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Raabe, Wilhelm: Das letzte Recht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Peter Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 205–280. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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der feurig-rothe Wiederschein im Westen dem weißen Licht des Mondes das Reich über die Welt streitig machen.

Der schwarze Georg ging nur, wenn die Dämmerung kam, aus seiner Klause hervor. Er scheute den hellen Tag und die Begegnungen, welche derselbe mit sich brachte. Er hatte gehofft, aus dem Franzosenkriege heimzukehren, sieghaft, reich und bewundert, um den alten Vater aus seinem Hunger- und Kummerthurm zu erlösen und mit ihm die Stelle in dem reichsstädtischen Gemeinwesen wieder einzunehmen, welche der vordem so angesehenen Familie der Kindler von Rechtswegen gebührte.

Das war nun Alles nichts. Geknickt waren die siegesfrohen Hoffnungen, gelähmt die hochfliegenden Gedanken ersten Jugendmuthes; krank, mit gelähmten Flügeln mußte der junge Falke den kümmerlichen väterlichen Horst wieder aufsuchen. Georg Kindler war ein armer Invalide, der Hülfe noch mehr bedürftig als selbst der alte Vater.

So schämte er sich nun nach seiner Heimkehr, wie sich ein edler Geist in solchem Fall zu schämen pflegt. In der Dunkelheit verbarg er sich und sein Mißgeschick den Augen der Menge und wich den Menschen ängstlicher aus, als das böseste Gewissen es thut.

Diese nächtlichen Wanderungen, die Bergwände entlang zwischen den Weinbergen und den Gartenhecken, sollten und konnten aber doch nicht verlaufen ohne einige

der feurig-rothe Wiederschein im Westen dem weißen Licht des Mondes das Reich über die Welt streitig machen.

Der schwarze Georg ging nur, wenn die Dämmerung kam, aus seiner Klause hervor. Er scheute den hellen Tag und die Begegnungen, welche derselbe mit sich brachte. Er hatte gehofft, aus dem Franzosenkriege heimzukehren, sieghaft, reich und bewundert, um den alten Vater aus seinem Hunger- und Kummerthurm zu erlösen und mit ihm die Stelle in dem reichsstädtischen Gemeinwesen wieder einzunehmen, welche der vordem so angesehenen Familie der Kindler von Rechtswegen gebührte.

Das war nun Alles nichts. Geknickt waren die siegesfrohen Hoffnungen, gelähmt die hochfliegenden Gedanken ersten Jugendmuthes; krank, mit gelähmten Flügeln mußte der junge Falke den kümmerlichen väterlichen Horst wieder aufsuchen. Georg Kindler war ein armer Invalide, der Hülfe noch mehr bedürftig als selbst der alte Vater.

So schämte er sich nun nach seiner Heimkehr, wie sich ein edler Geist in solchem Fall zu schämen pflegt. In der Dunkelheit verbarg er sich und sein Mißgeschick den Augen der Menge und wich den Menschen ängstlicher aus, als das böseste Gewissen es thut.

Diese nächtlichen Wanderungen, die Bergwände entlang zwischen den Weinbergen und den Gartenhecken, sollten und konnten aber doch nicht verlaufen ohne einige

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[0030] der feurig-rothe Wiederschein im Westen dem weißen Licht des Mondes das Reich über die Welt streitig machen. Der schwarze Georg ging nur, wenn die Dämmerung kam, aus seiner Klause hervor. Er scheute den hellen Tag und die Begegnungen, welche derselbe mit sich brachte. Er hatte gehofft, aus dem Franzosenkriege heimzukehren, sieghaft, reich und bewundert, um den alten Vater aus seinem Hunger- und Kummerthurm zu erlösen und mit ihm die Stelle in dem reichsstädtischen Gemeinwesen wieder einzunehmen, welche der vordem so angesehenen Familie der Kindler von Rechtswegen gebührte. Das war nun Alles nichts. Geknickt waren die siegesfrohen Hoffnungen, gelähmt die hochfliegenden Gedanken ersten Jugendmuthes; krank, mit gelähmten Flügeln mußte der junge Falke den kümmerlichen väterlichen Horst wieder aufsuchen. Georg Kindler war ein armer Invalide, der Hülfe noch mehr bedürftig als selbst der alte Vater. So schämte er sich nun nach seiner Heimkehr, wie sich ein edler Geist in solchem Fall zu schämen pflegt. In der Dunkelheit verbarg er sich und sein Mißgeschick den Augen der Menge und wich den Menschen ängstlicher aus, als das böseste Gewissen es thut. Diese nächtlichen Wanderungen, die Bergwände entlang zwischen den Weinbergen und den Gartenhecken, sollten und konnten aber doch nicht verlaufen ohne einige

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-23T09:56:25Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-23T09:56:25Z)

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Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das letzte Recht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Peter Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 205–280. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_recht_1910/30>, abgerufen am 24.11.2024.