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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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welchem ich schreibe: Er hat die Leere um sich
gelassen, und wie ein Kind nenne ich Dich, Karl,
noch einmal Du und bei Deinem Taufnamen, es
soll kein Griff in die Zukunft sein; es ist nichts
als ein augenblickliches letztes Anklammern an
etwas, was vor langen Jahren schön, lustig,
freudenvoll und hoffnungsreich gewesen ist. Auch
Deine liebe Gattin wird den Ton verzeihen, wenn
sie auch gottlob nichts weiß von der Angst, die
wir Weiber haben können in einem so leeren
Raume. Ihre Angst im Dunkeln wird sie ja
wohl auch schon gehabt haben in ihrem Leben.

Helene Trotzendorff als ein sich fürchtendes
Kind? -- Nein, doch nicht! -- So ist es nicht! --
Die wilde Thörin möchte sich nur entschuldigen,
daß sie Euch ruhigen Seelen durch ihre Nachricht
den bürgerlichen und häuslichen Frieden stört.
Von jetzt an, lieber Karl, gedenke meiner als einer
mit dem Freunde zu den Todten Gegangenen; ich
wollte, ich könnte sagen: in den Frieden.

Euer Freund Leon war sehr aufmerksam, doch
Eure Frau Fechtmeisterin hat mir das Recht zu¬
erkannt, das Begräbniß zu besorgen. Er, der
Herr Kommerzienrath des Beaux, thut mir nur die
nöthigen Wege. Nun bin ich allein mit dem Freunde
und freue mich über ihn und könnte ihm wieder

welchem ich ſchreibe: Er hat die Leere um ſich
gelaſſen, und wie ein Kind nenne ich Dich, Karl,
noch einmal Du und bei Deinem Taufnamen, es
ſoll kein Griff in die Zukunft ſein; es iſt nichts
als ein augenblickliches letztes Anklammern an
etwas, was vor langen Jahren ſchön, luſtig,
freudenvoll und hoffnungsreich geweſen iſt. Auch
Deine liebe Gattin wird den Ton verzeihen, wenn
ſie auch gottlob nichts weiß von der Angſt, die
wir Weiber haben können in einem ſo leeren
Raume. Ihre Angſt im Dunkeln wird ſie ja
wohl auch ſchon gehabt haben in ihrem Leben.

Helene Trotzendorff als ein ſich fürchtendes
Kind? — Nein, doch nicht! — So iſt es nicht! —
Die wilde Thörin möchte ſich nur entſchuldigen,
daß ſie Euch ruhigen Seelen durch ihre Nachricht
den bürgerlichen und häuslichen Frieden ſtört.
Von jetzt an, lieber Karl, gedenke meiner als einer
mit dem Freunde zu den Todten Gegangenen; ich
wollte, ich könnte ſagen: in den Frieden.

Euer Freund Leon war ſehr aufmerkſam, doch
Eure Frau Fechtmeiſterin hat mir das Recht zu¬
erkannt, das Begräbniß zu beſorgen. Er, der
Herr Kommerzienrath des Beaux, thut mir nur die
nöthigen Wege. Nun bin ich allein mit dem Freunde
und freue mich über ihn und könnte ihm wieder

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[2/0012] welchem ich ſchreibe: Er hat die Leere um ſich gelaſſen, und wie ein Kind nenne ich Dich, Karl, noch einmal Du und bei Deinem Taufnamen, es ſoll kein Griff in die Zukunft ſein; es iſt nichts als ein augenblickliches letztes Anklammern an etwas, was vor langen Jahren ſchön, luſtig, freudenvoll und hoffnungsreich geweſen iſt. Auch Deine liebe Gattin wird den Ton verzeihen, wenn ſie auch gottlob nichts weiß von der Angſt, die wir Weiber haben können in einem ſo leeren Raume. Ihre Angſt im Dunkeln wird ſie ja wohl auch ſchon gehabt haben in ihrem Leben. Helene Trotzendorff als ein ſich fürchtendes Kind? — Nein, doch nicht! — So iſt es nicht! — Die wilde Thörin möchte ſich nur entſchuldigen, daß ſie Euch ruhigen Seelen durch ihre Nachricht den bürgerlichen und häuslichen Frieden ſtört. Von jetzt an, lieber Karl, gedenke meiner als einer mit dem Freunde zu den Todten Gegangenen; ich wollte, ich könnte ſagen: in den Frieden. Euer Freund Leon war ſehr aufmerkſam, doch Eure Frau Fechtmeiſterin hat mir das Recht zu¬ erkannt, das Begräbniß zu beſorgen. Er, der Herr Kommerzienrath des Beaux, thut mir nur die nöthigen Wege. Nun bin ich allein mit dem Freunde und freue mich über ihn und könnte ihm wieder

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/12>, abgerufen am 24.11.2024.