Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.denn gern auf den Dio Cassius hin, in welchem Er "Uh Jeses, Heinrich, hörst Du das und gruselt's "Es sollte eigentlich Griechisch sein, Wieschen, ist "Ach du liebster Gott, auch der vornehme Herre?" "Sie sagen, König Fritze hätte manchmal viel darum "Dieses ist so, Schelze," sprach der Magister Buchius denn gern auf den Dio Caſſius hin, in welchem Er „Uh Jeſes, Heinrich, hörſt Du das und gruſelt's „Es ſollte eigentlich Griechiſch ſein, Wieſchen, iſt „Ach du liebſter Gott, auch der vornehme Herre?“ „Sie ſagen, König Fritze hätte manchmal viel darum „Dieſes iſt ſo, Schelze,“ ſprach der Magiſter Buchius <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0223" n="215"/> denn gern auf den Dio Caſſius hin, in welchem Er<lb/> bei gemächlichern Umſtänden nachſchlagen mag: <hi rendition="#aq">Cha¬<lb/> riomerus autem rex Cheruscorum a Chattis imperio<lb/> suo ejectus.“</hi></p><lb/> <p>„Uh Jeſes, Heinrich, hörſt Du das und gruſelt's<lb/> Dir da nicht noch mehr?“</p><lb/> <p>„Es ſollte eigentlich Griechiſch ſein, Wieſchen, iſt<lb/> aber bloß Lateiniſch. Und auf Deutſch iſt's auch nicht<lb/> ſo ſchlimm, als es ſich anhört,“ lachte Thedel von<lb/> Mamſells zärtlicher Seite her, „da bedeutet's nur, daß<lb/> der Härzer König Gariomer von den blinden Heſſen<lb/> auch ſeinerſeits aus Haus, Hof, Bett und Stall heraus¬<lb/> geſchmiſſen wurde und allhier wie wir heute in Wald<lb/> und Schlucht ſich verkriechen und vielleicht grade in<lb/> dieſer ſelbigen Spelunke unterkriechen mußte.“</p><lb/> <p>„Ach du liebſter Gott, auch der vornehme Herre?“<lb/> ſeufzte Wieſchen mitleidig.</p><lb/> <p>„Sie ſagen, König Fritze hätte manchmal viel darum<lb/> gegeben, wenn er nur ſolchen ſichern Ort zum Unter¬<lb/> kriechen gehabt hätte,“ meinte Heinrich Schelze.</p><lb/> <p>„Dieſes iſt ſo, Schelze,“ ſprach der Magiſter Buchius<lb/> melancholiſch. „Das Geſchick ducket die Könige und<lb/> die Bettler gleicherweiſe nieder, wenn es ihm beliebet.<lb/> Von Ihm aber, Herr von Münchhauſen, freuet es mich,<lb/> daß Er nicht den Herrn Paſtor Dünnhaupt bei Seiner<lb/> Derivation des Namens unſerer hochberühmteſten cherus¬<lb/> kiſchen Altvordern folget. Es ſcheinet mir doch zum<lb/> Mindeſten ein wenig zu weit hergeholet, wenn der Herr<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [215/0223]
denn gern auf den Dio Caſſius hin, in welchem Er
bei gemächlichern Umſtänden nachſchlagen mag: Cha¬
riomerus autem rex Cheruscorum a Chattis imperio
suo ejectus.“
„Uh Jeſes, Heinrich, hörſt Du das und gruſelt's
Dir da nicht noch mehr?“
„Es ſollte eigentlich Griechiſch ſein, Wieſchen, iſt
aber bloß Lateiniſch. Und auf Deutſch iſt's auch nicht
ſo ſchlimm, als es ſich anhört,“ lachte Thedel von
Mamſells zärtlicher Seite her, „da bedeutet's nur, daß
der Härzer König Gariomer von den blinden Heſſen
auch ſeinerſeits aus Haus, Hof, Bett und Stall heraus¬
geſchmiſſen wurde und allhier wie wir heute in Wald
und Schlucht ſich verkriechen und vielleicht grade in
dieſer ſelbigen Spelunke unterkriechen mußte.“
„Ach du liebſter Gott, auch der vornehme Herre?“
ſeufzte Wieſchen mitleidig.
„Sie ſagen, König Fritze hätte manchmal viel darum
gegeben, wenn er nur ſolchen ſichern Ort zum Unter¬
kriechen gehabt hätte,“ meinte Heinrich Schelze.
„Dieſes iſt ſo, Schelze,“ ſprach der Magiſter Buchius
melancholiſch. „Das Geſchick ducket die Könige und
die Bettler gleicherweiſe nieder, wenn es ihm beliebet.
Von Ihm aber, Herr von Münchhauſen, freuet es mich,
daß Er nicht den Herrn Paſtor Dünnhaupt bei Seiner
Derivation des Namens unſerer hochberühmteſten cherus¬
kiſchen Altvordern folget. Es ſcheinet mir doch zum
Mindeſten ein wenig zu weit hergeholet, wenn der Herr
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