Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.zen Haare der Mutter greifend, daß die Steine darin "Vorüber!" -- sagt der alte Doctor dumpf, mir Frau Anna und eine Nachbarin blieben die Nacht Am 7. März. -- Gestern Nachmittag begannen die schweren Regen- zen Haare der Mutter greifend, daß die Steine darin „Vorüber!“ — ſagt der alte Doctor dumpf, mir Frau Anna und eine Nachbarin blieben die Nacht Am 7. März. — Geſtern Nachmittag begannen die ſchweren Regen- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0199" n="189"/> zen Haare der Mutter greifend, daß die Steine darin<lb/> blitzen und funkeln. — — Jetzt läuft ein Schauer über<lb/> den kleinen Körper — — —</p><lb/> <p>„Vorüber!“ — ſagt der alte Doctor dumpf, mir<lb/> die Hand drückend. — —</p><lb/> <p>Frau Anna und eine Nachbarin blieben die Nacht<lb/> bei der armen, bewußtloſen Mutter. —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="1"> <dateline> <hi rendition="#right">Am 7. März. —</hi> </dateline><lb/> <p>Geſtern Nachmittag begannen die ſchweren Regen-<lb/> wolken, die wochenlang über der großen Stadt gehan-<lb/> gen hatten, ſich zu heben. Sie zerriſſen im Norden<lb/> wie ein Vorhang und wälzten ſich langſam und ſchwer-<lb/> fällig dem Süden zu. Ein Sonnenſtrahl glitt pfeil-<lb/> ſchnell über die Fenſter und Wände mir gegenüber, um<lb/> eben ſo ſchnell zu ſchwinden; ein anderer von etwas<lb/> längerer Dauer folgte ihm, und jetzt liegt der prächtigſte<lb/> Frühlingsſonnenſchein auf den Dächern und in den Stra-<lb/> ßen der Stadt. Wahrlich, jetzt gleicht die Stadt nicht<lb/> mehr einem ſcheuergeplagten Ehemann; ſie gleicht viel-<lb/> mehr ſeiner beſſern Hälfte, die nun ihre Pflicht gethan<lb/> zu haben meint, erſchöpft auf einen Stuhl zum Kaffee-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [189/0199]
zen Haare der Mutter greifend, daß die Steine darin
blitzen und funkeln. — — Jetzt läuft ein Schauer über
den kleinen Körper — — —
„Vorüber!“ — ſagt der alte Doctor dumpf, mir
die Hand drückend. — —
Frau Anna und eine Nachbarin blieben die Nacht
bei der armen, bewußtloſen Mutter. —
Am 7. März. —
Geſtern Nachmittag begannen die ſchweren Regen-
wolken, die wochenlang über der großen Stadt gehan-
gen hatten, ſich zu heben. Sie zerriſſen im Norden
wie ein Vorhang und wälzten ſich langſam und ſchwer-
fällig dem Süden zu. Ein Sonnenſtrahl glitt pfeil-
ſchnell über die Fenſter und Wände mir gegenüber, um
eben ſo ſchnell zu ſchwinden; ein anderer von etwas
längerer Dauer folgte ihm, und jetzt liegt der prächtigſte
Frühlingsſonnenſchein auf den Dächern und in den Stra-
ßen der Stadt. Wahrlich, jetzt gleicht die Stadt nicht
mehr einem ſcheuergeplagten Ehemann; ſie gleicht viel-
mehr ſeiner beſſern Hälfte, die nun ihre Pflicht gethan
zu haben meint, erſchöpft auf einen Stuhl zum Kaffee-
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