Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

"Wimmer, Stulp hat nur noch Deinen Stock!"

Dann dreht sich der Doctor gravitätisch um, wirft
einen Feldherrnblick über den langsam daher ziehenden
Heereszug, pustet und fächelt, knöpft die Weste auf,
bindet das Halstuch ab oder zieht wohl gar den Rock
aus und sagt:

"Schatz, das Spazierengehen müssen wir aufstecken.
Beim Zeus, es wird zu angreifend für Unsereinen! --
Stulp, Schlingel, hol' meinen Hut -- dort! -- Allons!"

Während nun der Zug so lange hält, bis Stulp
mit dem Verlorenen zurückkommt, sagt der Alte wohl:

"Heinerich, paß auf, das neue Complimentirbuch
geht nicht!"

"Weshalb nicht, Papa?"

"Wir sind hier zu Lande nicht recht dran gewöhnt!"
lautet die Antwort.

"Das weiß ich schon aus den Nibelungen und dem
Parcival," sagt der Doctor, eine gewaltige Rauchwolke
auspuffend. "Es soll aber schon "gehen," Onkel und
Schwiegerpapa Pümpel! Das Ungewohnte und Unge-
wöhnliche macht am meisten Gl. ... Fritz, laß den
Frosch in Ruhe, setz' ihn wieder in's Gras! -- Vor-
wärts! Yankee doodle doodle dandy!" -- Da-
mit setzt sich das Haus Pümpel et Comp. wieder in
Marsch." -- -- --

„Wimmer, Stulp hat nur noch Deinen Stock!“

Dann dreht ſich der Doctor gravitätiſch um, wirft
einen Feldherrnblick über den langſam daher ziehenden
Heereszug, puſtet und fächelt, knöpft die Weſte auf,
bindet das Halstuch ab oder zieht wohl gar den Rock
aus und ſagt:

„Schatz, das Spazierengehen müſſen wir aufſtecken.
Beim Zeus, es wird zu angreifend für Unſereinen! —
Stulp, Schlingel, hol’ meinen Hut — dort! — Allons!“

Während nun der Zug ſo lange hält, bis Stulp
mit dem Verlorenen zurückkommt, ſagt der Alte wohl:

„Heinerich, paß auf, das neue Complimentirbuch
geht nicht!“

„Weshalb nicht, Papa?“

„Wir ſind hier zu Lande nicht recht dran gewöhnt!“
lautet die Antwort.

„Das weiß ich ſchon aus den Nibelungen und dem
Parcival,“ ſagt der Doctor, eine gewaltige Rauchwolke
auspuffend. „Es ſoll aber ſchon „gehen,“ Onkel und
Schwiegerpapa Pümpel! Das Ungewohnte und Unge-
wöhnliche macht am meiſten Gl. … Fritz, laß den
Froſch in Ruhe, ſetz’ ihn wieder in’s Gras! — Vor-
wärts! Yankee doodle doodle dandy!“ — Da-
mit ſetzt ſich das Haus Pümpel et Comp. wieder in
Marſch.“ — — —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0194" n="184"/>
        <p>&#x201E;Wimmer, Stulp hat nur noch Deinen Stock!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Dann dreht &#x017F;ich der Doctor gravitäti&#x017F;ch um, wirft<lb/>
einen Feldherrnblick über den lang&#x017F;am daher ziehenden<lb/>
Heereszug, pu&#x017F;tet und fächelt, knöpft die We&#x017F;te auf,<lb/>
bindet das Halstuch ab oder zieht wohl gar den Rock<lb/>
aus und &#x017F;agt:</p><lb/>
        <p>&#x201E;Schatz, das Spazierengehen mü&#x017F;&#x017F;en wir auf&#x017F;tecken.<lb/>
Beim Zeus, es wird zu angreifend für Un&#x017F;ereinen! &#x2014;<lb/>
Stulp, Schlingel, hol&#x2019; meinen Hut &#x2014; dort! &#x2014; Allons!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Während nun der Zug &#x017F;o lange hält, bis Stulp<lb/>
mit dem Verlorenen zurückkommt, &#x017F;agt der Alte wohl:</p><lb/>
        <p>&#x201E;Heinerich, paß auf, das neue Complimentirbuch<lb/>
geht nicht!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Weshalb nicht, Papa?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wir &#x017F;ind hier zu Lande nicht recht dran gewöhnt!&#x201C;<lb/>
lautet die Antwort.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Das weiß ich &#x017F;chon aus den Nibelungen und dem<lb/>
Parcival,&#x201C; &#x017F;agt der Doctor, eine gewaltige Rauchwolke<lb/>
auspuffend. &#x201E;Es &#x017F;oll aber &#x017F;chon &#x201E;gehen,&#x201C; Onkel und<lb/>
Schwiegerpapa Pümpel! Das Ungewohnte und Unge-<lb/>
wöhnliche macht am mei&#x017F;ten Gl. &#x2026; Fritz, laß den<lb/>
Fro&#x017F;ch in Ruhe, &#x017F;etz&#x2019; ihn wieder in&#x2019;s Gras! &#x2014; Vor-<lb/>
wärts! <hi rendition="#aq">Yankee doodle doodle dandy!</hi>&#x201C; &#x2014; Da-<lb/>
mit &#x017F;etzt &#x017F;ich das Haus <hi rendition="#aq">Pümpel et Comp.</hi> wieder in<lb/>
Mar&#x017F;ch.&#x201C; &#x2014; &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184/0194] „Wimmer, Stulp hat nur noch Deinen Stock!“ Dann dreht ſich der Doctor gravitätiſch um, wirft einen Feldherrnblick über den langſam daher ziehenden Heereszug, puſtet und fächelt, knöpft die Weſte auf, bindet das Halstuch ab oder zieht wohl gar den Rock aus und ſagt: „Schatz, das Spazierengehen müſſen wir aufſtecken. Beim Zeus, es wird zu angreifend für Unſereinen! — Stulp, Schlingel, hol’ meinen Hut — dort! — Allons!“ Während nun der Zug ſo lange hält, bis Stulp mit dem Verlorenen zurückkommt, ſagt der Alte wohl: „Heinerich, paß auf, das neue Complimentirbuch geht nicht!“ „Weshalb nicht, Papa?“ „Wir ſind hier zu Lande nicht recht dran gewöhnt!“ lautet die Antwort. „Das weiß ich ſchon aus den Nibelungen und dem Parcival,“ ſagt der Doctor, eine gewaltige Rauchwolke auspuffend. „Es ſoll aber ſchon „gehen,“ Onkel und Schwiegerpapa Pümpel! Das Ungewohnte und Unge- wöhnliche macht am meiſten Gl. … Fritz, laß den Froſch in Ruhe, ſetz’ ihn wieder in’s Gras! — Vor- wärts! Yankee doodle doodle dandy!“ — Da- mit ſetzt ſich das Haus Pümpel et Comp. wieder in Marſch.“ — — —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857/194
Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857/194>, abgerufen am 25.11.2024.