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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.

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Gemüthes hätte sitzen lassen. Mit Dir zur einzigen
Gesellschaft --"

Das letzte Wort war an den geflügelten Kriegsmann
von Wodans Felde gerichtet; aber der schien mit dem
Krachen der Flinten drunten in den Gängen des alten
Klosters das Pulver und sein Futter bis hinauf in die
abgelegene Zelle des weiland Bruders Philemon zu
riechen. Er erhob sich flügelschlagend und hüpfte kreischend
und krächzend wie im Triumph dem Magister um die
Beine und im Gemach herum:

"Krieg, Krieg, Krieg!"

Magister Buchius nahm seinen Hut vom Haken und
drückte ihn fest auf die Perücke. Er nahm seinen Stock
aus dem Winkel. Wie ein richtiger alter Römer beim
Einbruch der Gallier wollte er auf Alles gerüstet und
gefaßt sein.

Es war auch nur ein Unterschied in der Zeiten¬
folge und im Kostüm, wie er so dasaß an seinem
Tische auf seinem Stuhl in seinem Museo, Wohn- und
Studir-Gemach -- aufrecht, das hispanische Rohr fest
aufgestellt auf den Boden zwischen den Knieen, den Hut
auf dem Haupte. Wenn Kloster Amelungsborn heute
im Abgrunde des Zornes des Höchsten versank; den
Magister Buchius fand und empfing der Abyssus in
voller Erkenntniß seiner Sündhaftigkeit vor dem Herrn;
aber auch außer durch den Trost auf die Barmherzig¬
keit desselbigen Herrn für Alles auf's Wackerste ge¬

Gemüthes hätte ſitzen laſſen. Mit Dir zur einzigen
Geſellſchaft —“

Das letzte Wort war an den geflügelten Kriegsmann
von Wodans Felde gerichtet; aber der ſchien mit dem
Krachen der Flinten drunten in den Gängen des alten
Kloſters das Pulver und ſein Futter bis hinauf in die
abgelegene Zelle des weiland Bruders Philemon zu
riechen. Er erhob ſich flügelſchlagend und hüpfte kreiſchend
und krächzend wie im Triumph dem Magiſter um die
Beine und im Gemach herum:

„Krieg, Krieg, Krieg!“

Magiſter Buchius nahm ſeinen Hut vom Haken und
drückte ihn feſt auf die Perücke. Er nahm ſeinen Stock
aus dem Winkel. Wie ein richtiger alter Römer beim
Einbruch der Gallier wollte er auf Alles gerüſtet und
gefaßt ſein.

Es war auch nur ein Unterſchied in der Zeiten¬
folge und im Koſtüm, wie er ſo daſaß an ſeinem
Tiſche auf ſeinem Stuhl in ſeinem Muſeo, Wohn- und
Studir-Gemach — aufrecht, das hiſpaniſche Rohr feſt
aufgeſtellt auf den Boden zwiſchen den Knieen, den Hut
auf dem Haupte. Wenn Kloſter Amelungsborn heute
im Abgrunde des Zornes des Höchſten verſank; den
Magiſter Buchius fand und empfing der Abyſſus in
voller Erkenntniß ſeiner Sündhaftigkeit vor dem Herrn;
aber auch außer durch den Troſt auf die Barmherzig¬
keit deſſelbigen Herrn für Alles auf's Wackerſte ge¬

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[137/0145] Gemüthes hätte ſitzen laſſen. Mit Dir zur einzigen Geſellſchaft —“ Das letzte Wort war an den geflügelten Kriegsmann von Wodans Felde gerichtet; aber der ſchien mit dem Krachen der Flinten drunten in den Gängen des alten Kloſters das Pulver und ſein Futter bis hinauf in die abgelegene Zelle des weiland Bruders Philemon zu riechen. Er erhob ſich flügelſchlagend und hüpfte kreiſchend und krächzend wie im Triumph dem Magiſter um die Beine und im Gemach herum: „Krieg, Krieg, Krieg!“ Magiſter Buchius nahm ſeinen Hut vom Haken und drückte ihn feſt auf die Perücke. Er nahm ſeinen Stock aus dem Winkel. Wie ein richtiger alter Römer beim Einbruch der Gallier wollte er auf Alles gerüſtet und gefaßt ſein. Es war auch nur ein Unterſchied in der Zeiten¬ folge und im Koſtüm, wie er ſo daſaß an ſeinem Tiſche auf ſeinem Stuhl in ſeinem Muſeo, Wohn- und Studir-Gemach — aufrecht, das hiſpaniſche Rohr feſt aufgeſtellt auf den Boden zwiſchen den Knieen, den Hut auf dem Haupte. Wenn Kloſter Amelungsborn heute im Abgrunde des Zornes des Höchſten verſank; den Magiſter Buchius fand und empfing der Abyſſus in voller Erkenntniß ſeiner Sündhaftigkeit vor dem Herrn; aber auch außer durch den Troſt auf die Barmherzig¬ keit deſſelbigen Herrn für Alles auf's Wackerſte ge¬

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/145>, abgerufen am 24.11.2024.