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Raabe, Wilhelm: Das letzte Recht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Peter Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 205–280. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Reiches verkündiget. Wer kann dawider sprechen? Null und nichtig! Null und nichtig!

Null und nichtig! riefen Bürgermeister, Rathsherren, Schöffen und Volk, und der Scharfrichter nahm ruhig das Schriftstück aus der Hand des Notars.

So höret, ihr Herren von Rothenburg! rief er, und eine Todtenstille trat vor seinem Worte ein. Im Kreise blickte er umher, hob das Papier und sagte:

Aufgebe ich hiermit dieses -- da!

Das Document fiel zerrissen zu Boden, -- und ein Ruf des Erstaunens brach aus unter den Theilnehmern dieser Scene; dieser Ruf erstarb aber auf den Lippen, denn in demselben Moment warf der Scharfrichter den Mantel zurück, das breite, blitzende Schwert funkelte über den Häuptern des Volkes:

Ein Recht verloren, gewonnen das andere! Mein die Silberburg und mehr als die Silberburg! Raum dem Scharfrichter und seinem Recht! Folgt und seht, ihr Herren von Rothenburg!

Aus dem Gemach schritt der Henker, das Schwert über der Schulter; ihm nach drängten alle Anwesenden die Treppe hinauf, welche in die obersten Räume des Hauses führte. Georg legte sachte die Geliebte in die Arme der alten Magd. Auch er eilte den Andern nach, und vor dem Geschrei, welches von oben, von dem Bodenraum hinabdrang, erstarrte ihm das Blut in den Adern.

Durch das verwahrlos'te Hausdach schien überall

Reiches verkündiget. Wer kann dawider sprechen? Null und nichtig! Null und nichtig!

Null und nichtig! riefen Bürgermeister, Rathsherren, Schöffen und Volk, und der Scharfrichter nahm ruhig das Schriftstück aus der Hand des Notars.

So höret, ihr Herren von Rothenburg! rief er, und eine Todtenstille trat vor seinem Worte ein. Im Kreise blickte er umher, hob das Papier und sagte:

Aufgebe ich hiermit dieses — da!

Das Document fiel zerrissen zu Boden, — und ein Ruf des Erstaunens brach aus unter den Theilnehmern dieser Scene; dieser Ruf erstarb aber auf den Lippen, denn in demselben Moment warf der Scharfrichter den Mantel zurück, das breite, blitzende Schwert funkelte über den Häuptern des Volkes:

Ein Recht verloren, gewonnen das andere! Mein die Silberburg und mehr als die Silberburg! Raum dem Scharfrichter und seinem Recht! Folgt und seht, ihr Herren von Rothenburg!

Aus dem Gemach schritt der Henker, das Schwert über der Schulter; ihm nach drängten alle Anwesenden die Treppe hinauf, welche in die obersten Räume des Hauses führte. Georg legte sachte die Geliebte in die Arme der alten Magd. Auch er eilte den Andern nach, und vor dem Geschrei, welches von oben, von dem Bodenraum hinabdrang, erstarrte ihm das Blut in den Adern.

Durch das verwahrlos'te Hausdach schien überall

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[0069] Reiches verkündiget. Wer kann dawider sprechen? Null und nichtig! Null und nichtig! Null und nichtig! riefen Bürgermeister, Rathsherren, Schöffen und Volk, und der Scharfrichter nahm ruhig das Schriftstück aus der Hand des Notars. So höret, ihr Herren von Rothenburg! rief er, und eine Todtenstille trat vor seinem Worte ein. Im Kreise blickte er umher, hob das Papier und sagte: Aufgebe ich hiermit dieses — da! Das Document fiel zerrissen zu Boden, — und ein Ruf des Erstaunens brach aus unter den Theilnehmern dieser Scene; dieser Ruf erstarb aber auf den Lippen, denn in demselben Moment warf der Scharfrichter den Mantel zurück, das breite, blitzende Schwert funkelte über den Häuptern des Volkes: Ein Recht verloren, gewonnen das andere! Mein die Silberburg und mehr als die Silberburg! Raum dem Scharfrichter und seinem Recht! Folgt und seht, ihr Herren von Rothenburg! Aus dem Gemach schritt der Henker, das Schwert über der Schulter; ihm nach drängten alle Anwesenden die Treppe hinauf, welche in die obersten Räume des Hauses führte. Georg legte sachte die Geliebte in die Arme der alten Magd. Auch er eilte den Andern nach, und vor dem Geschrei, welches von oben, von dem Bodenraum hinabdrang, erstarrte ihm das Blut in den Adern. Durch das verwahrlos'te Hausdach schien überall

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-23T09:56:25Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-23T09:56:25Z)

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Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das letzte Recht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Peter Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 205–280. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_recht_1910/69>, abgerufen am 24.11.2024.