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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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Vogelsang aus unserer eigenen Kutsche herunter¬
sehen?"

"Nun höre Einer! höre sie Einer!" brummte
Hartleben. "Und was schwatzt der kleine Racker von
mir und was ich thun werde oder nicht? Aber da
sie denn einmal die Rede auf die Sache gebracht hat,
so wollen wir auch bei ihr bleiben. Frau Doktern,
was Hartlebens Anwesen angeht, so wissen Sie, wie
Sie dazu stehen -- Sie im Vogelsang! Und also
auch zu dem Wohnungskündigen und dergleichen.
Also wenn es Madame Trotzendorff nicht mehr bei
mir -- aber eigentlich bei Ihnen nicht mehr gefällt,
so muß sie das mit Ihnen ausmachen. Von wegen
meiner ist sie sicher. Wir zu unserer Zeit waren ja
eben auch Kinder und Jungen im Vogelsang und
haben ihn oft unsicher genug gemacht. Was mich
aber nicht abhält, dem Haupträuberhauptmann, dem
Musjeh Velten da ein bißchen anzurathen, sich doch
manchmal ein warnendes Beispiel an seinem Freunde
Karlchen hier, dem Karl Krumhardt zu nehmen. Wenn
ein Skandalmacher im Vogelsang existirt, dem ich
noch nicht mit einer Tracht Prügel habe drohen
oder aufwarten müssen, so ist er das. Also grüße
Du Deinen Herrn Vater, Karl, und mache ihm
fernerhin alle Freude. Mistreß -- Madame Trotzen¬
dorff: Hartleben kann wohl grob, sackgrob werden,

Vogelſang aus unſerer eigenen Kutſche herunter¬
ſehen?“

„Nun höre Einer! höre ſie Einer!“ brummte
Hartleben. „Und was ſchwatzt der kleine Racker von
mir und was ich thun werde oder nicht? Aber da
ſie denn einmal die Rede auf die Sache gebracht hat,
ſo wollen wir auch bei ihr bleiben. Frau Doktern,
was Hartlebens Anweſen angeht, ſo wiſſen Sie, wie
Sie dazu ſtehen — Sie im Vogelſang! Und alſo
auch zu dem Wohnungskündigen und dergleichen.
Alſo wenn es Madame Trotzendorff nicht mehr bei
mir — aber eigentlich bei Ihnen nicht mehr gefällt,
ſo muß ſie das mit Ihnen ausmachen. Von wegen
meiner iſt ſie ſicher. Wir zu unſerer Zeit waren ja
eben auch Kinder und Jungen im Vogelſang und
haben ihn oft unſicher genug gemacht. Was mich
aber nicht abhält, dem Haupträuberhauptmann, dem
Musjeh Velten da ein bißchen anzurathen, ſich doch
manchmal ein warnendes Beiſpiel an ſeinem Freunde
Karlchen hier, dem Karl Krumhardt zu nehmen. Wenn
ein Skandalmacher im Vogelſang exiſtirt, dem ich
noch nicht mit einer Tracht Prügel habe drohen
oder aufwarten müſſen, ſo iſt er das. Alſo grüße
Du Deinen Herrn Vater, Karl, und mache ihm
fernerhin alle Freude. Miſtreß — Madame Trotzen¬
dorff: Hartleben kann wohl grob, ſackgrob werden,

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[41/0051] Vogelſang aus unſerer eigenen Kutſche herunter¬ ſehen?“ „Nun höre Einer! höre ſie Einer!“ brummte Hartleben. „Und was ſchwatzt der kleine Racker von mir und was ich thun werde oder nicht? Aber da ſie denn einmal die Rede auf die Sache gebracht hat, ſo wollen wir auch bei ihr bleiben. Frau Doktern, was Hartlebens Anweſen angeht, ſo wiſſen Sie, wie Sie dazu ſtehen — Sie im Vogelſang! Und alſo auch zu dem Wohnungskündigen und dergleichen. Alſo wenn es Madame Trotzendorff nicht mehr bei mir — aber eigentlich bei Ihnen nicht mehr gefällt, ſo muß ſie das mit Ihnen ausmachen. Von wegen meiner iſt ſie ſicher. Wir zu unſerer Zeit waren ja eben auch Kinder und Jungen im Vogelſang und haben ihn oft unſicher genug gemacht. Was mich aber nicht abhält, dem Haupträuberhauptmann, dem Musjeh Velten da ein bißchen anzurathen, ſich doch manchmal ein warnendes Beiſpiel an ſeinem Freunde Karlchen hier, dem Karl Krumhardt zu nehmen. Wenn ein Skandalmacher im Vogelſang exiſtirt, dem ich noch nicht mit einer Tracht Prügel habe drohen oder aufwarten müſſen, ſo iſt er das. Alſo grüße Du Deinen Herrn Vater, Karl, und mache ihm fernerhin alle Freude. Miſtreß — Madame Trotzen¬ dorff: Hartleben kann wohl grob, ſackgrob werden,

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/51>, abgerufen am 25.11.2024.