Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.-- das Kind versenkt, sich umdrehend, das Köpfchen "Gute Nacht, Elise! Felicissima notte, sagen sie Am 10. Januar. -- Seit ich jene Mappe, überschrieben: Ein Kinderleben, Da ist so ein altes Blatt: Wir sind sehr ungnädig. Ein alter, dicker, lächeln- — das Kind verſenkt, ſich umdrehend, das Köpfchen „Gute Nacht, Eliſe! Felicissima notte, ſagen ſie Am 10. Januar. — Seit ich jene Mappe, überſchrieben: Ein Kinderleben, Da iſt ſo ein altes Blatt: Wir ſind ſehr ungnädig. Ein alter, dicker, lächeln- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0094" n="84"/> — das Kind verſenkt, ſich umdrehend, das Köpfchen<lb/> wieder in die Kiſſen. — — — — — — —</p><lb/> <p>„Gute Nacht, Eliſe! <hi rendition="#aq">Felicissima notte,</hi> ſagen ſie<lb/> in dem ſchönen Italien, wo Du heute weilſt, eine glück-<lb/> liche, liebende Frau: <hi rendition="#aq">Felicissima notte,</hi> Eliſe!“ —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="1"> <dateline> <hi rendition="#right">Am 10. Januar. —</hi> </dateline><lb/> <p>Seit ich jene Mappe, überſchrieben: Ein Kinderleben,<lb/> — hervorgenommen habe, iſt in meinem bisherigen Fen-<lb/> ſter- und Gaſſenſtudium eine Pauſe eingetreten. Es<lb/> ſoll draußen ſehr kalter Winter ſein; Strobel behauptet<lb/> es, auch Roſalie iſt nicht dagegen. Ich kann nicht<lb/> ſagen, daß ich viel davon wüßte. In dieſen vergilben-<lb/> den Blättern hier vor mir iſt es ſonniger Frühling und<lb/> blühender Sommer. Es macht mir Freude, mich darin<lb/> zu verlieren und ich erzähle deshalb weiter.</p><lb/> <p>Da iſt ſo ein altes Blatt:</p><lb/> <p>Wir ſind ſehr ungnädig. Ein alter, dicker, lächeln-<lb/> der Herr iſt da geweſen, hat uns den Puls gefühlt,<lb/> noch mehr gelächelt, einige Mal mit ſeinem ſpiegelblan-<lb/> ken Stockknopf ſeine Naſenſpitze berührt, hat Dinte und<lb/> Papier gefordert und kurze Zeit auf einem länglichen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [84/0094]
— das Kind verſenkt, ſich umdrehend, das Köpfchen
wieder in die Kiſſen. — — — — — — —
„Gute Nacht, Eliſe! Felicissima notte, ſagen ſie
in dem ſchönen Italien, wo Du heute weilſt, eine glück-
liche, liebende Frau: Felicissima notte, Eliſe!“ —
Am 10. Januar. —
Seit ich jene Mappe, überſchrieben: Ein Kinderleben,
— hervorgenommen habe, iſt in meinem bisherigen Fen-
ſter- und Gaſſenſtudium eine Pauſe eingetreten. Es
ſoll draußen ſehr kalter Winter ſein; Strobel behauptet
es, auch Roſalie iſt nicht dagegen. Ich kann nicht
ſagen, daß ich viel davon wüßte. In dieſen vergilben-
den Blättern hier vor mir iſt es ſonniger Frühling und
blühender Sommer. Es macht mir Freude, mich darin
zu verlieren und ich erzähle deshalb weiter.
Da iſt ſo ein altes Blatt:
Wir ſind ſehr ungnädig. Ein alter, dicker, lächeln-
der Herr iſt da geweſen, hat uns den Puls gefühlt,
noch mehr gelächelt, einige Mal mit ſeinem ſpiegelblan-
ken Stockknopf ſeine Naſenſpitze berührt, hat Dinte und
Papier gefordert und kurze Zeit auf einem länglichen
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