Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.Herzen sie auch haben mochten; aber der Sprößling eines Auch die Todten, sie die in der Nacht lebendig und "Häng um, Heinrich!" rief der Junker, dem Knecht Er bewies bei diesem Ueberschreiten der Landstraßen "Mein Herz blutet, Mademoiselle; aber nur einen Herzen ſie auch haben mochten; aber der Sprößling eines Auch die Todten, ſie die in der Nacht lebendig und „Häng um, Heinrich!“ rief der Junker, dem Knecht Er bewies bei dieſem Ueberſchreiten der Landſtraßen „Mein Herz blutet, Mademoiſelle; aber nur einen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0196" n="188"/> Herzen ſie auch haben mochten; aber der Sprößling eines<lb/> ſo wohl und weit berühmten Geſchlechts wie Der von<lb/> Münchhauſen bewies grade itzo, daß er ganz in die<lb/> Zeit paßte und in ſie hinein grad auf die Füße hin<lb/> gefallen ſei.</p><lb/> <p>Auch die Todten, ſie die in der Nacht lebendig und<lb/> gefräßig mit dem Herzog Ferdinand von der Weſer aus<lb/> zum Zug gen Einbeck aufgebrochen, aber hier, unterwegs<lb/> aus den Reihen gefallen waren, hatten ihre Kommis¬<lb/> laibe und ſonſtigen beim Abmarſch gefaßten Rationen<lb/> noch ziemlich unangetaſtet bei ſich; und ſie lagen, wie<lb/> geſagt, dick geſät auf der Straße von Scharfoldendorf<lb/> bis auf die Höhe des Ith-Angers.</p><lb/> <p>„Häng um, Heinrich!“ rief der Junker, dem Knecht<lb/> Schelze einen deutſchen Brodbeutel auf den Schimmel<lb/> reichend.</p><lb/> <p>Er bewies bei dieſem Ueberſchreiten der Landſtraßen<lb/> den vollen Soldatenblick des ſiebenjährigen Kriegs, und<lb/> wußte nach den Seinigen im Fluge zugreifen.</p><lb/> <p>„Mein Herz blutet, Mademoiſelle; aber nur einen<lb/> Augenblick halte meine Prinzeß den engländiſchen<lb/> Torniſter. So geht es in der Rappuſe, Herr Magiſter!<lb/> Vivat jetzo der franzöſiſche Plunder! Guck der Schlingel<lb/> hat doch noch Zeit gehabt 'nem Hahnen den Hals um¬<lb/> zudrehen. Den laſſen wir ihm am Säbelgurt; aber<lb/> den Schnappſack nehmen wir ihm ab — an uns zurück<lb/> Herr Magiſter. Es iſt zum Heulen, aber fidel iſt's<lb/> doch. Und nun vorwärts, <hi rendition="#aq">en avant</hi>! Da kommt's<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [188/0196]
Herzen ſie auch haben mochten; aber der Sprößling eines
ſo wohl und weit berühmten Geſchlechts wie Der von
Münchhauſen bewies grade itzo, daß er ganz in die
Zeit paßte und in ſie hinein grad auf die Füße hin
gefallen ſei.
Auch die Todten, ſie die in der Nacht lebendig und
gefräßig mit dem Herzog Ferdinand von der Weſer aus
zum Zug gen Einbeck aufgebrochen, aber hier, unterwegs
aus den Reihen gefallen waren, hatten ihre Kommis¬
laibe und ſonſtigen beim Abmarſch gefaßten Rationen
noch ziemlich unangetaſtet bei ſich; und ſie lagen, wie
geſagt, dick geſät auf der Straße von Scharfoldendorf
bis auf die Höhe des Ith-Angers.
„Häng um, Heinrich!“ rief der Junker, dem Knecht
Schelze einen deutſchen Brodbeutel auf den Schimmel
reichend.
Er bewies bei dieſem Ueberſchreiten der Landſtraßen
den vollen Soldatenblick des ſiebenjährigen Kriegs, und
wußte nach den Seinigen im Fluge zugreifen.
„Mein Herz blutet, Mademoiſelle; aber nur einen
Augenblick halte meine Prinzeß den engländiſchen
Torniſter. So geht es in der Rappuſe, Herr Magiſter!
Vivat jetzo der franzöſiſche Plunder! Guck der Schlingel
hat doch noch Zeit gehabt 'nem Hahnen den Hals um¬
zudrehen. Den laſſen wir ihm am Säbelgurt; aber
den Schnappſack nehmen wir ihm ab — an uns zurück
Herr Magiſter. Es iſt zum Heulen, aber fidel iſt's
doch. Und nun vorwärts, en avant! Da kommt's
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