Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.Welt für einen guten oder -- schlechten Spaß hält, "Die Mutter -- Deine Mutter --" "Es geht ihr seit acht Tagen nicht zum Besten, "Hat es sich zum Besseren gewendet? Aber "Die alte Nachbarschaft sich schuldig ist. Ich verbiß, was ich von Unbehagen, Selbst¬ Welt für einen guten oder — ſchlechten Spaß hält, „Die Mutter — Deine Mutter —“ „Es geht ihr ſeit acht Tagen nicht zum Beſten, „Hat es ſich zum Beſſeren gewendet? Aber „Die alte Nachbarſchaft ſich ſchuldig iſt. Ich verbiß, was ich von Unbehagen, Selbſt¬ <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0255" n="245"/> Welt für einen guten oder — ſchlechten Spaß hält,<lb/> unter allen Umſtänden aber nur für einen Spaß!. . .</p><lb/> <p>„Die Mutter — Deine Mutter —“</p><lb/> <p>„Es geht ihr ſeit acht Tagen nicht zum Beſten,<lb/> doch ſeit geſtern —“</p><lb/> <p>„Hat es ſich zum Beſſeren gewendet? Aber<lb/> Menſch, und wir haben von alledem nichts gewußt?<lb/> Wie unrecht das von euch geweſen iſt. Ihr wißt<lb/> doch, welche Theilnahme —“</p><lb/> <p>„Die alte Nachbarſchaft ſich ſchuldig iſt.<lb/> Selbſtverſtändlich! Es war ihr freundlicher Wille.<lb/> Weshalb wollen wir die lieben Leutchen in ihrem<lb/> Behagen beunruhigen? meinte ſie und hatte Recht,<lb/> wie immer in ihrem ſonnigen Leben. Es iſt ein<lb/> altes Unterleibsleiden, das ſich von Neuem gerührt<lb/> hat; aber es hat ſich in der That jetzt zum Beſſeren ge¬<lb/> wendet. Komm alſo und ſieh ſelber. Ich habe unter<lb/> meinen beſonderen Freunden, den Chineſen in San<lb/> Franciſco eine Zeitlang als Ati Kambang, zu Deutſch<lb/> der Herr Sanitätsrath, eine Rolle geſpielt. Ja, ſie<lb/> iſt auf gutem Wege!“</p><lb/> <p>Ich verbiß, was ich von Unbehagen, Selbſt¬<lb/> vorwürfen und Ärger über den Menſchen an meiner<lb/> Seite in mir hatte, und trat wieder einmal über die<lb/> ausgetretene liebe Schwelle des „Doktorhauſes“ des<lb/> einſtigen Vogelſangs.</p><lb/> </body> </text> </TEI> [245/0255]
Welt für einen guten oder — ſchlechten Spaß hält,
unter allen Umſtänden aber nur für einen Spaß!. . .
„Die Mutter — Deine Mutter —“
„Es geht ihr ſeit acht Tagen nicht zum Beſten,
doch ſeit geſtern —“
„Hat es ſich zum Beſſeren gewendet? Aber
Menſch, und wir haben von alledem nichts gewußt?
Wie unrecht das von euch geweſen iſt. Ihr wißt
doch, welche Theilnahme —“
„Die alte Nachbarſchaft ſich ſchuldig iſt.
Selbſtverſtändlich! Es war ihr freundlicher Wille.
Weshalb wollen wir die lieben Leutchen in ihrem
Behagen beunruhigen? meinte ſie und hatte Recht,
wie immer in ihrem ſonnigen Leben. Es iſt ein
altes Unterleibsleiden, das ſich von Neuem gerührt
hat; aber es hat ſich in der That jetzt zum Beſſeren ge¬
wendet. Komm alſo und ſieh ſelber. Ich habe unter
meinen beſonderen Freunden, den Chineſen in San
Franciſco eine Zeitlang als Ati Kambang, zu Deutſch
der Herr Sanitätsrath, eine Rolle geſpielt. Ja, ſie
iſt auf gutem Wege!“
Ich verbiß, was ich von Unbehagen, Selbſt¬
vorwürfen und Ärger über den Menſchen an meiner
Seite in mir hatte, und trat wieder einmal über die
ausgetretene liebe Schwelle des „Doktorhauſes“ des
einſtigen Vogelſangs.
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