und Welle, Sonne und Wind gelassen, aber Dich Armen, zu Deinem Besten mir hier anbefohlen hat!'"
"Sie bleiben doch nun auch, wenigstens für einige Zeit, hier bei uns?" fragte Schlappes Schwester; er aber wendete sich wieder zu mir:
"Die alte Heldin dort hinter der letzten Hecke des Vogelsangs! Der Brief, in dem ich ihr meinen Besuch von Southampton aus anmeldete, ist erst heute Morgen hier angelangt. So fand sie mich gestern Abend an unserer Gartenthür lehnend, als sie von Dir und Deines Vaters Sarge nach Haus kam. Ich brauche ein Jahr mindestens, um ihr für den diesmaligen Schrecken, den ich ihr einjagte, Genugthuung zu geben. Du lieber Himmel, sie da in den Armen zu halten, und die alten guten Redens¬ arten im alten Ton wieder zu hören! O, wie oft habe ich in der Fremde ihr: Du dummer Junge! im Ohr gehabt, -- und nun es sich wieder zwischen Lachen und Weinen sagen lassen zu dürfen! Eine Stunde hatte ich am Zaun zu warten, bis sie mit dem Hausschlüssel kam, den verlaufenen Hund ein¬ zulassen. Da habe ich Zeit gehabt, mir die neue Mauerwerksherrlichkeit zu betrachten, in der sie -- sie allein das Ihrige -- das Unserige festgehalten hatte; -- und für wen? für wen? Da stand der Narr, der von der Schmetterlings- und Seifenblasen¬
und Welle, Sonne und Wind gelaſſen, aber Dich Armen, zu Deinem Beſten mir hier anbefohlen hat!’“
„Sie bleiben doch nun auch, wenigſtens für einige Zeit, hier bei uns?“ fragte Schlappes Schweſter; er aber wendete ſich wieder zu mir:
„Die alte Heldin dort hinter der letzten Hecke des Vogelſangs! Der Brief, in dem ich ihr meinen Beſuch von Southampton aus anmeldete, iſt erſt heute Morgen hier angelangt. So fand ſie mich geſtern Abend an unſerer Gartenthür lehnend, als ſie von Dir und Deines Vaters Sarge nach Haus kam. Ich brauche ein Jahr mindeſtens, um ihr für den diesmaligen Schrecken, den ich ihr einjagte, Genugthuung zu geben. Du lieber Himmel, ſie da in den Armen zu halten, und die alten guten Redens¬ arten im alten Ton wieder zu hören! O, wie oft habe ich in der Fremde ihr: Du dummer Junge! im Ohr gehabt, — und nun es ſich wieder zwiſchen Lachen und Weinen ſagen laſſen zu dürfen! Eine Stunde hatte ich am Zaun zu warten, bis ſie mit dem Hausſchlüſſel kam, den verlaufenen Hund ein¬ zulaſſen. Da habe ich Zeit gehabt, mir die neue Mauerwerksherrlichkeit zu betrachten, in der ſie — ſie allein das Ihrige — das Unſerige feſtgehalten hatte; — und für wen? für wen? Da ſtand der Narr, der von der Schmetterlings- und Seifenblaſen¬
<TEI><text><body><pxml:id="p-0228b"prev="p-0228a"><pbfacs="#f0229"n="219"/>
und Welle, Sonne und Wind gelaſſen, aber Dich<lb/>
Armen, zu Deinem Beſten mir hier anbefohlen hat!’“</p><lb/><p>„Sie bleiben doch nun auch, wenigſtens für<lb/>
einige Zeit, hier bei uns?“ fragte Schlappes Schweſter;<lb/>
er aber wendete ſich wieder zu mir:</p><lb/><p>„Die alte Heldin dort hinter der letzten Hecke<lb/>
des Vogelſangs! Der Brief, in dem ich ihr meinen<lb/>
Beſuch von Southampton aus anmeldete, iſt erſt<lb/>
heute Morgen hier angelangt. So fand ſie mich<lb/>
geſtern Abend an unſerer Gartenthür lehnend, als<lb/>ſie von Dir und Deines Vaters Sarge nach Haus<lb/>
kam. Ich brauche ein Jahr mindeſtens, um ihr für<lb/>
den diesmaligen Schrecken, den ich ihr einjagte,<lb/>
Genugthuung zu geben. Du lieber Himmel, ſie da<lb/>
in den Armen zu halten, und die alten guten Redens¬<lb/>
arten im alten Ton wieder zu hören! O, wie oft<lb/>
habe ich in der Fremde ihr: Du dummer Junge!<lb/>
im Ohr gehabt, — und nun es ſich wieder zwiſchen<lb/>
Lachen und Weinen ſagen laſſen zu dürfen! Eine<lb/>
Stunde hatte ich am Zaun zu warten, bis ſie mit<lb/>
dem Hausſchlüſſel kam, den verlaufenen Hund ein¬<lb/>
zulaſſen. Da habe ich Zeit gehabt, mir die neue<lb/>
Mauerwerksherrlichkeit zu betrachten, in der ſie —<lb/>ſie allein das Ihrige — das Unſerige feſtgehalten<lb/>
hatte; — und für wen? für wen? Da ſtand der<lb/>
Narr, der von der Schmetterlings- und Seifenblaſen¬<lb/></p></body></text></TEI>
[219/0229]
und Welle, Sonne und Wind gelaſſen, aber Dich
Armen, zu Deinem Beſten mir hier anbefohlen hat!’“
„Sie bleiben doch nun auch, wenigſtens für
einige Zeit, hier bei uns?“ fragte Schlappes Schweſter;
er aber wendete ſich wieder zu mir:
„Die alte Heldin dort hinter der letzten Hecke
des Vogelſangs! Der Brief, in dem ich ihr meinen
Beſuch von Southampton aus anmeldete, iſt erſt
heute Morgen hier angelangt. So fand ſie mich
geſtern Abend an unſerer Gartenthür lehnend, als
ſie von Dir und Deines Vaters Sarge nach Haus
kam. Ich brauche ein Jahr mindeſtens, um ihr für
den diesmaligen Schrecken, den ich ihr einjagte,
Genugthuung zu geben. Du lieber Himmel, ſie da
in den Armen zu halten, und die alten guten Redens¬
arten im alten Ton wieder zu hören! O, wie oft
habe ich in der Fremde ihr: Du dummer Junge!
im Ohr gehabt, — und nun es ſich wieder zwiſchen
Lachen und Weinen ſagen laſſen zu dürfen! Eine
Stunde hatte ich am Zaun zu warten, bis ſie mit
dem Hausſchlüſſel kam, den verlaufenen Hund ein¬
zulaſſen. Da habe ich Zeit gehabt, mir die neue
Mauerwerksherrlichkeit zu betrachten, in der ſie —
ſie allein das Ihrige — das Unſerige feſtgehalten
hatte; — und für wen? für wen? Da ſtand der
Narr, der von der Schmetterlings- und Seifenblaſen¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/229>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.