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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.

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herrschung in Amelungsborn so gut als möglich, wenn
freilich auch so unzurechnungsfähig als möglich.

Sie hatten sich natürlich wieder aufgerappelt vom
zerstampften nassen Boden, sowohl der Amtmann wie
der Magister. Der Erstere befand sich in den Armen
von Weib und Kind, der Zweite griff sich an den Hals,
weniger um die Binde als um den französischen Strick,
der sich so bedenklich darum zusammengezogen hatte,
zu lockern. Er löste die infame Schleife und hob sie
über den Kopf, um sie mit einem Dankgebet gegen den
Herrn der Heerschaaren so weit als möglich von sich
zu schleudern, als -- er plötzlich seine Hand gepackt
und den heißen, zornigen, wüthenden Athem seines
widerwilligen Hospes dicht vor seinem Gesichte fühlte.
Der Nebel gestattete jetzo kaum noch auf zwei Schritte
weit, einem Nebenmenschen Zärtlichkeit oder Grimm aus
den Augen abzulesen und dem einen wie dem andern
in der richtigen Weise mit dem Herzen oder der Gallen¬
blase, mit den geöffneten Armen oder mit der Faust
entgegen zu kommen.

"Herr," schrie der seiner Zeiten Noth völlig unter¬
liegende, völlig unterlegene Klosteramtmann von Ame¬
lungsborn, aus den Armen von Weib und Kind sich
losmachend, den letzten wirklichen Kollaborator der großen
Schule von Amelungsborn an. "Herr, Er ist es, der
mir als schwarzer Unglücksrabe auf dem Dach unter
meinem Dache sitzt. Er ist's, den mir der Satan als
Spuk bei Tage und bei Nacht aufgeladen hat! Was

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herrſchung in Amelungsborn ſo gut als möglich, wenn
freilich auch ſo unzurechnungsfähig als möglich.

Sie hatten ſich natürlich wieder aufgerappelt vom
zerſtampften naſſen Boden, ſowohl der Amtmann wie
der Magiſter. Der Erſtere befand ſich in den Armen
von Weib und Kind, der Zweite griff ſich an den Hals,
weniger um die Binde als um den franzöſiſchen Strick,
der ſich ſo bedenklich darum zuſammengezogen hatte,
zu lockern. Er löſte die infame Schleife und hob ſie
über den Kopf, um ſie mit einem Dankgebet gegen den
Herrn der Heerſchaaren ſo weit als möglich von ſich
zu ſchleudern, als — er plötzlich ſeine Hand gepackt
und den heißen, zornigen, wüthenden Athem ſeines
widerwilligen Hospes dicht vor ſeinem Geſichte fühlte.
Der Nebel geſtattete jetzo kaum noch auf zwei Schritte
weit, einem Nebenmenſchen Zärtlichkeit oder Grimm aus
den Augen abzuleſen und dem einen wie dem andern
in der richtigen Weiſe mit dem Herzen oder der Gallen¬
blaſe, mit den geöffneten Armen oder mit der Fauſt
entgegen zu kommen.

„Herr,“ ſchrie der ſeiner Zeiten Noth völlig unter¬
liegende, völlig unterlegene Kloſteramtmann von Ame¬
lungsborn, aus den Armen von Weib und Kind ſich
losmachend, den letzten wirklichen Kollaborator der großen
Schule von Amelungsborn an. „Herr, Er iſt es, der
mir als ſchwarzer Unglücksrabe auf dem Dach unter
meinem Dache ſitzt. Er iſt's, den mir der Satan als
Spuk bei Tage und bei Nacht aufgeladen hat! Was

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[147/0155] herrſchung in Amelungsborn ſo gut als möglich, wenn freilich auch ſo unzurechnungsfähig als möglich. Sie hatten ſich natürlich wieder aufgerappelt vom zerſtampften naſſen Boden, ſowohl der Amtmann wie der Magiſter. Der Erſtere befand ſich in den Armen von Weib und Kind, der Zweite griff ſich an den Hals, weniger um die Binde als um den franzöſiſchen Strick, der ſich ſo bedenklich darum zuſammengezogen hatte, zu lockern. Er löſte die infame Schleife und hob ſie über den Kopf, um ſie mit einem Dankgebet gegen den Herrn der Heerſchaaren ſo weit als möglich von ſich zu ſchleudern, als — er plötzlich ſeine Hand gepackt und den heißen, zornigen, wüthenden Athem ſeines widerwilligen Hospes dicht vor ſeinem Geſichte fühlte. Der Nebel geſtattete jetzo kaum noch auf zwei Schritte weit, einem Nebenmenſchen Zärtlichkeit oder Grimm aus den Augen abzuleſen und dem einen wie dem andern in der richtigen Weiſe mit dem Herzen oder der Gallen¬ blaſe, mit den geöffneten Armen oder mit der Fauſt entgegen zu kommen. „Herr,“ ſchrie der ſeiner Zeiten Noth völlig unter¬ liegende, völlig unterlegene Kloſteramtmann von Ame¬ lungsborn, aus den Armen von Weib und Kind ſich losmachend, den letzten wirklichen Kollaborator der großen Schule von Amelungsborn an. „Herr, Er iſt es, der mir als ſchwarzer Unglücksrabe auf dem Dach unter meinem Dache ſitzt. Er iſt's, den mir der Satan als Spuk bei Tage und bei Nacht aufgeladen hat! Was 10 *

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/155>, abgerufen am 24.11.2024.