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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.

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auf den Schultern trug, keine Zeit, und der Magister
Buchius wußte das.

"Bitte den Herrn, sich zu bedecken," sagte er, der
Herzog, gleichfalls den Hut höflich lüftend. "Kann ich
dem Herrn dienen? Oder kann mir der Herr selber
rathen, wie diesen armen Leuten hier zu helfen ist?"

Wir haben es schon gesagt, daß der alte Schul¬
meister gleich einem Verzückten stand; doch wir müssen
es noch einmal sagen.

"Durchlaucht -- Monseigneur -- größester Held,"
stammelte er, immer den Helden- und Biedermann auf
dem Schimmel glänzenden Auges betrachtend und alles
Uebrige um sich her vergessend. "Durchlauchtiger Herr
-- mächtiger Kriegesfürst, ach, daß doch Euer Durch¬
laucht unter so unruhigen Umständen in unserer und
Hochdero Heimath-Gegend arriviren müssen. Durch¬
lauchtigster --"

"Ich bitte doch ein wenig kürzer," lächelte der
gute Herzog, trotz seiner Eile mit vollem Wohlwollen
und Verständniß; aber wie hätte Magister Buchius sich
kurz, ja nur kürzer fassen können?

"Durchlauchtiger Herr und Herzog von Braun¬
schweig, Lüneburg und Bevern, ich bin auch aus Bevern.
Mein Name ist Buchius -- dies hier ist die Made¬
moiselle Fegebanck, des Herrn Klosteramtmanns von
Amelungsborn Nichte und Vetterstochter, und ich bin
der letzte wirkliche Kollaborator der weiland berühmten
großen Schule zu Kloster Amelungsborn, und was hätte

auf den Schultern trug, keine Zeit, und der Magiſter
Buchius wußte das.

„Bitte den Herrn, ſich zu bedecken,“ ſagte er, der
Herzog, gleichfalls den Hut höflich lüftend. „Kann ich
dem Herrn dienen? Oder kann mir der Herr ſelber
rathen, wie dieſen armen Leuten hier zu helfen iſt?“

Wir haben es ſchon geſagt, daß der alte Schul¬
meiſter gleich einem Verzückten ſtand; doch wir müſſen
es noch einmal ſagen.

„Durchlaucht — Monseigneur — größeſter Held,“
ſtammelte er, immer den Helden- und Biedermann auf
dem Schimmel glänzenden Auges betrachtend und alles
Uebrige um ſich her vergeſſend. „Durchlauchtiger Herr
— mächtiger Kriegesfürſt, ach, daß doch Euer Durch¬
laucht unter ſo unruhigen Umſtänden in unſerer und
Hochdero Heimath-Gegend arriviren müſſen. Durch¬
lauchtigſter —“

„Ich bitte doch ein wenig kürzer,“ lächelte der
gute Herzog, trotz ſeiner Eile mit vollem Wohlwollen
und Verſtändniß; aber wie hätte Magiſter Buchius ſich
kurz, ja nur kürzer faſſen können?

„Durchlauchtiger Herr und Herzog von Braun¬
ſchweig, Lüneburg und Bevern, ich bin auch aus Bevern.
Mein Name iſt Buchius — dies hier iſt die Made¬
moiſelle Fegebanck, des Herrn Kloſteramtmanns von
Amelungsborn Nichte und Vetterstochter, und ich bin
der letzte wirkliche Kollaborator der weiland berühmten
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[252/0260] auf den Schultern trug, keine Zeit, und der Magiſter Buchius wußte das. „Bitte den Herrn, ſich zu bedecken,“ ſagte er, der Herzog, gleichfalls den Hut höflich lüftend. „Kann ich dem Herrn dienen? Oder kann mir der Herr ſelber rathen, wie dieſen armen Leuten hier zu helfen iſt?“ Wir haben es ſchon geſagt, daß der alte Schul¬ meiſter gleich einem Verzückten ſtand; doch wir müſſen es noch einmal ſagen. „Durchlaucht — Monseigneur — größeſter Held,“ ſtammelte er, immer den Helden- und Biedermann auf dem Schimmel glänzenden Auges betrachtend und alles Uebrige um ſich her vergeſſend. „Durchlauchtiger Herr — mächtiger Kriegesfürſt, ach, daß doch Euer Durch¬ laucht unter ſo unruhigen Umſtänden in unſerer und Hochdero Heimath-Gegend arriviren müſſen. Durch¬ lauchtigſter —“ „Ich bitte doch ein wenig kürzer,“ lächelte der gute Herzog, trotz ſeiner Eile mit vollem Wohlwollen und Verſtändniß; aber wie hätte Magiſter Buchius ſich kurz, ja nur kürzer faſſen können? „Durchlauchtiger Herr und Herzog von Braun¬ ſchweig, Lüneburg und Bevern, ich bin auch aus Bevern. Mein Name iſt Buchius — dies hier iſt die Made¬ moiſelle Fegebanck, des Herrn Kloſteramtmanns von Amelungsborn Nichte und Vetterstochter, und ich bin der letzte wirkliche Kollaborator der weiland berühmten großen Schule zu Kloſter Amelungsborn, und was hätte

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/260>, abgerufen am 23.11.2024.