Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857."So; -- das ist ja prächtig, Mama! höre nicht auf Wir treten ein, Jeder sucht sich einen Platz und "Hören Sie zu, Onkel! Heute Morgen gehe ich, „So; — das iſt ja prächtig, Mama! höre nicht auf Wir treten ein, Jeder ſucht ſich einen Platz und „Hören Sie zu, Onkel! Heute Morgen gehe ich, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0204" n="194"/> <p>„So; — das iſt ja prächtig, Mama! höre nicht auf<lb/> den böſen Menſchen! Das iſt himmliſch! Onkel Wach-<lb/> holder, das Frauenzimmervolk hängt wie Pech zuſam-<lb/> men; ich rufe Sie zum Richter auf. Aber kommen Sie<lb/> herein, die Sache iſt zu wichtig, als daß man ſie auf<lb/> der Treppe abmachen könnte.“</p><lb/> <p>Wir treten ein, Jeder ſucht ſich einen Platz und<lb/> Guſtav beginnt:</p><lb/> <p>„Hören Sie zu, Onkel! Heute Morgen gehe ich,<lb/> mit meiner Zeichenmappe unter dem Arm, ganz ſolide<lb/> von hier weg. Die beſten Vorſätze und Geſinnungen<lb/> bewegten meinen Buſen und ich rechnete mir innerlich<lb/> für den immenſen Fleiß, den ich heute beweiſen wollte,<lb/> verſchiedene Bummeleien zu Gute. Ich wollte, ich hätte<lb/> das Selbſtgeſpräch, welches ich hielt, ſtenographiren<lb/> können, es würde mir jetzt von großem Nutzen ſein.<lb/> An mancher Scylla und Charybdis, wo meine <choice><sic>guteu</sic><corr>guten</corr></choice><lb/> Vorſätze ſonſt dann und wann geſcheitert waren, war<lb/> ich diesmal glücklich vorbei geſegelt. Als mich Thomas<lb/> Helldorf aus ſeinem Fenſter anbrüllte, hatte ich mich<lb/> taub geſtellt, als aus Schnolly’s Conditorei Leopold<lb/> Dunkel mir zuwinkte, hatte ich mich blind geſtellt; ge-<lb/> fühllos zu ſein, hatte ich geheuchelt, als Richard Brei-<lb/> müller mich in die Seite ſtieß und mir den Arm faſt<lb/> ausrenkte, um mich mit zu einem großartigen Frühſtück<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [194/0204]
„So; — das iſt ja prächtig, Mama! höre nicht auf
den böſen Menſchen! Das iſt himmliſch! Onkel Wach-
holder, das Frauenzimmervolk hängt wie Pech zuſam-
men; ich rufe Sie zum Richter auf. Aber kommen Sie
herein, die Sache iſt zu wichtig, als daß man ſie auf
der Treppe abmachen könnte.“
Wir treten ein, Jeder ſucht ſich einen Platz und
Guſtav beginnt:
„Hören Sie zu, Onkel! Heute Morgen gehe ich,
mit meiner Zeichenmappe unter dem Arm, ganz ſolide
von hier weg. Die beſten Vorſätze und Geſinnungen
bewegten meinen Buſen und ich rechnete mir innerlich
für den immenſen Fleiß, den ich heute beweiſen wollte,
verſchiedene Bummeleien zu Gute. Ich wollte, ich hätte
das Selbſtgeſpräch, welches ich hielt, ſtenographiren
können, es würde mir jetzt von großem Nutzen ſein.
An mancher Scylla und Charybdis, wo meine guten
Vorſätze ſonſt dann und wann geſcheitert waren, war
ich diesmal glücklich vorbei geſegelt. Als mich Thomas
Helldorf aus ſeinem Fenſter anbrüllte, hatte ich mich
taub geſtellt, als aus Schnolly’s Conditorei Leopold
Dunkel mir zuwinkte, hatte ich mich blind geſtellt; ge-
fühllos zu ſein, hatte ich geheuchelt, als Richard Brei-
müller mich in die Seite ſtieß und mir den Arm faſt
ausrenkte, um mich mit zu einem großartigen Frühſtück
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