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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.

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"Mein lieber Herr Magister, ich danke Ihnen ganz
recht höflich. Vraiment, ich danke von ganzem Herzen;
denn so wie der Herr jetzt hat noch Keiner den zer¬
plagten Ferdinand von Braunschweig-Lüneburg auf
seinen schlimmen Wegen ein braves Wort gesagt! Und
ich hatte es nöthig -- hatte es nöthig, heute mehr als
sonsten. Magister Buchius von Amelungsborn, wenn
ich recht verstanden habe? Ja, ja, mein lieber Herr
Magister, Sie wären mir auch willkommen in Braun¬
schweig im Bevern'schen Schloß -- im Frieden --
wie das arme Mädchen hier. Kind, leider ist noch
immer nicht die Zeit gekommen, wo ich mich mit Dir
hinter den Ofen setzen könnte, um von den Tagen, die
uns Beiden nicht gefallen konnten, das Genauere zu
hören und zu erzählen. Und der junge Mensch, dieser
zweite junge von Münchhausen, gehörte auch zu dem
Herrn Magister? Lieber Westphalen -- ja, aber auch
Sie haben keine Zeit -- Herr Magister Buchius, das
Hauptquartier ist heute in Wickensen; ich kann Sie mit
Ihrer Gesellschaft nicht dorthin invitiren; aber wenn es
mir möglich ist, werde ich in Amelungsborn nach Ihnen
nachfragen lassen. Ah, Monsieur -- Herr Hauptmann
von Meding, wollen Sie dafür sorgen, daß die Leute
von Amelungsborn und der Herr Magister wenigstens
augenblicklich aus dem Gedränge kommen. Au revoir
also, mein lieber Herr Magister Buchius. Wie gesagt,
Sie haben in Wahrheit ein wackeres Wort zu mir ge¬
sprochen, und es ist in Wahrheit mein Wunsch, daß

„Mein lieber Herr Magiſter, ich danke Ihnen ganz
recht höflich. Vraiment, ich danke von ganzem Herzen;
denn ſo wie der Herr jetzt hat noch Keiner den zer¬
plagten Ferdinand von Braunſchweig-Lüneburg auf
ſeinen ſchlimmen Wegen ein braves Wort geſagt! Und
ich hatte es nöthig — hatte es nöthig, heute mehr als
ſonſten. Magiſter Buchius von Amelungsborn, wenn
ich recht verſtanden habe? Ja, ja, mein lieber Herr
Magiſter, Sie wären mir auch willkommen in Braun¬
ſchweig im Bevern'ſchen Schloß — im Frieden —
wie das arme Mädchen hier. Kind, leider iſt noch
immer nicht die Zeit gekommen, wo ich mich mit Dir
hinter den Ofen ſetzen könnte, um von den Tagen, die
uns Beiden nicht gefallen konnten, das Genauere zu
hören und zu erzählen. Und der junge Menſch, dieſer
zweite junge von Münchhauſen, gehörte auch zu dem
Herrn Magiſter? Lieber Weſtphalen — ja, aber auch
Sie haben keine Zeit — Herr Magiſter Buchius, das
Hauptquartier iſt heute in Wickenſen; ich kann Sie mit
Ihrer Geſellſchaft nicht dorthin invitiren; aber wenn es
mir möglich iſt, werde ich in Amelungsborn nach Ihnen
nachfragen laſſen. Ah, Monſieur — Herr Hauptmann
von Meding, wollen Sie dafür ſorgen, daß die Leute
von Amelungsborn und der Herr Magiſter wenigſtens
augenblicklich aus dem Gedränge kommen. Au revoir
alſo, mein lieber Herr Magiſter Buchius. Wie geſagt,
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ſprochen, und es iſt in Wahrheit mein Wunſch, daß

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[254/0262] „Mein lieber Herr Magiſter, ich danke Ihnen ganz recht höflich. Vraiment, ich danke von ganzem Herzen; denn ſo wie der Herr jetzt hat noch Keiner den zer¬ plagten Ferdinand von Braunſchweig-Lüneburg auf ſeinen ſchlimmen Wegen ein braves Wort geſagt! Und ich hatte es nöthig — hatte es nöthig, heute mehr als ſonſten. Magiſter Buchius von Amelungsborn, wenn ich recht verſtanden habe? Ja, ja, mein lieber Herr Magiſter, Sie wären mir auch willkommen in Braun¬ ſchweig im Bevern'ſchen Schloß — im Frieden — wie das arme Mädchen hier. Kind, leider iſt noch immer nicht die Zeit gekommen, wo ich mich mit Dir hinter den Ofen ſetzen könnte, um von den Tagen, die uns Beiden nicht gefallen konnten, das Genauere zu hören und zu erzählen. Und der junge Menſch, dieſer zweite junge von Münchhauſen, gehörte auch zu dem Herrn Magiſter? Lieber Weſtphalen — ja, aber auch Sie haben keine Zeit — Herr Magiſter Buchius, das Hauptquartier iſt heute in Wickenſen; ich kann Sie mit Ihrer Geſellſchaft nicht dorthin invitiren; aber wenn es mir möglich iſt, werde ich in Amelungsborn nach Ihnen nachfragen laſſen. Ah, Monſieur — Herr Hauptmann von Meding, wollen Sie dafür ſorgen, daß die Leute von Amelungsborn und der Herr Magiſter wenigſtens augenblicklich aus dem Gedränge kommen. Au revoir alſo, mein lieber Herr Magiſter Buchius. Wie geſagt, Sie haben in Wahrheit ein wackeres Wort zu mir ge¬ ſprochen, und es iſt in Wahrheit mein Wunſch, daß

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/262>, abgerufen am 24.11.2024.