Kriegen mit Schlamm ausgefüllt; wir können es nicht sagen. Und des Nachgrabens lohnt es sich nicht. Die Schätze, die aus der Schluft zu holen waren, die hatte der Magister schon nach Amelungsborn in der Tasche heimgetragen, und das, was er und seine Begleiter am fünften November Siebenzehnhunderteinundsechzig drin zurückließen, das könnte von historischem Werth nur für den Historiographen dieser Begebenheiten sein, und der verzichtet drauf in seinem Namen und dem seiner Leser und -- Leserinnen.
Der "eifrigste Forscher" soll dessenungeachtet dort mit Axt, Spitzhacke und Spaden unter Genehmigung der hohen Forstbehörden im kultivirten Walde thun können was er will -- Alles zu Ehren der großen Wald- und Wildnißschule Kloster Amelungsborn und ihres trefflichsten Kollaborators M. Noah Buchius Seligen.
Und wie Schade, daß es nicht heißer Hochsommer draußen war und sie damals nicht auf einer Vergnü¬ gungsfahrt kamen, diese gehetzten Erdenbewohner, die eben ihre Augen an das Licht in der Finsterniß ge¬ wöhnten! Der Troglodyt, Ureinwohner oder Einwanderer, der vor Jahrtausenden diese Junggesellenwohnung ge¬ funden und für sich in Beschlag genommen hatte, der hatte nicht nur Glück, sondern auch Geschmack gehabt. Die jetzt noch vorhandene allgemeine Stammhöhle am Rothen Stein war ein unheimlicher, naßkalter, ganz dunkler Hordenunterschlupf, ein Stall, ein Greul gegen
Kriegen mit Schlamm ausgefüllt; wir können es nicht ſagen. Und des Nachgrabens lohnt es ſich nicht. Die Schätze, die aus der Schluft zu holen waren, die hatte der Magiſter ſchon nach Amelungsborn in der Taſche heimgetragen, und das, was er und ſeine Begleiter am fünften November Siebenzehnhunderteinundſechzig drin zurückließen, das könnte von hiſtoriſchem Werth nur für den Hiſtoriographen dieſer Begebenheiten ſein, und der verzichtet drauf in ſeinem Namen und dem ſeiner Leſer und — Leſerinnen.
Der „eifrigſte Forſcher“ ſoll deſſenungeachtet dort mit Axt, Spitzhacke und Spaden unter Genehmigung der hohen Forſtbehörden im kultivirten Walde thun können was er will — Alles zu Ehren der großen Wald- und Wildnißſchule Kloſter Amelungsborn und ihres trefflichſten Kollaborators M. Noah Buchius Seligen.
Und wie Schade, daß es nicht heißer Hochſommer draußen war und ſie damals nicht auf einer Vergnü¬ gungsfahrt kamen, dieſe gehetzten Erdenbewohner, die eben ihre Augen an das Licht in der Finſterniß ge¬ wöhnten! Der Troglodyt, Ureinwohner oder Einwanderer, der vor Jahrtauſenden dieſe Junggeſellenwohnung ge¬ funden und für ſich in Beſchlag genommen hatte, der hatte nicht nur Glück, ſondern auch Geſchmack gehabt. Die jetzt noch vorhandene allgemeine Stammhöhle am Rothen Stein war ein unheimlicher, naßkalter, ganz dunkler Hordenunterſchlupf, ein Stall, ein Greul gegen
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Kriegen mit Schlamm ausgefüllt; wir können es nicht
ſagen. Und des Nachgrabens lohnt es ſich nicht. Die
Schätze, die aus der Schluft zu holen waren, die hatte
der Magiſter ſchon nach Amelungsborn in der Taſche
heimgetragen, und das, was er und ſeine Begleiter am
fünften November Siebenzehnhunderteinundſechzig drin
zurückließen, das könnte von hiſtoriſchem Werth nur für
den Hiſtoriographen dieſer Begebenheiten ſein, und der
verzichtet drauf in ſeinem Namen und dem ſeiner Leſer
und — Leſerinnen.
Der „eifrigſte Forſcher“ ſoll deſſenungeachtet dort
mit Axt, Spitzhacke und Spaden unter Genehmigung
der hohen Forſtbehörden im kultivirten Walde thun
können was er will — Alles zu Ehren der großen
Wald- und Wildnißſchule Kloſter Amelungsborn und
ihres trefflichſten Kollaborators M. Noah Buchius
Seligen.
Und wie Schade, daß es nicht heißer Hochſommer
draußen war und ſie damals nicht auf einer Vergnü¬
gungsfahrt kamen, dieſe gehetzten Erdenbewohner, die
eben ihre Augen an das Licht in der Finſterniß ge¬
wöhnten! Der Troglodyt, Ureinwohner oder Einwanderer,
der vor Jahrtauſenden dieſe Junggeſellenwohnung ge¬
funden und für ſich in Beſchlag genommen hatte, der
hatte nicht nur Glück, ſondern auch Geſchmack gehabt.
Die jetzt noch vorhandene allgemeine Stammhöhle am
Rothen Stein war ein unheimlicher, naßkalter, ganz
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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/207>, abgerufen am 22.11.2024.
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