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Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.

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ich alle Liebe für die Eltern nun in dem Kinde concen-
trirte, hoffte ich auf den Trümmern des zusammenge-
stürzten Glücks ein neues hervorblühen sehen zu können.
-- Drüben blieb die Wohnung nicht lange leer; mein
dicker Freund, der Doctor Wimmer, zog ein und machte
eine geraume Zeit den Haupthelden und Faxenmacher
der Sperlingsgasse.



Elise! -- So oft ich diesen Namen niederschreibe,
klingt es wieder in der immer dunkler herabsinkenden
Nacht meines Alters, wie ein Kindermärchen, wie Lerchen-
jubel und Nachtigallenklage, -- umgaukelt es mich so
duftig, so leicht, so elfenhaft ...... Elise, Elise komm
zurück! Sieh' ich bin alt und einsam! Weißt Du nicht,
daß ich Dich auf den Armen schaukelte, daß ich über Dir
wachte in langen Nächten, wie nur eine Mutter über
ihrem Kinde wachen kann? -- Und aus weiter Ferne
glaube ich oft eine zärtliche wie Musik tönende Stimme
zu vernehmen: Ich komme! ich komme! -- Geduld, nur
noch eine kurze Zeit! --

Und ich warte und hoffe und fülle diese Blätter mit
den Namen meines Kindes Elise!

ich alle Liebe für die Eltern nun in dem Kinde concen-
trirte, hoffte ich auf den Trümmern des zuſammenge-
ſtürzten Glücks ein neues hervorblühen ſehen zu können.
— Drüben blieb die Wohnung nicht lange leer; mein
dicker Freund, der Doctor Wimmer, zog ein und machte
eine geraume Zeit den Haupthelden und Faxenmacher
der Sperlingsgaſſe.



Eliſe! — So oft ich dieſen Namen niederſchreibe,
klingt es wieder in der immer dunkler herabſinkenden
Nacht meines Alters, wie ein Kindermärchen, wie Lerchen-
jubel und Nachtigallenklage, — umgaukelt es mich ſo
duftig, ſo leicht, ſo elfenhaft ...... Eliſe, Eliſe komm
zurück! Sieh’ ich bin alt und einſam! Weißt Du nicht,
daß ich Dich auf den Armen ſchaukelte, daß ich über Dir
wachte in langen Nächten, wie nur eine Mutter über
ihrem Kinde wachen kann? — Und aus weiter Ferne
glaube ich oft eine zärtliche wie Muſik tönende Stimme
zu vernehmen: Ich komme! ich komme! — Geduld, nur
noch eine kurze Zeit! —

Und ich warte und hoffe und fülle dieſe Blätter mit
den Namen meines Kindes Eliſe!

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[74/0084] ich alle Liebe für die Eltern nun in dem Kinde concen- trirte, hoffte ich auf den Trümmern des zuſammenge- ſtürzten Glücks ein neues hervorblühen ſehen zu können. — Drüben blieb die Wohnung nicht lange leer; mein dicker Freund, der Doctor Wimmer, zog ein und machte eine geraume Zeit den Haupthelden und Faxenmacher der Sperlingsgaſſe. Am 5. Januar. — Eliſe! — So oft ich dieſen Namen niederſchreibe, klingt es wieder in der immer dunkler herabſinkenden Nacht meines Alters, wie ein Kindermärchen, wie Lerchen- jubel und Nachtigallenklage, — umgaukelt es mich ſo duftig, ſo leicht, ſo elfenhaft ...... Eliſe, Eliſe komm zurück! Sieh’ ich bin alt und einſam! Weißt Du nicht, daß ich Dich auf den Armen ſchaukelte, daß ich über Dir wachte in langen Nächten, wie nur eine Mutter über ihrem Kinde wachen kann? — Und aus weiter Ferne glaube ich oft eine zärtliche wie Muſik tönende Stimme zu vernehmen: Ich komme! ich komme! — Geduld, nur noch eine kurze Zeit! — Und ich warte und hoffe und fülle dieſe Blätter mit den Namen meines Kindes Eliſe!

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857/84>, abgerufen am 21.11.2024.