Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.verstanden zu haben und gähnt: "Ah, ouf quelle bete Da habt ihr die beiden Nationen und ..... Wet- 33/4 Uhr. Die meisten Dichterwerke der neusten Zeit verſtanden zu haben und gähnt: „Ah, ouf quelle bête Da habt ihr die beiden Nationen und ..... Wet- 3¾ Uhr. Die meiſten Dichterwerke der neuſten Zeit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0229" n="219"/> verſtanden zu haben und gähnt: <hi rendition="#aq">„Ah, ouf quelle bête<lb/> allemande! Eh vogue la galère, — jusqu’à la mort<lb/> tout est vie!“</hi></p><lb/> <p>Da habt ihr die beiden Nationen und ..... Wet-<lb/> ter, — da gebe ich nicht Acht und — meine Fliege von<lb/> vorhin entſchlüpft ſummend aus dem wiedergeöffneten<lb/> Fenſter! Nie mehr wird ſie meinen Freund Wachholder<lb/> umſchwirren, niemehr auf dem Rande der Zuckerdoſe<lb/> umherſpazieren oder gegen die Scheiben ſtoßen! Sie<lb/> hat, was ſie wollte — unbegrenzte Freiheit, aber ach —<lb/> heute Abend — keinen warmen Ofen mehr, ſich daran<lb/> zu wärmen; in den Rinnſteinen der Sperlingsgaſſe fließt<lb/> weder Milch noch Honig! — Verflucht ſei die Freiheit!<lb/> Amen! —</p><lb/> <p>3¾ <hi rendition="#g">Uhr</hi>. Die meiſten Dichterwerke der neuſten Zeit<lb/> gleichen dem Bilde jenes italiſchen Meiſters, der ſeine<lb/> Geliebte malte, als Herodias, und ſich in dem Kopfe<lb/> des Täufers auf der Schüſſel portraitirte. Da pinſeln<lb/> uns die Herren ein Weibsbild, Tendenz genannt, hin,<lb/> welches anzubeten ſie heucheln, und welches auf dem Prä-<lb/> ſentirteller, hochachtungsvoll und ergebenſt, uns das ver-<lb/> zerrte Haupt des werthen Schriftſtellers ſelbſt überreicht.<lb/> Die Nützlichkeit ſolchen Treibens läßt ſich nicht ab-<lb/> ſtreiten, alſo — nur immer zu! — Wie komm’ ich<lb/><hi rendition="#g">darauf</hi>?</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [219/0229]
verſtanden zu haben und gähnt: „Ah, ouf quelle bête
allemande! Eh vogue la galère, — jusqu’à la mort
tout est vie!“
Da habt ihr die beiden Nationen und ..... Wet-
ter, — da gebe ich nicht Acht und — meine Fliege von
vorhin entſchlüpft ſummend aus dem wiedergeöffneten
Fenſter! Nie mehr wird ſie meinen Freund Wachholder
umſchwirren, niemehr auf dem Rande der Zuckerdoſe
umherſpazieren oder gegen die Scheiben ſtoßen! Sie
hat, was ſie wollte — unbegrenzte Freiheit, aber ach —
heute Abend — keinen warmen Ofen mehr, ſich daran
zu wärmen; in den Rinnſteinen der Sperlingsgaſſe fließt
weder Milch noch Honig! — Verflucht ſei die Freiheit!
Amen! —
3¾ Uhr. Die meiſten Dichterwerke der neuſten Zeit
gleichen dem Bilde jenes italiſchen Meiſters, der ſeine
Geliebte malte, als Herodias, und ſich in dem Kopfe
des Täufers auf der Schüſſel portraitirte. Da pinſeln
uns die Herren ein Weibsbild, Tendenz genannt, hin,
welches anzubeten ſie heucheln, und welches auf dem Prä-
ſentirteller, hochachtungsvoll und ergebenſt, uns das ver-
zerrte Haupt des werthen Schriftſtellers ſelbſt überreicht.
Die Nützlichkeit ſolchen Treibens läßt ſich nicht ab-
ſtreiten, alſo — nur immer zu! — Wie komm’ ich
darauf?
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