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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.

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"Ich denke nur an meinen Heinrich und verlasse
mich auf den lieben Gott und unsern Herrn Magister.
Und Heinrich, liebster Heinrich, wenn wir den guten
Herzog Ferdinand dazu heute wieder fänden --"

"Für's Erste will Der nur Eschershausen den fran¬
schen Spitzbuben abnehmen. Nicht wahr, Herr Magister?
Der Herr Magister Buchius sehen auch dorten nach der
Richtung und merken, wo die Hunde den Hirschen ge¬
stellt haben? Hallali! Hallali!"

Magister Buchius überhörte diese Frage und laut
hinausgerufenen Waidmannsruf, wie alles Andere, was
eben geschwatzt worden war. Er stand auf sein spanisch
Rohr gelehnt und sah auf die Schlacht hin und hinunter
wie er am gestrigen Abend zu ihr emporgeschaut hatte.
Nun wimmelte das Odfeld von streifenden Reitertrupps
beider kämpfender Heere, und die Pferdehufen stampften
die Leichname der schwarzen geflügelten Sieger und Ueber¬
wundenen von gestern in Sumpf und Moor und den
Haideboden. Den Ith entlang scholl die Trommel und
der Dudelsack ununterbrochen in das Kleingewehrfeuer
hinein, und über den Quadhagen und den Eschershau¬
sener Stadtberg hinaus hörte man wohl, daß General
Conway und Mylord Granby den Herrn von Poyanne
scharf in der Scheere hielten, um dem Herrn General¬
lieutenant von Hardenberg so lange als möglich Zeit
zu lassen, auch an ihn heranzukommen und möglicher¬
weise das Beste zum Tage zu thun.

Man vermochte es nicht mehr, zu unterscheiden, was

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„Ich denke nur an meinen Heinrich und verlaſſe
mich auf den lieben Gott und unſern Herrn Magiſter.
Und Heinrich, liebſter Heinrich, wenn wir den guten
Herzog Ferdinand dazu heute wieder fänden —“

„Für's Erſte will Der nur Eſchershauſen den fran¬
ſchen Spitzbuben abnehmen. Nicht wahr, Herr Magiſter?
Der Herr Magiſter Buchius ſehen auch dorten nach der
Richtung und merken, wo die Hunde den Hirſchen ge¬
ſtellt haben? Hallali! Hallali!“

Magiſter Buchius überhörte dieſe Frage und laut
hinausgerufenen Waidmannsruf, wie alles Andere, was
eben geſchwatzt worden war. Er ſtand auf ſein ſpaniſch
Rohr gelehnt und ſah auf die Schlacht hin und hinunter
wie er am geſtrigen Abend zu ihr emporgeſchaut hatte.
Nun wimmelte das Odfeld von ſtreifenden Reitertrupps
beider kämpfender Heere, und die Pferdehufen ſtampften
die Leichname der ſchwarzen geflügelten Sieger und Ueber¬
wundenen von geſtern in Sumpf und Moor und den
Haideboden. Den Ith entlang ſcholl die Trommel und
der Dudelſack ununterbrochen in das Kleingewehrfeuer
hinein, und über den Quadhagen und den Eſchershau¬
ſener Stadtberg hinaus hörte man wohl, daß General
Conway und Mylord Granby den Herrn von Poyanne
ſcharf in der Scheere hielten, um dem Herrn General¬
lieutenant von Hardenberg ſo lange als möglich Zeit
zu laſſen, auch an ihn heranzukommen und möglicher¬
weiſe das Beſte zum Tage zu thun.

Man vermochte es nicht mehr, zu unterſcheiden, was

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[179/0187] „Ich denke nur an meinen Heinrich und verlaſſe mich auf den lieben Gott und unſern Herrn Magiſter. Und Heinrich, liebſter Heinrich, wenn wir den guten Herzog Ferdinand dazu heute wieder fänden —“ „Für's Erſte will Der nur Eſchershauſen den fran¬ ſchen Spitzbuben abnehmen. Nicht wahr, Herr Magiſter? Der Herr Magiſter Buchius ſehen auch dorten nach der Richtung und merken, wo die Hunde den Hirſchen ge¬ ſtellt haben? Hallali! Hallali!“ Magiſter Buchius überhörte dieſe Frage und laut hinausgerufenen Waidmannsruf, wie alles Andere, was eben geſchwatzt worden war. Er ſtand auf ſein ſpaniſch Rohr gelehnt und ſah auf die Schlacht hin und hinunter wie er am geſtrigen Abend zu ihr emporgeſchaut hatte. Nun wimmelte das Odfeld von ſtreifenden Reitertrupps beider kämpfender Heere, und die Pferdehufen ſtampften die Leichname der ſchwarzen geflügelten Sieger und Ueber¬ wundenen von geſtern in Sumpf und Moor und den Haideboden. Den Ith entlang ſcholl die Trommel und der Dudelſack ununterbrochen in das Kleingewehrfeuer hinein, und über den Quadhagen und den Eſchershau¬ ſener Stadtberg hinaus hörte man wohl, daß General Conway und Mylord Granby den Herrn von Poyanne ſcharf in der Scheere hielten, um dem Herrn General¬ lieutenant von Hardenberg ſo lange als möglich Zeit zu laſſen, auch an ihn heranzukommen und möglicher¬ weiſe das Beſte zum Tage zu thun. Man vermochte es nicht mehr, zu unterſcheiden, was 12*

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/187>, abgerufen am 22.11.2024.