Deinem entsetzlichen Freunde sein Hausrath und sein Haus in eurem unheimlichen, schrecklichen Vogel¬ sang!"
Nachher wurde es mir in dieser Nacht doch wieder etwas zweifelhaft, ob ein leichtbewegtes Herz ein elend Gut auf der wankenden Erde sei und der Freund im Rechte, sich davon frei zu machen.
Daß er sich wie Herostrat für das Pantheon der Weltgeschichte vorbereite, behaupteten gegen das Ende des damaligen Winters nur die alten guten geist¬ reichen Bekannten vom Schlage Schwager Schlappe und Genossen, und hatten ihren souveränen Spaß daran. Die Mehrzahl des Theiles der Stadtbevölkerung, der von ihm wußte, blieb dabei, er sei einfach für das Landesirrenhaus reif; und doch schlug die Stimmung mehr und mehr für ihn um. Und daran war dann wie gewöhnlich eine Minderzahl schuld, die meistens ihre Meinung nur so beiläufig über ihn aussprach, der er aber doch sehr im Kopfe herumge¬ gangen sein mußte und auf deren Worte Manche, ja Viele etwas gaben. Als mir ein hoher Chef sagte: "Ein drolliger Patron; aber unter Umständen eigentlich
Deinem entſetzlichen Freunde ſein Hausrath und ſein Haus in eurem unheimlichen, ſchrecklichen Vogel¬ ſang!“
Nachher wurde es mir in dieſer Nacht doch wieder etwas zweifelhaft, ob ein leichtbewegtes Herz ein elend Gut auf der wankenden Erde ſei und der Freund im Rechte, ſich davon frei zu machen.
Daß er ſich wie Heroſtrat für das Pantheon der Weltgeſchichte vorbereite, behaupteten gegen das Ende des damaligen Winters nur die alten guten geiſt¬ reichen Bekannten vom Schlage Schwager Schlappe und Genoſſen, und hatten ihren ſouveränen Spaß daran. Die Mehrzahl des Theiles der Stadtbevölkerung, der von ihm wußte, blieb dabei, er ſei einfach für das Landesirrenhaus reif; und doch ſchlug die Stimmung mehr und mehr für ihn um. Und daran war dann wie gewöhnlich eine Minderzahl ſchuld, die meiſtens ihre Meinung nur ſo beiläufig über ihn ausſprach, der er aber doch ſehr im Kopfe herumge¬ gangen ſein mußte und auf deren Worte Manche, ja Viele etwas gaben. Als mir ein hoher Chef ſagte: „Ein drolliger Patron; aber unter Umſtänden eigentlich
<TEI><text><body><p><pbfacs="#f0274"n="264"/>
Deinem entſetzlichen Freunde ſein Hausrath und ſein<lb/>
Haus in eurem unheimlichen, ſchrecklichen Vogel¬<lb/>ſang!“</p><lb/><p>Nachher wurde es mir in dieſer Nacht doch wieder<lb/>
etwas zweifelhaft, ob ein leichtbewegtes Herz ein elend<lb/>
Gut auf der wankenden Erde ſei und der Freund im<lb/>
Rechte, ſich davon frei zu machen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Daß er ſich wie Heroſtrat für das Pantheon<lb/>
der Weltgeſchichte vorbereite, behaupteten gegen das<lb/>
Ende des damaligen Winters nur die alten guten geiſt¬<lb/>
reichen Bekannten vom Schlage Schwager Schlappe<lb/>
und Genoſſen, und hatten ihren ſouveränen Spaß<lb/>
daran. Die Mehrzahl des Theiles der Stadtbevölkerung,<lb/>
der von ihm wußte, blieb dabei, er ſei einfach für<lb/>
das Landesirrenhaus reif; und doch ſchlug die<lb/><choice><sic>Stimmnng</sic><corr>Stimmung</corr></choice> mehr und mehr für ihn um. Und daran<lb/>
war dann wie gewöhnlich eine Minderzahl ſchuld,<lb/>
die meiſtens ihre Meinung nur ſo beiläufig über ihn<lb/>
ausſprach, der er aber doch ſehr im Kopfe herumge¬<lb/>
gangen ſein mußte und auf deren Worte Manche,<lb/>
ja Viele etwas gaben. Als mir ein hoher Chef ſagte:<lb/>„Ein drolliger Patron; aber unter Umſtänden eigentlich<lb/></p></body></text></TEI>
[264/0274]
Deinem entſetzlichen Freunde ſein Hausrath und ſein
Haus in eurem unheimlichen, ſchrecklichen Vogel¬
ſang!“
Nachher wurde es mir in dieſer Nacht doch wieder
etwas zweifelhaft, ob ein leichtbewegtes Herz ein elend
Gut auf der wankenden Erde ſei und der Freund im
Rechte, ſich davon frei zu machen.
Daß er ſich wie Heroſtrat für das Pantheon
der Weltgeſchichte vorbereite, behaupteten gegen das
Ende des damaligen Winters nur die alten guten geiſt¬
reichen Bekannten vom Schlage Schwager Schlappe
und Genoſſen, und hatten ihren ſouveränen Spaß
daran. Die Mehrzahl des Theiles der Stadtbevölkerung,
der von ihm wußte, blieb dabei, er ſei einfach für
das Landesirrenhaus reif; und doch ſchlug die
Stimmung mehr und mehr für ihn um. Und daran
war dann wie gewöhnlich eine Minderzahl ſchuld,
die meiſtens ihre Meinung nur ſo beiläufig über ihn
ausſprach, der er aber doch ſehr im Kopfe herumge¬
gangen ſein mußte und auf deren Worte Manche,
ja Viele etwas gaben. Als mir ein hoher Chef ſagte:
„Ein drolliger Patron; aber unter Umſtänden eigentlich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/274>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.