und über das ganze Land todbringend zog, auch ihn wegraffte; -- er ließ seine Frau und seinen Sohn fast unbemittelt zurück. Auf dem Johanniskirchhof, zwanzig Schritte von Franz und Marie Ralff, ward er begraben.
Das war es, was die Frau Helene Berg erzählte, während der Ring mit dem Wappen des Grafen See- burg, die Schlange, die den Rubin umwand, vor ihr auf dem Tische funkelte. Noch an demselben Abend trug ich ihn auf die Königsbrücke und warf ihn weithin in den Strom, nachdem ich ihn in zwei Stücke zerbrochen. -- -- -- Helene lehnte neben mir am Geländer und schweigend gingen wir zurück in die Sperlingsgasse zu -- unsern Kindern. --
War's nicht ein hübsches, ein glückliches Vorzeichen dieser kleine goldgelbe Vogel, der zwischen den beiden Wohnungen hin und her flatterte, der seine Wohnung dort und hier hatte, oft ein kleiner treuer Bote war, und an seinem beweglichen Hälschen gar wichtige Nach- richten, Fragen oder Antworten hinüber- und herüber- trug? -- --
"Schau mal nach, Lise, das Flämmchen trägt wieder einen Zettel am Halse. Jetzt werden wir wohl erfah- ren, wo der Bösewicht, über den ich die alte Martha draußen noch brummen höre, steckt."
und über das ganze Land todbringend zog, auch ihn wegraffte; — er ließ ſeine Frau und ſeinen Sohn faſt unbemittelt zurück. Auf dem Johanniskirchhof, zwanzig Schritte von Franz und Marie Ralff, ward er begraben.
Das war es, was die Frau Helene Berg erzählte, während der Ring mit dem Wappen des Grafen See- burg, die Schlange, die den Rubin umwand, vor ihr auf dem Tiſche funkelte. Noch an demſelben Abend trug ich ihn auf die Königsbrücke und warf ihn weithin in den Strom, nachdem ich ihn in zwei Stücke zerbrochen. — — — Helene lehnte neben mir am Geländer und ſchweigend gingen wir zurück in die Sperlingsgaſſe zu — unſern Kindern. —
War’s nicht ein hübſches, ein glückliches Vorzeichen dieſer kleine goldgelbe Vogel, der zwiſchen den beiden Wohnungen hin und her flatterte, der ſeine Wohnung dort und hier hatte, oft ein kleiner treuer Bote war, und an ſeinem beweglichen Hälschen gar wichtige Nach- richten, Fragen oder Antworten hinüber- und herüber- trug? — —
„Schau mal nach, Liſe, das Flämmchen trägt wieder einen Zettel am Halſe. Jetzt werden wir wohl erfah- ren, wo der Böſewicht, über den ich die alte Martha draußen noch brummen höre, ſteckt.“
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0170"n="160"/>
und über das ganze Land todbringend zog, auch ihn<lb/>
wegraffte; — er ließ ſeine Frau und ſeinen Sohn faſt<lb/>
unbemittelt zurück. Auf dem Johanniskirchhof, zwanzig<lb/>
Schritte von Franz und Marie Ralff, ward er begraben.</p><lb/><p>Das war es, was die Frau Helene Berg erzählte,<lb/>
während der Ring mit dem Wappen des Grafen See-<lb/>
burg, die Schlange, die den Rubin umwand, vor ihr<lb/>
auf dem Tiſche funkelte. Noch an demſelben Abend trug<lb/>
ich ihn auf die Königsbrücke und warf ihn weithin in<lb/>
den Strom, nachdem ich ihn in zwei Stücke zerbrochen.<lb/>——— Helene lehnte neben mir am Geländer und<lb/>ſchweigend gingen wir zurück in die Sperlingsgaſſe zu<lb/>— unſern Kindern. —</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>War’s nicht ein hübſches, ein glückliches Vorzeichen<lb/>
dieſer kleine goldgelbe Vogel, der zwiſchen den beiden<lb/>
Wohnungen hin und her flatterte, der ſeine Wohnung<lb/>
dort und hier hatte, oft ein kleiner treuer Bote war,<lb/>
und an ſeinem beweglichen Hälschen gar wichtige Nach-<lb/>
richten, Fragen oder Antworten hinüber- und herüber-<lb/>
trug? ——</p><lb/><p>„Schau mal nach, Liſe, das Flämmchen trägt wieder<lb/>
einen Zettel am Halſe. Jetzt werden wir wohl erfah-<lb/>
ren, wo der Böſewicht, über den ich die alte Martha<lb/>
draußen noch brummen höre, ſteckt.“</p><lb/></div></body></text></TEI>
[160/0170]
und über das ganze Land todbringend zog, auch ihn
wegraffte; — er ließ ſeine Frau und ſeinen Sohn faſt
unbemittelt zurück. Auf dem Johanniskirchhof, zwanzig
Schritte von Franz und Marie Ralff, ward er begraben.
Das war es, was die Frau Helene Berg erzählte,
während der Ring mit dem Wappen des Grafen See-
burg, die Schlange, die den Rubin umwand, vor ihr
auf dem Tiſche funkelte. Noch an demſelben Abend trug
ich ihn auf die Königsbrücke und warf ihn weithin in
den Strom, nachdem ich ihn in zwei Stücke zerbrochen.
— — — Helene lehnte neben mir am Geländer und
ſchweigend gingen wir zurück in die Sperlingsgaſſe zu
— unſern Kindern. —
War’s nicht ein hübſches, ein glückliches Vorzeichen
dieſer kleine goldgelbe Vogel, der zwiſchen den beiden
Wohnungen hin und her flatterte, der ſeine Wohnung
dort und hier hatte, oft ein kleiner treuer Bote war,
und an ſeinem beweglichen Hälschen gar wichtige Nach-
richten, Fragen oder Antworten hinüber- und herüber-
trug? — —
„Schau mal nach, Liſe, das Flämmchen trägt wieder
einen Zettel am Halſe. Jetzt werden wir wohl erfah-
ren, wo der Böſewicht, über den ich die alte Martha
draußen noch brummen höre, ſteckt.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857/170>, abgerufen am 05.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.