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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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gelenk ihn nur für den vaterländischen Kriegsdienst
untauglich gemacht hatte.

Es leuchtete eine solche siegessichere, lachende,
unverschämte Zuversicht aus seinen Augen, klang so
sehr aus seiner Stimme, daß er wirklich nicht nöthig
hatte, mich auch noch derartig mit der gesunden,
eisernen Rechten auf die Schulter zu klopfen, daß
ich nicht nur körperlich in die Kniee knickte, sondern
mir auch seelisch niedergedrückt, zusammengeschnürt --
kurz, klein vorkam.

Er erzählte nun des Genauern, wie sich die
letzten Tage des Aufenthalts der Familie Trotzen¬
dorff im Vogelsang abgesponnen hatten. Wie der
Glanz, den der Vater der Familie mit sich brachte,
seine Wirkung nicht bloß auf den Vogelsang, sondern
auch auf die ganze Stadt ausübte. Es mochte
wiederum nur ein trügerisches "bengalisches" Licht
sein; aber das Meteor stand doch lang genug am
Himmel über dem Osterberge, um das Volk, das
seiner Meinung nach wahrlich nicht in Finsterniß
saß und sich durchschnittlich für sehr helle hielt, zum
staunenden Aufsehen zu bringen. Merkwürdiger¬
weise hatten sämmtliche offizielle öffentliche Wohl¬
thätigkeitsanstalten der Residenz, vor Allem die unter
hochfürstlichen Schutz stehenden Stiftungen und
Stifter, sodann aber auch die Kleinkinderbewahr¬

gelenk ihn nur für den vaterländiſchen Kriegsdienſt
untauglich gemacht hatte.

Es leuchtete eine ſolche ſiegesſichere, lachende,
unverſchämte Zuverſicht aus ſeinen Augen, klang ſo
ſehr aus ſeiner Stimme, daß er wirklich nicht nöthig
hatte, mich auch noch derartig mit der geſunden,
eiſernen Rechten auf die Schulter zu klopfen, daß
ich nicht nur körperlich in die Kniee knickte, ſondern
mir auch ſeeliſch niedergedrückt, zuſammengeſchnürt —
kurz, klein vorkam.

Er erzählte nun des Genauern, wie ſich die
letzten Tage des Aufenthalts der Familie Trotzen¬
dorff im Vogelſang abgeſponnen hatten. Wie der
Glanz, den der Vater der Familie mit ſich brachte,
ſeine Wirkung nicht bloß auf den Vogelſang, ſondern
auch auf die ganze Stadt ausübte. Es mochte
wiederum nur ein trügeriſches „bengaliſches“ Licht
ſein; aber das Meteor ſtand doch lang genug am
Himmel über dem Oſterberge, um das Volk, das
ſeiner Meinung nach wahrlich nicht in Finſterniß
ſaß und ſich durchſchnittlich für ſehr helle hielt, zum
ſtaunenden Aufſehen zu bringen. Merkwürdiger¬
weiſe hatten ſämmtliche offizielle öffentliche Wohl¬
thätigkeitsanſtalten der Reſidenz, vor Allem die unter
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[105/0115] gelenk ihn nur für den vaterländiſchen Kriegsdienſt untauglich gemacht hatte. Es leuchtete eine ſolche ſiegesſichere, lachende, unverſchämte Zuverſicht aus ſeinen Augen, klang ſo ſehr aus ſeiner Stimme, daß er wirklich nicht nöthig hatte, mich auch noch derartig mit der geſunden, eiſernen Rechten auf die Schulter zu klopfen, daß ich nicht nur körperlich in die Kniee knickte, ſondern mir auch ſeeliſch niedergedrückt, zuſammengeſchnürt — kurz, klein vorkam. Er erzählte nun des Genauern, wie ſich die letzten Tage des Aufenthalts der Familie Trotzen¬ dorff im Vogelſang abgeſponnen hatten. Wie der Glanz, den der Vater der Familie mit ſich brachte, ſeine Wirkung nicht bloß auf den Vogelſang, ſondern auch auf die ganze Stadt ausübte. Es mochte wiederum nur ein trügeriſches „bengaliſches“ Licht ſein; aber das Meteor ſtand doch lang genug am Himmel über dem Oſterberge, um das Volk, das ſeiner Meinung nach wahrlich nicht in Finſterniß ſaß und ſich durchſchnittlich für ſehr helle hielt, zum ſtaunenden Aufſehen zu bringen. Merkwürdiger¬ weiſe hatten ſämmtliche offizielle öffentliche Wohl¬ thätigkeitsanſtalten der Reſidenz, vor Allem die unter hochfürſtlichen Schutz ſtehenden Stiftungen und Stifter, ſodann aber auch die Kleinkinderbewahr¬

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/115>, abgerufen am 22.11.2024.