"Höre, Peter van Laar," sagt Gustav, schon im Rennen, zu einem wohlbeleibten Kunstjünger. "Wenn Du mich wieder auf den Fuß trittst, wie neulich, stecke ich Dich morgen mit der Nase in Dein Terpentinfaß! Komm Lischen!" --
Prr -- davon sind sie: "Muthwill'ge Sommervögel."
Ich habe unterdessen mit der Tante Helene Platz am Tische des Meister Frey genommen, der eben unter schal- lendem Gelächter eine Schnurre aus seinem italischen Wanderleben beendet. Der Domprediger redet über die Wirkungen des Weißbiers auf seine Constitution; wäh- rend Petrus und Paulus, seine Sprößlinge, sich unter dem Tisch wälzen und balgen, und die Frau Dompredi- ger sich darüber aufhält, daß die Kellner sich mit der Hand schnäuzen.
"Es ist immer noch besser, als mit der Serviette!" sagt der Rector Dippelmann, eine Prise nehmend und in der Zerstreuung die Dose der Tante Helene anbietend. An ein und demselben Punkt werden nun zwei Gespräche angeknüpft: die Weiber plumpsen in die große Wäsche, und der Domprediger mit dem Rector Dippelmann in die -- Theologie. --
"Kommen Sie, Wachholder," sagt der Professor Frey, wir wollen lieber den Kindern beim Tanzen zuse- hen! -- Mir wird wässrig und schwül zugleich!"
„Höre, Peter van Laar,“ ſagt Guſtav, ſchon im Rennen, zu einem wohlbeleibten Kunſtjünger. „Wenn Du mich wieder auf den Fuß trittſt, wie neulich, ſtecke ich Dich morgen mit der Naſe in Dein Terpentinfaß! Komm Lischen!“ —
Prr — davon ſind ſie: „Muthwill’ge Sommervögel.“
Ich habe unterdeſſen mit der Tante Helene Platz am Tiſche des Meiſter Frey genommen, der eben unter ſchal- lendem Gelächter eine Schnurre aus ſeinem italiſchen Wanderleben beendet. Der Domprediger redet über die Wirkungen des Weißbiers auf ſeine Conſtitution; wäh- rend Petrus und Paulus, ſeine Sprößlinge, ſich unter dem Tiſch wälzen und balgen, und die Frau Dompredi- ger ſich darüber aufhält, daß die Kellner ſich mit der Hand ſchnäuzen.
„Es iſt immer noch beſſer, als mit der Serviette!“ ſagt der Rector Dippelmann, eine Priſe nehmend und in der Zerſtreuung die Doſe der Tante Helene anbietend. An ein und demſelben Punkt werden nun zwei Geſpräche angeknüpft: die Weiber plumpſen in die große Wäſche, und der Domprediger mit dem Rector Dippelmann in die — Theologie. —
„Kommen Sie, Wachholder,“ ſagt der Profeſſor Frey, wir wollen lieber den Kindern beim Tanzen zuſe- hen! — Mir wird wäſſrig und ſchwül zugleich!“
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„Höre, Peter van Laar,“ ſagt Guſtav, ſchon im
Rennen, zu einem wohlbeleibten Kunſtjünger. „Wenn
Du mich wieder auf den Fuß trittſt, wie neulich, ſtecke
ich Dich morgen mit der Naſe in Dein Terpentinfaß!
Komm Lischen!“ —
Prr — davon ſind ſie: „Muthwill’ge Sommervögel.“
Ich habe unterdeſſen mit der Tante Helene Platz am
Tiſche des Meiſter Frey genommen, der eben unter ſchal-
lendem Gelächter eine Schnurre aus ſeinem italiſchen
Wanderleben beendet. Der Domprediger redet über die
Wirkungen des Weißbiers auf ſeine Conſtitution; wäh-
rend Petrus und Paulus, ſeine Sprößlinge, ſich unter
dem Tiſch wälzen und balgen, und die Frau Dompredi-
ger ſich darüber aufhält, daß die Kellner ſich mit der
Hand ſchnäuzen.
„Es iſt immer noch beſſer, als mit der Serviette!“
ſagt der Rector Dippelmann, eine Priſe nehmend und
in der Zerſtreuung die Doſe der Tante Helene anbietend.
An ein und demſelben Punkt werden nun zwei Geſpräche
angeknüpft: die Weiber plumpſen in die große Wäſche,
und der Domprediger mit dem Rector Dippelmann in
die — Theologie. —
„Kommen Sie, Wachholder,“ ſagt der Profeſſor
Frey, wir wollen lieber den Kindern beim Tanzen zuſe-
hen! — Mir wird wäſſrig und ſchwül zugleich!“
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Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857/213>, abgerufen am 16.02.2025.
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