ausgemacht; aber er hat wenig Weißes in die Seife zu geben.
Dafür hat er manches Andere; und manch ein anderer gelehrter Mann und College von heute würde gern für ein Paar Griffe zwischen seine Eigenthümer nicht nur seine eigene sämmtliche Leibwäsche hingeben, sondern auch die seiner Frau, vorzüglich wenn sie sich mit oder nach ihm Frau Professorin, Frau Archivarin, Frau Museumsdirectorin betituliren läßt.
Das ist die Sache! Man ist nicht umsonst der Magister Noah Buchius und lebt als solcher im nüchtern altklugen achtzehnten Jahrhundert in der hohen Wald- und Wildnißschule von Amelungsborn im Tilithigau, ohne das Seinige, das was Einem allein gehört, zu¬ sammen zu tragen. Im Sacktuch auch, wie eben noch den schwarzen Kämpfer aus der Rabenschlacht auf dem Odfelde, dem Campus Odini des Magisters!
Es kleben und hängen an Allem Zettul. Von des gelehrten und kurieusen Mannes Hand geschrieben. Wir schreiben nur einige derselben nach, wie unser Auge von der Wand zwischen dem Fenster und dem Ofen bei der trüben Beleuchtung durch die schlechte Oellampe hinschweift, und wir bedauern, daß wir nicht alle nach¬ schreiben können.
Auf Börten, jene Wand entlang sind die Merk¬ würdigkeiten geordnet und haben Generationen von Schulbuben, sowie dem gesammten Lehrerconvent so¬ wie auch dem gestrengen Herrn Klosteramtmann reich¬
4*
ausgemacht; aber er hat wenig Weißes in die Seife zu geben.
Dafür hat er manches Andere; und manch ein anderer gelehrter Mann und College von heute würde gern für ein Paar Griffe zwiſchen ſeine Eigenthümer nicht nur ſeine eigene ſämmtliche Leibwäſche hingeben, ſondern auch die ſeiner Frau, vorzüglich wenn ſie ſich mit oder nach ihm Frau Profeſſorin, Frau Archivarin, Frau Muſeumsdirectorin betituliren läßt.
Das iſt die Sache! Man iſt nicht umſonſt der Magiſter Noah Buchius und lebt als ſolcher im nüchtern altklugen achtzehnten Jahrhundert in der hohen Wald- und Wildnißſchule von Amelungsborn im Tilithigau, ohne das Seinige, das was Einem allein gehört, zu¬ ſammen zu tragen. Im Sacktuch auch, wie eben noch den ſchwarzen Kämpfer aus der Rabenſchlacht auf dem Odfelde, dem Campus Odini des Magiſters!
Es kleben und hängen an Allem Zettul. Von des gelehrten und kurieuſen Mannes Hand geſchrieben. Wir ſchreiben nur einige derſelben nach, wie unſer Auge von der Wand zwiſchen dem Fenſter und dem Ofen bei der trüben Beleuchtung durch die ſchlechte Oellampe hinſchweift, und wir bedauern, daß wir nicht alle nach¬ ſchreiben können.
Auf Börten, jene Wand entlang ſind die Merk¬ würdigkeiten geordnet und haben Generationen von Schulbuben, ſowie dem geſammten Lehrerconvent ſo¬ wie auch dem geſtrengen Herrn Kloſteramtmann reich¬
4*
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0059"n="51"/>
ausgemacht; aber er hat wenig Weißes in die Seife zu<lb/>
geben.</p><lb/><p>Dafür hat er manches Andere; und manch ein<lb/>
anderer gelehrter Mann und College von heute würde<lb/>
gern für ein Paar Griffe zwiſchen ſeine Eigenthümer<lb/>
nicht nur ſeine eigene ſämmtliche Leibwäſche hingeben,<lb/>ſondern auch die ſeiner Frau, vorzüglich wenn ſie ſich<lb/>
mit oder nach ihm Frau Profeſſorin, Frau Archivarin,<lb/>
Frau Muſeumsdirectorin betituliren läßt.</p><lb/><p>Das iſt die Sache! Man iſt nicht umſonſt der<lb/>
Magiſter Noah Buchius und lebt als ſolcher im nüchtern<lb/>
altklugen achtzehnten Jahrhundert in der hohen Wald-<lb/>
und Wildnißſchule von Amelungsborn im Tilithigau,<lb/>
ohne das Seinige, das was Einem allein gehört, zu¬<lb/>ſammen zu tragen. Im Sacktuch auch, wie eben noch<lb/>
den ſchwarzen Kämpfer aus der Rabenſchlacht auf dem<lb/>
Odfelde, dem <hirendition="#aq">Campus Odini</hi> des Magiſters!</p><lb/><p>Es kleben und hängen an Allem Zettul. Von des<lb/>
gelehrten und kurieuſen Mannes Hand geſchrieben. Wir<lb/>ſchreiben nur einige derſelben nach, wie unſer Auge<lb/>
von der Wand zwiſchen dem Fenſter und dem Ofen<lb/>
bei der trüben Beleuchtung durch die ſchlechte Oellampe<lb/>
hinſchweift, und wir bedauern, daß wir nicht alle nach¬<lb/>ſchreiben können.</p><lb/><p>Auf Börten, jene Wand entlang ſind die Merk¬<lb/>
würdigkeiten geordnet und haben Generationen von<lb/>
Schulbuben, ſowie dem geſammten Lehrerconvent ſo¬<lb/>
wie auch dem geſtrengen Herrn Kloſteramtmann reich¬<lb/><fwplace="bottom"type="sig">4*<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[51/0059]
ausgemacht; aber er hat wenig Weißes in die Seife zu
geben.
Dafür hat er manches Andere; und manch ein
anderer gelehrter Mann und College von heute würde
gern für ein Paar Griffe zwiſchen ſeine Eigenthümer
nicht nur ſeine eigene ſämmtliche Leibwäſche hingeben,
ſondern auch die ſeiner Frau, vorzüglich wenn ſie ſich
mit oder nach ihm Frau Profeſſorin, Frau Archivarin,
Frau Muſeumsdirectorin betituliren läßt.
Das iſt die Sache! Man iſt nicht umſonſt der
Magiſter Noah Buchius und lebt als ſolcher im nüchtern
altklugen achtzehnten Jahrhundert in der hohen Wald-
und Wildnißſchule von Amelungsborn im Tilithigau,
ohne das Seinige, das was Einem allein gehört, zu¬
ſammen zu tragen. Im Sacktuch auch, wie eben noch
den ſchwarzen Kämpfer aus der Rabenſchlacht auf dem
Odfelde, dem Campus Odini des Magiſters!
Es kleben und hängen an Allem Zettul. Von des
gelehrten und kurieuſen Mannes Hand geſchrieben. Wir
ſchreiben nur einige derſelben nach, wie unſer Auge
von der Wand zwiſchen dem Fenſter und dem Ofen
bei der trüben Beleuchtung durch die ſchlechte Oellampe
hinſchweift, und wir bedauern, daß wir nicht alle nach¬
ſchreiben können.
Auf Börten, jene Wand entlang ſind die Merk¬
würdigkeiten geordnet und haben Generationen von
Schulbuben, ſowie dem geſammten Lehrerconvent ſo¬
wie auch dem geſtrengen Herrn Kloſteramtmann reich¬
4*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/59>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.