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Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.

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wieder einmal einen Mondscheingang machen?" fragt
Elise, mir den Arm um die Schulter legend.

"Euch?" fragt die Tante Helene. Warum denn
nur "Euch" Licht anzünden?"

"Das will ich Dir sagen, Mama," mischt sich Gustav
ein. Du kannst bekanntlich keine Mäuse sehen, und
da es seit einiger Zeit hier beim Onkel Wachholder
ordentlich von ihnen wimmelt, so sind wir Deinetwegen
so aufopfernd, im Dunkeln zu sitzen."

"Waren das etwa Mäuse, was wir da am Fenster
knuspern und pispern hörten?" frage ich.

"Ich habe nichts gehört!" sagt Lischen treuherzig,
während Gustav: "Versteht sich!" ruft und den Inhalt
eines Obstkörbchens in seine Taschen ausleert.

"Was machst Du da, Mäusekönig?" fragt seine
Mutter.

"Ich verproviantire mich zu unserer Mondscheinfahrt,
Mama; Lischens Frage war natürlich höchst überflüssig.
Da, Lise, nimm den Rest -- ich kann nicht mehr lassen!"

Elise läßt sich das nicht zweimal sagen und scheint
in der That ihre Frage für unnöthig zu halten. Nach
einigen Einwendungen der Tante wegen kalter Abend-
luft u. s. w. machen wir uns auf, hinaus in die Som-
mermondscheinnacht! --

Die scharfen Schatten auf dem Pflaster und an den

wieder einmal einen Mondſcheingang machen?“ fragt
Eliſe, mir den Arm um die Schulter legend.

Euch?“ fragt die Tante Helene. Warum denn
nur „Euch“ Licht anzünden?“

„Das will ich Dir ſagen, Mama,“ miſcht ſich Guſtav
ein. Du kannſt bekanntlich keine Mäuſe ſehen, und
da es ſeit einiger Zeit hier beim Onkel Wachholder
ordentlich von ihnen wimmelt, ſo ſind wir Deinetwegen
ſo aufopfernd, im Dunkeln zu ſitzen.“

„Waren das etwa Mäuſe, was wir da am Fenſter
knuspern und pispern hörten?“ frage ich.

„Ich habe nichts gehört!“ ſagt Lischen treuherzig,
während Guſtav: „Verſteht ſich!“ ruft und den Inhalt
eines Obſtkörbchens in ſeine Taſchen ausleert.

„Was machſt Du da, Mäuſekönig?“ fragt ſeine
Mutter.

„Ich verproviantire mich zu unſerer Mondſcheinfahrt,
Mama; Lischens Frage war natürlich höchſt überflüſſig.
Da, Liſe, nimm den Reſt — ich kann nicht mehr laſſen!“

Eliſe läßt ſich das nicht zweimal ſagen und ſcheint
in der That ihre Frage für unnöthig zu halten. Nach
einigen Einwendungen der Tante wegen kalter Abend-
luft u. ſ. w. machen wir uns auf, hinaus in die Som-
mermondſcheinnacht! —

Die ſcharfen Schatten auf dem Pflaſter und an den

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[233/0243] wieder einmal einen Mondſcheingang machen?“ fragt Eliſe, mir den Arm um die Schulter legend. „Euch?“ fragt die Tante Helene. Warum denn nur „Euch“ Licht anzünden?“ „Das will ich Dir ſagen, Mama,“ miſcht ſich Guſtav ein. Du kannſt bekanntlich keine Mäuſe ſehen, und da es ſeit einiger Zeit hier beim Onkel Wachholder ordentlich von ihnen wimmelt, ſo ſind wir Deinetwegen ſo aufopfernd, im Dunkeln zu ſitzen.“ „Waren das etwa Mäuſe, was wir da am Fenſter knuspern und pispern hörten?“ frage ich. „Ich habe nichts gehört!“ ſagt Lischen treuherzig, während Guſtav: „Verſteht ſich!“ ruft und den Inhalt eines Obſtkörbchens in ſeine Taſchen ausleert. „Was machſt Du da, Mäuſekönig?“ fragt ſeine Mutter. „Ich verproviantire mich zu unſerer Mondſcheinfahrt, Mama; Lischens Frage war natürlich höchſt überflüſſig. Da, Liſe, nimm den Reſt — ich kann nicht mehr laſſen!“ Eliſe läßt ſich das nicht zweimal ſagen und ſcheint in der That ihre Frage für unnöthig zu halten. Nach einigen Einwendungen der Tante wegen kalter Abend- luft u. ſ. w. machen wir uns auf, hinaus in die Som- mermondſcheinnacht! — Die ſcharfen Schatten auf dem Pflaſter und an den

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857/243>, abgerufen am 22.11.2024.