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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.

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Wieschen am Oberarm und brummte gröblich: "Schrei'
doch nicht so!" und dann legte er grimmig und voll
zarten Mitgefühls zum erstenmal in seinem Leben dem
Herrn Magister Buchius -- seinem liebsten Herrn Ma¬
gister die Hand auf die Schulter: "Herr, Herre, lieber
Herre, Schlimmeres hätte auch mir heute nicht passiren
können, ausgenommen wenn ich nicht mein Mädchen
bei Leben, gesunden Gliedern und bei Ehren hätte be¬
halten können. So reden der Herr Magister doch nur Ein
Wort! Ach Gott, so ein junger Herr und Menschensohn!
Was ist es uns für ein Trost, daß es ihm doch noch
besser zu Theil geworden ist als tausend Andern heute?
Guck, da richtet sich wieder Einer im Röhricht auf und
jammert nach uns herüber auf engelländisch, ohne daß
wir ihm nach Hause helfen können."

"Nach Hause!" murmelte Magister Buchius.

"Ja, nach Hause!" rief Knecht Heinrich, seine Pudel¬
mütze zwischen den harten Fäusten zerknillend. "Ein
schönes Nach-Hause für Alles, was heute hier um den
Ith herum gern nach Hause möchte aus Frankreich, Eng¬
land, Bückeburg und dem Hessischen, Braunschweig, und
Allem, was sonst so zu uns ortsangeborenem deut¬
schen Volke gehört. Herr Magister, lieber Herr Ma¬
gister, da haben der Herr Junker doch wieder ihren
Willen gekriegt. Die wollten immerdar nur von Hause
weg -- von Schulen und von Hause weg -- und sie
haben einen sanften Tod gehabt, liebster, bester Herr
Magister, und brauchen sich nicht mehr zu sorgen

Wieſchen am Oberarm und brummte gröblich: „Schrei'
doch nicht ſo!“ und dann legte er grimmig und voll
zarten Mitgefühls zum erſtenmal in ſeinem Leben dem
Herrn Magiſter Buchius — ſeinem liebſten Herrn Ma¬
giſter die Hand auf die Schulter: „Herr, Herre, lieber
Herre, Schlimmeres hätte auch mir heute nicht paſſiren
können, ausgenommen wenn ich nicht mein Mädchen
bei Leben, geſunden Gliedern und bei Ehren hätte be¬
halten können. So reden der Herr Magiſter doch nur Ein
Wort! Ach Gott, ſo ein junger Herr und Menſchenſohn!
Was iſt es uns für ein Troſt, daß es ihm doch noch
beſſer zu Theil geworden iſt als tauſend Andern heute?
Guck, da richtet ſich wieder Einer im Röhricht auf und
jammert nach uns herüber auf engelländiſch, ohne daß
wir ihm nach Hauſe helfen können.“

„Nach Hauſe!“ murmelte Magiſter Buchius.

„Ja, nach Hauſe!“ rief Knecht Heinrich, ſeine Pudel¬
mütze zwiſchen den harten Fäuſten zerknillend. „Ein
ſchönes Nach-Hauſe für Alles, was heute hier um den
Ith herum gern nach Hauſe möchte aus Frankreich, Eng¬
land, Bückeburg und dem Heſſiſchen, Braunſchweig, und
Allem, was ſonſt ſo zu uns ortsangeborenem deut¬
ſchen Volke gehört. Herr Magiſter, lieber Herr Ma¬
giſter, da haben der Herr Junker doch wieder ihren
Willen gekriegt. Die wollten immerdar nur von Hauſe
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[277/0285] Wieſchen am Oberarm und brummte gröblich: „Schrei' doch nicht ſo!“ und dann legte er grimmig und voll zarten Mitgefühls zum erſtenmal in ſeinem Leben dem Herrn Magiſter Buchius — ſeinem liebſten Herrn Ma¬ giſter die Hand auf die Schulter: „Herr, Herre, lieber Herre, Schlimmeres hätte auch mir heute nicht paſſiren können, ausgenommen wenn ich nicht mein Mädchen bei Leben, geſunden Gliedern und bei Ehren hätte be¬ halten können. So reden der Herr Magiſter doch nur Ein Wort! Ach Gott, ſo ein junger Herr und Menſchenſohn! Was iſt es uns für ein Troſt, daß es ihm doch noch beſſer zu Theil geworden iſt als tauſend Andern heute? Guck, da richtet ſich wieder Einer im Röhricht auf und jammert nach uns herüber auf engelländiſch, ohne daß wir ihm nach Hauſe helfen können.“ „Nach Hauſe!“ murmelte Magiſter Buchius. „Ja, nach Hauſe!“ rief Knecht Heinrich, ſeine Pudel¬ mütze zwiſchen den harten Fäuſten zerknillend. „Ein ſchönes Nach-Hauſe für Alles, was heute hier um den Ith herum gern nach Hauſe möchte aus Frankreich, Eng¬ land, Bückeburg und dem Heſſiſchen, Braunſchweig, und Allem, was ſonſt ſo zu uns ortsangeborenem deut¬ ſchen Volke gehört. Herr Magiſter, lieber Herr Ma¬ giſter, da haben der Herr Junker doch wieder ihren Willen gekriegt. Die wollten immerdar nur von Hauſe weg — von Schulen und von Hauſe weg — und ſie haben einen ſanften Tod gehabt, liebſter, beſter Herr Magiſter, und brauchen ſich nicht mehr zu ſorgen

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/285>, abgerufen am 28.11.2024.