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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.

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hatte und weggenommen war von der Erde im vollsten
Triumphe, die Elliots gut geführt und sie nach bestem
Wissen und Kräften und zur Zufriedenheit Seiner
Durchlaucht des Herzogs Ferdinand heute noch einmal
an den Feind gebracht zu haben. Der Magister Buchius
kniete wortlos unter den Leichnamen von Menschen und
Vieh auf dem Odfelde und hielt das Haupt seines
bösesten und besten Schülers, seines liebsten, liebsten
Schülers in den Armen; und mit einem Male fing er
an, bitterlich zu weinen, als ob Alles, was er an
Kummer und Verdruß in seinem langen Leben und am
heutigen kurzen Tage still hinuntergeschluckt hatte, in
Einem Strom sich Bahn breche aus seiner tiefsten Seele
heraus.

Dadurch brachte er natürlich auch die zwei Mädchen
zu hellem Geschrei und vorzüglich die zärtliche Mamsell
Selinde, die da stand und untröstlich die Hände rang,
wie sie sie gleicherweise untröstlich im Stillen gerungen
hatte, als man den schönen, höflichen, lustigen Lieute¬
nant Seraphin von den himmelblauen Dragonern auf
den Gewehrläufen in das Thor von Kloster Amelungs¬
born trug. Ihn, der auch "wie ein Engel" gegen sie
gewesen war in den Wochen vor dem Gefecht bei Erichs¬
burg, als er beim Herrn Onkel in Quartier lag.

"O Gott, o Gott, so jung und so ein guter Junge
und um solch' eine Dummheit, die ihn doch garnichts
anging! und so ein lieber, lieber Junge!" ...

Knecht Heinrich Schelze stand auch und faßte sein

hatte und weggenommen war von der Erde im vollſten
Triumphe, die Elliots gut geführt und ſie nach beſtem
Wiſſen und Kräften und zur Zufriedenheit Seiner
Durchlaucht des Herzogs Ferdinand heute noch einmal
an den Feind gebracht zu haben. Der Magiſter Buchius
kniete wortlos unter den Leichnamen von Menſchen und
Vieh auf dem Odfelde und hielt das Haupt ſeines
böſeſten und beſten Schülers, ſeines liebſten, liebſten
Schülers in den Armen; und mit einem Male fing er
an, bitterlich zu weinen, als ob Alles, was er an
Kummer und Verdruß in ſeinem langen Leben und am
heutigen kurzen Tage ſtill hinuntergeſchluckt hatte, in
Einem Strom ſich Bahn breche aus ſeiner tiefſten Seele
heraus.

Dadurch brachte er natürlich auch die zwei Mädchen
zu hellem Geſchrei und vorzüglich die zärtliche Mamſell
Selinde, die da ſtand und untröſtlich die Hände rang,
wie ſie ſie gleicherweiſe untröſtlich im Stillen gerungen
hatte, als man den ſchönen, höflichen, luſtigen Lieute¬
nant Seraphin von den himmelblauen Dragonern auf
den Gewehrläufen in das Thor von Kloſter Amelungs¬
born trug. Ihn, der auch „wie ein Engel“ gegen ſie
geweſen war in den Wochen vor dem Gefecht bei Erichs¬
burg, als er beim Herrn Onkel in Quartier lag.

„O Gott, o Gott, ſo jung und ſo ein guter Junge
und um ſolch' eine Dummheit, die ihn doch garnichts
anging! und ſo ein lieber, lieber Junge!“ ...

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[276/0284] hatte und weggenommen war von der Erde im vollſten Triumphe, die Elliots gut geführt und ſie nach beſtem Wiſſen und Kräften und zur Zufriedenheit Seiner Durchlaucht des Herzogs Ferdinand heute noch einmal an den Feind gebracht zu haben. Der Magiſter Buchius kniete wortlos unter den Leichnamen von Menſchen und Vieh auf dem Odfelde und hielt das Haupt ſeines böſeſten und beſten Schülers, ſeines liebſten, liebſten Schülers in den Armen; und mit einem Male fing er an, bitterlich zu weinen, als ob Alles, was er an Kummer und Verdruß in ſeinem langen Leben und am heutigen kurzen Tage ſtill hinuntergeſchluckt hatte, in Einem Strom ſich Bahn breche aus ſeiner tiefſten Seele heraus. Dadurch brachte er natürlich auch die zwei Mädchen zu hellem Geſchrei und vorzüglich die zärtliche Mamſell Selinde, die da ſtand und untröſtlich die Hände rang, wie ſie ſie gleicherweiſe untröſtlich im Stillen gerungen hatte, als man den ſchönen, höflichen, luſtigen Lieute¬ nant Seraphin von den himmelblauen Dragonern auf den Gewehrläufen in das Thor von Kloſter Amelungs¬ born trug. Ihn, der auch „wie ein Engel“ gegen ſie geweſen war in den Wochen vor dem Gefecht bei Erichs¬ burg, als er beim Herrn Onkel in Quartier lag. „O Gott, o Gott, ſo jung und ſo ein guter Junge und um ſolch' eine Dummheit, die ihn doch garnichts anging! und ſo ein lieber, lieber Junge!“ ... Knecht Heinrich Schelze ſtand auch und faßte ſein

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/284>, abgerufen am 25.11.2024.