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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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Weibchen in der schwarzen ernstgemeinten Trauer¬
kleidung in den Arm nehmen und "Schlappen", dem
jüngsten Regierungsrath des Landes und meinem
Schwager, sowie einigen anderen, meiner Frau zum
Trost und zur Aufrichtung gegenwärtigen Mitglieder
ihrer Familie für ihre Theilnahme danken.

"Es ist doch recht betrübt, daß Du heute gar
keine eigenen Verwandten hast," sagte, nachdem sie
Alle ihre Pflicht gethan hatten und gegangen waren,
meine Frau, sich an meinem Schreibtische an meine
Seite schmiegend und gottlob so dicht als möglich.
"Armer Mann! Aber mich hast Du doch und nicht
wahr, das ist doch auch ein Trost? Und nun wollen
wir von jetzt an noch fester zusammenhalten und uns
immer lieber haben -- nicht wahr, Du armer lieber
Mann? Und daß Du Dich gleich wieder in Dein
Arbeitszimmer gesetzt hast, das ist sehr Unrecht von
Dir und gehört sich gar nicht! Deine Frau gehört
heute zu Dir, und wenn Du nicht zu mir herüber¬
kommst, so bleibe ich hier bei Dir und draußen habe
ich schon Bescheid gegeben: sie sollen, wenn es nicht
ganz und gar nöthig ist, keinen Menschen mehr zu
uns hereinlassen!"

Bei Allem, was der Mensch auf Erden je der
Götter Wohlwollen, die Güte Gottes genannt hat,
konnte es mir noch deutlicher gemacht werden, was

Weibchen in der ſchwarzen ernſtgemeinten Trauer¬
kleidung in den Arm nehmen und „Schlappen“, dem
jüngſten Regierungsrath des Landes und meinem
Schwager, ſowie einigen anderen, meiner Frau zum
Troſt und zur Aufrichtung gegenwärtigen Mitglieder
ihrer Familie für ihre Theilnahme danken.

„Es iſt doch recht betrübt, daß Du heute gar
keine eigenen Verwandten haſt,“ ſagte, nachdem ſie
Alle ihre Pflicht gethan hatten und gegangen waren,
meine Frau, ſich an meinem Schreibtiſche an meine
Seite ſchmiegend und gottlob ſo dicht als möglich.
„Armer Mann! Aber mich haſt Du doch und nicht
wahr, das iſt doch auch ein Troſt? Und nun wollen
wir von jetzt an noch feſter zuſammenhalten und uns
immer lieber haben — nicht wahr, Du armer lieber
Mann? Und daß Du Dich gleich wieder in Dein
Arbeitszimmer geſetzt haſt, das iſt ſehr Unrecht von
Dir und gehört ſich gar nicht! Deine Frau gehört
heute zu Dir, und wenn Du nicht zu mir herüber¬
kommſt, ſo bleibe ich hier bei Dir und draußen habe
ich ſchon Beſcheid gegeben: ſie ſollen, wenn es nicht
ganz und gar nöthig iſt, keinen Menſchen mehr zu
uns hereinlaſſen!“

Bei Allem, was der Menſch auf Erden je der
Götter Wohlwollen, die Güte Gottes genannt hat,
konnte es mir noch deutlicher gemacht werden, was

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[213/0223] Weibchen in der ſchwarzen ernſtgemeinten Trauer¬ kleidung in den Arm nehmen und „Schlappen“, dem jüngſten Regierungsrath des Landes und meinem Schwager, ſowie einigen anderen, meiner Frau zum Troſt und zur Aufrichtung gegenwärtigen Mitglieder ihrer Familie für ihre Theilnahme danken. „Es iſt doch recht betrübt, daß Du heute gar keine eigenen Verwandten haſt,“ ſagte, nachdem ſie Alle ihre Pflicht gethan hatten und gegangen waren, meine Frau, ſich an meinem Schreibtiſche an meine Seite ſchmiegend und gottlob ſo dicht als möglich. „Armer Mann! Aber mich haſt Du doch und nicht wahr, das iſt doch auch ein Troſt? Und nun wollen wir von jetzt an noch feſter zuſammenhalten und uns immer lieber haben — nicht wahr, Du armer lieber Mann? Und daß Du Dich gleich wieder in Dein Arbeitszimmer geſetzt haſt, das iſt ſehr Unrecht von Dir und gehört ſich gar nicht! Deine Frau gehört heute zu Dir, und wenn Du nicht zu mir herüber¬ kommſt, ſo bleibe ich hier bei Dir und draußen habe ich ſchon Beſcheid gegeben: ſie ſollen, wenn es nicht ganz und gar nöthig iſt, keinen Menſchen mehr zu uns hereinlaſſen!“ Bei Allem, was der Menſch auf Erden je der Götter Wohlwollen, die Güte Gottes genannt hat, konnte es mir noch deutlicher gemacht werden, was

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/223>, abgerufen am 24.11.2024.