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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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hatte, nur die beiden lieben tapferen Knochenhände
fassen, in die sich Velten Andres zu seiner letzten
Pflege gegeben hatte.

"Herrgott, wie habe ich dann seine und meine
Stube voll gehabt von der vergangenen Zeit.
Wie er es erfahren hat, daß sein Freund wieder da
sei und im alten Quartier, weiß ich nicht; aber er
war auch sofort da, der Herr Kommerzienrath, und
was es dann für Scenen zwischen ihnen gegeben
hat, davon weiß auch Niemand zu erzählen als ich.
Wie haben sie in Güte und in Gewalt an ihm gezerrt
und gezogen, daß er mit ihnen kommen sollte! Als
wenn es bei Dem jemals der Welt Pracht und Herr¬
lichkeit gethan hätte! Sein Behagen hat er wie alle
anderen Leute durch sein Leben haben wollen, aber
nur auf seine eigene kuriose Art, und so hat er es
zuletzt nur bei der Fechtmeisterin Feucht finden können.
Und der Herrgott hat ihm Gnade dazu geschenkt;
eigentlich so recht krank ist er gar nicht gewesen; sein
Herz hat nicht mehr gewollt, haben dem Herrn
Kommerzienrath seine Doktoren gesagt. Er ist auch
gar nicht weiter von Fleisch gefallen, sondern im
Gegentheil. Er schob es auf seine Füße, daß er lieber
lag als ging; aber die hätten wohl auch ausgehalten,
wenn das dumme Herz gewollt hätte. Das hatte
aber Alles, Alles aufgegeben und so auch seine Füße.

hatte, nur die beiden lieben tapferen Knochenhände
faſſen, in die ſich Velten Andres zu ſeiner letzten
Pflege gegeben hatte.

„Herrgott, wie habe ich dann ſeine und meine
Stube voll gehabt von der vergangenen Zeit.
Wie er es erfahren hat, daß ſein Freund wieder da
ſei und im alten Quartier, weiß ich nicht; aber er
war auch ſofort da, der Herr Kommerzienrath, und
was es dann für Scenen zwiſchen ihnen gegeben
hat, davon weiß auch Niemand zu erzählen als ich.
Wie haben ſie in Güte und in Gewalt an ihm gezerrt
und gezogen, daß er mit ihnen kommen ſollte! Als
wenn es bei Dem jemals der Welt Pracht und Herr¬
lichkeit gethan hätte! Sein Behagen hat er wie alle
anderen Leute durch ſein Leben haben wollen, aber
nur auf ſeine eigene kurioſe Art, und ſo hat er es
zuletzt nur bei der Fechtmeiſterin Feucht finden können.
Und der Herrgott hat ihm Gnade dazu geſchenkt;
eigentlich ſo recht krank iſt er gar nicht geweſen; ſein
Herz hat nicht mehr gewollt, haben dem Herrn
Kommerzienrath ſeine Doktoren geſagt. Er iſt auch
gar nicht weiter von Fleiſch gefallen, ſondern im
Gegentheil. Er ſchob es auf ſeine Füße, daß er lieber
lag als ging; aber die hätten wohl auch ausgehalten,
wenn das dumme Herz gewollt hätte. Das hatte
aber Alles, Alles aufgegeben und ſo auch ſeine Füße.

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[299/0309] hatte, nur die beiden lieben tapferen Knochenhände faſſen, in die ſich Velten Andres zu ſeiner letzten Pflege gegeben hatte. „Herrgott, wie habe ich dann ſeine und meine Stube voll gehabt von der vergangenen Zeit. Wie er es erfahren hat, daß ſein Freund wieder da ſei und im alten Quartier, weiß ich nicht; aber er war auch ſofort da, der Herr Kommerzienrath, und was es dann für Scenen zwiſchen ihnen gegeben hat, davon weiß auch Niemand zu erzählen als ich. Wie haben ſie in Güte und in Gewalt an ihm gezerrt und gezogen, daß er mit ihnen kommen ſollte! Als wenn es bei Dem jemals der Welt Pracht und Herr¬ lichkeit gethan hätte! Sein Behagen hat er wie alle anderen Leute durch ſein Leben haben wollen, aber nur auf ſeine eigene kurioſe Art, und ſo hat er es zuletzt nur bei der Fechtmeiſterin Feucht finden können. Und der Herrgott hat ihm Gnade dazu geſchenkt; eigentlich ſo recht krank iſt er gar nicht geweſen; ſein Herz hat nicht mehr gewollt, haben dem Herrn Kommerzienrath ſeine Doktoren geſagt. Er iſt auch gar nicht weiter von Fleiſch gefallen, ſondern im Gegentheil. Er ſchob es auf ſeine Füße, daß er lieber lag als ging; aber die hätten wohl auch ausgehalten, wenn das dumme Herz gewollt hätte. Das hatte aber Alles, Alles aufgegeben und ſo auch ſeine Füße.

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/309>, abgerufen am 24.11.2024.