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Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.

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Bockbier! Es lebe das Haus Pümpel und Com-
pagnie!"

Der Exredactionspudel ist außer sich; jetzt hat er
die größte Lust Elise vor Wonne über den Haufen zu
werfen, jetzt springt er an seinem Herrn in die Höhe,
jetzt ist er im Gebüsch verschwunden, jetzt kommt er auf
der andern Seite wieder zum Vorschein! Bumms -- da
liegt er im Grase, wälzt sich, daß man nicht weiß,
was Oben oder Unten, Beine oder Rücken, Kopf oder
Schwanz ist!

"Wer hat eine Uhr? Niemand? Desto besser, der
Magen ist unsere Uhr. Hier unter dieser prächtigen
Buche wollen wir uns lagern. Wie das Moos so weich
ist! Ausgepackt die Taschen, den Korb, die Botanisir-
büchse! Eine Flasche Wein erscheint. Wer hat einen
Korkzieher? Niemand? Desto besser, wir schlagen ihr den
Hals ab; ein niedliches Glas hat Elise mitgebracht."

"Holla, Roder, aufgepaßt! Rezensent hat den Kopf
in Ihrer Rocktasche!"

"Welch Behagen, sich so im weichen Grase auszu-
strecken! Wie das schmeckt im grünen Walde; -- die
alte Martha soll leben, sie hat prächtig gesorgt!" --

"Komm Kind, unsere kleinen Beine sind doch wohl
müde! Was bedeuten diese Faden? Aha, jetzt werden
wir Kränze winden. Welche prächtigen, wilden Rosen!"

Bockbier! Es lebe das Haus Pümpel und Com-
pagnie!“

Der Exredactionspudel iſt außer ſich; jetzt hat er
die größte Luſt Eliſe vor Wonne über den Haufen zu
werfen, jetzt ſpringt er an ſeinem Herrn in die Höhe,
jetzt iſt er im Gebüſch verſchwunden, jetzt kommt er auf
der andern Seite wieder zum Vorſchein! Bumms — da
liegt er im Graſe, wälzt ſich, daß man nicht weiß,
was Oben oder Unten, Beine oder Rücken, Kopf oder
Schwanz iſt!

„Wer hat eine Uhr? Niemand? Deſto beſſer, der
Magen iſt unſere Uhr. Hier unter dieſer prächtigen
Buche wollen wir uns lagern. Wie das Moos ſo weich
iſt! Ausgepackt die Taſchen, den Korb, die Botaniſir-
büchſe! Eine Flaſche Wein erſcheint. Wer hat einen
Korkzieher? Niemand? Deſto beſſer, wir ſchlagen ihr den
Hals ab; ein niedliches Glas hat Eliſe mitgebracht.“

„Holla, Roder, aufgepaßt! Rezenſent hat den Kopf
in Ihrer Rocktaſche!“

„Welch Behagen, ſich ſo im weichen Graſe auszu-
ſtrecken! Wie das ſchmeckt im grünen Walde; — die
alte Martha ſoll leben, ſie hat prächtig geſorgt!“ —

„Komm Kind, unſere kleinen Beine ſind doch wohl
müde! Was bedeuten dieſe Faden? Aha, jetzt werden
wir Kränze winden. Welche prächtigen, wilden Roſen!“

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[120/0130] Bockbier! Es lebe das Haus Pümpel und Com- pagnie!“ Der Exredactionspudel iſt außer ſich; jetzt hat er die größte Luſt Eliſe vor Wonne über den Haufen zu werfen, jetzt ſpringt er an ſeinem Herrn in die Höhe, jetzt iſt er im Gebüſch verſchwunden, jetzt kommt er auf der andern Seite wieder zum Vorſchein! Bumms — da liegt er im Graſe, wälzt ſich, daß man nicht weiß, was Oben oder Unten, Beine oder Rücken, Kopf oder Schwanz iſt! „Wer hat eine Uhr? Niemand? Deſto beſſer, der Magen iſt unſere Uhr. Hier unter dieſer prächtigen Buche wollen wir uns lagern. Wie das Moos ſo weich iſt! Ausgepackt die Taſchen, den Korb, die Botaniſir- büchſe! Eine Flaſche Wein erſcheint. Wer hat einen Korkzieher? Niemand? Deſto beſſer, wir ſchlagen ihr den Hals ab; ein niedliches Glas hat Eliſe mitgebracht.“ „Holla, Roder, aufgepaßt! Rezenſent hat den Kopf in Ihrer Rocktaſche!“ „Welch Behagen, ſich ſo im weichen Graſe auszu- ſtrecken! Wie das ſchmeckt im grünen Walde; — die alte Martha ſoll leben, ſie hat prächtig geſorgt!“ — „Komm Kind, unſere kleinen Beine ſind doch wohl müde! Was bedeuten dieſe Faden? Aha, jetzt werden wir Kränze winden. Welche prächtigen, wilden Roſen!“

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_sperlingsgasse_1857/130>, abgerufen am 25.11.2024.