am Bändchen haben!“ Eduard iſt nämlich mein Taufname, und Mopſus heißt bei Auguſt von Platen der Schäfer in Arkadien, welcher auf dem Vorgebürg der guten Hoffnung mit der
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Wieder an Bord! —
Es liegt mir daran, gleich in den erſten Zeilen
dieſer Niederſchrift zu beweiſen oder darzu-
thun, daß ich noch zu den Gebildeten mich zählen
darf. Nämlich ich habe es in Südafrika zu einem
Vermögen gebracht, und das bringen Leute ohne todte
Sprachen, Litteratur, Kunſt-Geſchichte und Philoſophie
eigentlich am leichteſten und beſten zu Stande. Und
ſo iſt es im Grunde auch das Richtige und Dien-
lichſte zur Ausbreitung der Kultur; denn man kann
doch nicht von jedem deutſchen Profeſſor verlangen,
daß er auch nach Afrika gehe und ſein Wiſſen an
den Mann, das heißt an den Buſchmann bringe;
oder es im Buſche ſitzen laſſe, bloß — um ein Ver-
mögen zu machen.
„Geben wir den Beweis aus der ‚verhängniß-
vollen Gabel‘, Eduard, daß wir immer noch unſere
Litteraturkunde am Bändchen haben!“ Eduard iſt
nämlich mein Taufname, und Mopſus heißt bei
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordge… [mehr]
Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte" entstand ca. 1888/90. Der Text erschien zuerst 1891 in der Deutschen Roman-Zeitung (28. Jg., Nr. 1–6) und wurde für das Deutsche Textarchiv, gemäß den DTA-Leitlinien, nach der ersten selbstständigen Veröffentlichung digitalisiert.
Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 1. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/11>, abgerufen am 03.03.2025.
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