Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.Pferde Schutz gesucht und in der Nässe und im scharfen Der Regen hatte um diese Zeit wohl aufgehört, "Wollen die Racker denn ewig leben?"...! Ganz vergeblich wendete sich Westphalen auf seinem Pferde Schutz geſucht und in der Näſſe und im ſcharfen Der Regen hatte um dieſe Zeit wohl aufgehört, „Wollen die Racker denn ewig leben?“...! Ganz vergeblich wendete ſich Weſtphalen auf ſeinem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0244" n="236"/> Pferde Schutz geſucht und in der Näſſe und im ſcharfen<lb/> Herbſtwinde ſich zuſammengekauert hatten!</p><lb/> <p>Der Regen hatte um dieſe Zeit wohl aufgehört,<lb/> aber der Wind war biſſiger und biſſiger geworden und<lb/> trieb fort und fort dunkles, zerriſſenes Gewölk vom<lb/> Hils gegen die Weſer, und den Brandqualm vom<lb/> Lager des Herrn Marquis von Poyanne und aus den<lb/> Defil<hi rendition="#aq">é</hi>s bei Stadtoldendorf dem Herrn Generallieutenant<lb/> von Hardenberg grade in's Geſicht — wenn er noch<lb/> im Anmarſch ſein ſollte. Der Herzog ſah immer noch<lb/> nach derſelben Richtung und griff nur von Zeit zu Zeit<lb/> mechaniſch an den Hut, wenn ihn die im ununterbroche¬<lb/> nen Zuge an ihm vorbei gegen den Hils marſchirenden<lb/> einheimiſchen und fremdländiſchen Truppen durch wilde<lb/> Zurufe grüßten. Weſtphalen, der treue Mann, blickte<lb/> mit immer größerer Sorge auf ſeinen Herrn. Er ſah<lb/> ihn unter den Nachwirkungen des böſen Fiebers von<lb/> Ohr fröſteln, ach, und er kannte nur zu gut den Cha¬<lb/> rakterunterſchied zwiſchen ſeinem großen Feldherrn, dem<lb/> kriegsgewaltigen Schützer des deutſchen Weſtens, und<lb/> jenem im Oſten, der eben vielleicht wieder einmal auf<lb/> einem ſeiner Schlachtfelder mit erhobenem Krückſtock<lb/> grollte:</p><lb/> <p>„Wollen die Racker denn ewig leben?“...!</p><lb/> <p>Ganz vergeblich wendete ſich Weſtphalen auf ſeinem<lb/> Sattel und ſah ſich nach einem Troſt und einer Auf¬<lb/> richtung unter den engländiſchen, ſchottiſchen, bückeburgi¬<lb/> ſchen, hannöverſchen, heſſiſchen, braunſchweigiſchen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [236/0244]
Pferde Schutz geſucht und in der Näſſe und im ſcharfen
Herbſtwinde ſich zuſammengekauert hatten!
Der Regen hatte um dieſe Zeit wohl aufgehört,
aber der Wind war biſſiger und biſſiger geworden und
trieb fort und fort dunkles, zerriſſenes Gewölk vom
Hils gegen die Weſer, und den Brandqualm vom
Lager des Herrn Marquis von Poyanne und aus den
Defilés bei Stadtoldendorf dem Herrn Generallieutenant
von Hardenberg grade in's Geſicht — wenn er noch
im Anmarſch ſein ſollte. Der Herzog ſah immer noch
nach derſelben Richtung und griff nur von Zeit zu Zeit
mechaniſch an den Hut, wenn ihn die im ununterbroche¬
nen Zuge an ihm vorbei gegen den Hils marſchirenden
einheimiſchen und fremdländiſchen Truppen durch wilde
Zurufe grüßten. Weſtphalen, der treue Mann, blickte
mit immer größerer Sorge auf ſeinen Herrn. Er ſah
ihn unter den Nachwirkungen des böſen Fiebers von
Ohr fröſteln, ach, und er kannte nur zu gut den Cha¬
rakterunterſchied zwiſchen ſeinem großen Feldherrn, dem
kriegsgewaltigen Schützer des deutſchen Weſtens, und
jenem im Oſten, der eben vielleicht wieder einmal auf
einem ſeiner Schlachtfelder mit erhobenem Krückſtock
grollte:
„Wollen die Racker denn ewig leben?“...!
Ganz vergeblich wendete ſich Weſtphalen auf ſeinem
Sattel und ſah ſich nach einem Troſt und einer Auf¬
richtung unter den engländiſchen, ſchottiſchen, bückeburgi¬
ſchen, hannöverſchen, heſſiſchen, braunſchweigiſchen,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |