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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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nämlichen Frühlingsblumen, die ihre Mutter
in Velten Andres' verwüstetem
, ausgeleertem
Heimwesen aus der Hand gleiten ließ
, ins
Haus
.

Wir hatten viel Sorge im Hause. Wir fürchteten,
unsern ältesten Sohn, den seiner Zeit Velten nicht aus
der Taufe hatte heben wollen, am Typhus zu ver¬
lieren; aber der Junge ist uns erhalten geblieben
und munter wieder auf den Beinen, und ich habe
die Feder zum Besten seines Hausarchivs von Neuem
aufgenommen. Wir sind im März eines neuen
Lebensjahres, und ich halte wieder den Brief in der
Hand, den mir Mrs. Mungo im November des
vorigen Jahres aus Berlin schrieb.

"Velten läßt Dich noch einmal grüßen. Er
ist nun todt. Wir haben unsern Willen bekommen.
Er ist allein geblieben bis zuletzt, mit sich selber
allein, ohne Eigenthum an der Welt." . . .

Könnte ich ihr doch -- könnte ich von hier an
Helenen Trotzendorff die Feder in die Hand geben
und sagen:

"Nun schreibe Du weiter. Schließe das Akten¬
stück ab!" . . .

Ich habe in den langen Jahren kaum etwas
von dem Freunde gehört. Nach Hause, wenn man
bei ihm nach seinem vernichteten Hause diesen Aus¬

nämlichen Frühlingsblumen, die ihre Mutter
in Velten Andres' verwüſtetem
, ausgeleertem
Heimweſen aus der Hand gleiten ließ
, ins
Haus
.

Wir hatten viel Sorge im Hauſe. Wir fürchteten,
unſern älteſten Sohn, den ſeiner Zeit Velten nicht aus
der Taufe hatte heben wollen, am Typhus zu ver¬
lieren; aber der Junge iſt uns erhalten geblieben
und munter wieder auf den Beinen, und ich habe
die Feder zum Beſten ſeines Hausarchivs von Neuem
aufgenommen. Wir ſind im März eines neuen
Lebensjahres, und ich halte wieder den Brief in der
Hand, den mir Mrs. Mungo im November des
vorigen Jahres aus Berlin ſchrieb.

„Velten läßt Dich noch einmal grüßen. Er
iſt nun todt. Wir haben unſern Willen bekommen.
Er iſt allein geblieben bis zuletzt, mit ſich ſelber
allein, ohne Eigenthum an der Welt.“ . . .

Könnte ich ihr doch — könnte ich von hier an
Helenen Trotzendorff die Feder in die Hand geben
und ſagen:

„Nun ſchreibe Du weiter. Schließe das Akten¬
ſtück ab!“ . . .

Ich habe in den langen Jahren kaum etwas
von dem Freunde gehört. Nach Hauſe, wenn man
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[282/0292] nämlichen Frühlingsblumen, die ihre Mutter in Velten Andres' verwüſtetem, ausgeleertem Heimweſen aus der Hand gleiten ließ, ins Haus. Wir hatten viel Sorge im Hauſe. Wir fürchteten, unſern älteſten Sohn, den ſeiner Zeit Velten nicht aus der Taufe hatte heben wollen, am Typhus zu ver¬ lieren; aber der Junge iſt uns erhalten geblieben und munter wieder auf den Beinen, und ich habe die Feder zum Beſten ſeines Hausarchivs von Neuem aufgenommen. Wir ſind im März eines neuen Lebensjahres, und ich halte wieder den Brief in der Hand, den mir Mrs. Mungo im November des vorigen Jahres aus Berlin ſchrieb. „Velten läßt Dich noch einmal grüßen. Er iſt nun todt. Wir haben unſern Willen bekommen. Er iſt allein geblieben bis zuletzt, mit ſich ſelber allein, ohne Eigenthum an der Welt.“ . . . Könnte ich ihr doch — könnte ich von hier an Helenen Trotzendorff die Feder in die Hand geben und ſagen: „Nun ſchreibe Du weiter. Schließe das Akten¬ ſtück ab!“ . . . Ich habe in den langen Jahren kaum etwas von dem Freunde gehört. Nach Hauſe, wenn man bei ihm nach ſeinem vernichteten Hauſe dieſen Aus¬

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/292>, abgerufen am 22.11.2024.