Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.tans, der prächtige Wandsbecker Bote des alten Mat- Auf's Gerathewohl schlug ich eine Seite auf: Sieh! tans, der prächtige Wandsbecker Bote des alten Mat- Auf’s Gerathewohl ſchlug ich eine Seite auf: Sieh! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0012" n="2"/><hi rendition="#aq">tans,</hi> der prächtige Wandsbecker Bote des alten Mat-<lb/> thias Claudius, weiland <hi rendition="#aq">Homme de lettres</hi> zu Wands-<lb/> beck, und recht ein Tag war’s, darin zu blättern. Der<lb/> Regen, das Brummen und Poltern des Feuers im Ofen,<lb/> der Wiederſchein deſſelben auf dem Boden und an den<lb/> Wänden, — alles trug dazu bei, mich die Welt da drau-<lb/> ßen ganz vergeſſen zu machen und mich ganz in die<lb/> Welt von Herz und Gemüth auf den Blättern vor mir<lb/> zu verſenken.</p><lb/> <p>Auf’s Gerathewohl ſchlug ich eine Seite auf: Sieh!<lb/> — da iſt der herbſtliche Garten zu Wandsbeck. Es iſt<lb/> eben ſo nebelig und trübe wie heute; leiſe ſinken die<lb/> gelben Blätter zur Erde, als bräche eine unſichtbare<lb/> Hand ſie ab, eins nach dem andern. Wer kommt da<lb/> den Gang herauf im geblümten bunten Schlafrock, die<lb/> weiße Zipfelmütze über dem Ohr? — Er iſt’s — Mat-<lb/> thias Claudius, der wackere Asmus ſelbſt! — Bedäch-<lb/> tiglich ſchreitet er einher, von Zeit zu Zeit ſtehe<supplied>n</supplied> blei-<lb/> bend; jetzt ein welkes Blatt aufnehmend und das zier-<lb/> liche Geäder deſſelben betrachtend, jetzt in die neblige<lb/> Luft hinauf ſchauend. Er ſcheint in Gedanken verſun-<lb/> ken zu ſein. Denkt er vielleicht an den Vetter oder <supplied>d</supplied>en<lb/> Freund Hain, an den Invaliden Görgel mit der Pud<supplied>el</supplied>-<lb/> mütze und dem neuen Stelzbein; denkt er an die neue<lb/> Kanone oder an das Ohr des ſchuftigen Hofmarſchall<supplied>s</supplied><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [2/0012]
tans, der prächtige Wandsbecker Bote des alten Mat-
thias Claudius, weiland Homme de lettres zu Wands-
beck, und recht ein Tag war’s, darin zu blättern. Der
Regen, das Brummen und Poltern des Feuers im Ofen,
der Wiederſchein deſſelben auf dem Boden und an den
Wänden, — alles trug dazu bei, mich die Welt da drau-
ßen ganz vergeſſen zu machen und mich ganz in die
Welt von Herz und Gemüth auf den Blättern vor mir
zu verſenken.
Auf’s Gerathewohl ſchlug ich eine Seite auf: Sieh!
— da iſt der herbſtliche Garten zu Wandsbeck. Es iſt
eben ſo nebelig und trübe wie heute; leiſe ſinken die
gelben Blätter zur Erde, als bräche eine unſichtbare
Hand ſie ab, eins nach dem andern. Wer kommt da
den Gang herauf im geblümten bunten Schlafrock, die
weiße Zipfelmütze über dem Ohr? — Er iſt’s — Mat-
thias Claudius, der wackere Asmus ſelbſt! — Bedäch-
tiglich ſchreitet er einher, von Zeit zu Zeit ſtehen blei-
bend; jetzt ein welkes Blatt aufnehmend und das zier-
liche Geäder deſſelben betrachtend, jetzt in die neblige
Luft hinauf ſchauend. Er ſcheint in Gedanken verſun-
ken zu ſein. Denkt er vielleicht an den Vetter oder den
Freund Hain, an den Invaliden Görgel mit der Pudel-
mütze und dem neuen Stelzbein; denkt er an die neue
Kanone oder an das Ohr des ſchuftigen Hofmarſchalls
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