schwarze Schieferthon der Steinkohlenformation dazu benützt, der sich aber ganz weiß brennt. Zu Schrezheim bei Ellwangen gibt man ihm eine smalte-blaue Glasur, so kommen wir durch zahllose Abstufungen zur
Gemeinen Töpferwaare. Sie ist uns aus dem Alterthume überliefert, ihre Form kam bei Griechen und Römern zwar zur größten Vollendung, allein die Scherben kleben an der Zunge. Die Alten führten die größten Werke aus, wie die sogenannten Terracotten beweisen: auf dem Capitol stand ein Jupiter sammt Viergespann in Thon ausgeführt und mit Zinnober angestrichen. Kaiser Vitellius ließ eine Schüssel machen, welche 1 Million Sesterzien (über 33,000 fl.) kostete. Die Hetrurischen Vasen mit ihren eigenthümlichen Malereien waren so geschmackvoll und beliebt, daß sie zur Zeit August's den silbernen und goldenen Gefässen den Rang streitig machten. Diese feine Töpferwaare des Alterthums, wovon wir so häufig Scherben auf unsern Feldern finden (Rottweil, Rottenburg), wurde von den Römern gern aus rothem Thon gemacht, man sagt aus Terra sigillata. Der Thon ist gut geschlemmt, doch mag das Roth wohl durch Zusatz von Eisen erzielt worden sein. Grobe schwarze Töpferwaare (Thränen- und Aschenkrüge) wurde auch im Großen ausgeführt, wie das noch heute in warmen Ländern der Fall ist. So war das bekannte Faß des Diogenes ein solcher Topf.
Unsere gemeine Töpferwaare verträgt den Temperaturwechsel, wie das Porzellan, um aber Flüssigkeiten halten zu können, muß sie mit einer Bleiglasur, die gleich auf die lufttrockenen Gefässe aufgetragen wird, über- zogen werden. In warmen Gegenden macht man auch eigene Kühlkrüge ohne Glasur, wo der Thon sogar, um recht porös zu werden, noch mit einer verbrennbaren Substanz gemischt wird.
Pfeifenthon nennt man die weißen Thonabänderungen, welche dabei so rein sind, daß sie zwischen den Zähnen gar nicht knirschen. Sie liefern das Material zu den bekannten Cöllnischen Pfeifen.
Walkererde, Fouller's earth, Argile smectique. Die ächte englische Walkererde von Nutfield bei Riegate in Surry ist ein muschelnführender blaßgrünlich bis gelblich grauer schiefriger Thon des mittlern braunen Jura. Sie war früher so berühmt, daß man die Güte englischer Tücher ihr zuschrieb, und sie durfte daher nicht ausgeführt werden. Nach Klaproth (Beitr. IV.334) zerfällt sie im Wasser geräuschlos und schnell "wie Uhr- sand auseinander." Sie fühlt sich nur mäßig fett an: 53 Si, 10 Al, 9,7 Fe, 1,2 Mg, 24 H, Spuren von Kali. Sie ist also wesentlich Thon- erdearm. Solche zusammengeschwemmte Gebirge unter allgemeine Begriffe bringen zu wollen, möchte vergebliche Mühe sein, zumal da die verschie- densten Thone zum Entfetten benützt werden können. Die Alten bedienten sich zum Entfetten der Kleider besonders der ge kimolia Theophr. §. 110, Plinius 35. 57 nennt sie Creta Cimolia, nach der Cycladischen Insel Cimolus (Argentiera), benützten dazu aber auch viele andere Thone. Klaproth (Beiträge I.291) beschreibt den Cimolit perlgrau, er nimmt aber an der Luft eine röthliche Schattirung an (Cimolia ad purpurissum inclinans Plin.), gibt Späne wie Speckstein, im Wasser blättert er sich krummschiefrig, die Masse wird im Wasser nicht recht schlüpfrig, gerade wie die Walkererde, was das Abwaschen der damit befleckten Tücher
Walkererde.
ſchwarze Schieferthon der Steinkohlenformation dazu benützt, der ſich aber ganz weiß brennt. Zu Schrezheim bei Ellwangen gibt man ihm eine ſmalte-blaue Glaſur, ſo kommen wir durch zahlloſe Abſtufungen zur
Gemeinen Töpferwaare. Sie iſt uns aus dem Alterthume überliefert, ihre Form kam bei Griechen und Römern zwar zur größten Vollendung, allein die Scherben kleben an der Zunge. Die Alten führten die größten Werke aus, wie die ſogenannten Terracotten beweiſen: auf dem Capitol ſtand ein Jupiter ſammt Viergeſpann in Thon ausgeführt und mit Zinnober angeſtrichen. Kaiſer Vitellius ließ eine Schüſſel machen, welche 1 Million Seſterzien (über 33,000 fl.) koſtete. Die Hetruriſchen Vaſen mit ihren eigenthümlichen Malereien waren ſo geſchmackvoll und beliebt, daß ſie zur Zeit Auguſt’s den ſilbernen und goldenen Gefäſſen den Rang ſtreitig machten. Dieſe feine Töpferwaare des Alterthums, wovon wir ſo häufig Scherben auf unſern Feldern finden (Rottweil, Rottenburg), wurde von den Römern gern aus rothem Thon gemacht, man ſagt aus Terra sigillata. Der Thon iſt gut geſchlemmt, doch mag das Roth wohl durch Zuſatz von Eiſen erzielt worden ſein. Grobe ſchwarze Töpferwaare (Thränen- und Aſchenkrüge) wurde auch im Großen ausgeführt, wie das noch heute in warmen Ländern der Fall iſt. So war das bekannte Faß des Diogenes ein ſolcher Topf.
Unſere gemeine Töpferwaare verträgt den Temperaturwechſel, wie das Porzellan, um aber Flüſſigkeiten halten zu können, muß ſie mit einer Bleiglaſur, die gleich auf die lufttrockenen Gefäſſe aufgetragen wird, über- zogen werden. In warmen Gegenden macht man auch eigene Kühlkrüge ohne Glaſur, wo der Thon ſogar, um recht porös zu werden, noch mit einer verbrennbaren Subſtanz gemiſcht wird.
Pfeifenthon nennt man die weißen Thonabänderungen, welche dabei ſo rein ſind, daß ſie zwiſchen den Zähnen gar nicht knirſchen. Sie liefern das Material zu den bekannten Cöllniſchen Pfeifen.
Walkererde, Fouller’s earth, Argile smectique. Die ächte engliſche Walkererde von Nutfield bei Riegate in Surry iſt ein muſchelnführender blaßgrünlich bis gelblich grauer ſchiefriger Thon des mittlern braunen Jura. Sie war früher ſo berühmt, daß man die Güte engliſcher Tücher ihr zuſchrieb, und ſie durfte daher nicht ausgeführt werden. Nach Klaproth (Beitr. IV.334) zerfällt ſie im Waſſer geräuſchlos und ſchnell „wie Uhr- ſand auseinander.“ Sie fühlt ſich nur mäßig fett an: 53 S⃛i, 10 A̶⃛l, 9,7 F̶⃛e, 1,2 Ṁg, 24 Ḣ̶, Spuren von Kali. Sie iſt alſo weſentlich Thon- erdearm. Solche zuſammengeſchwemmte Gebirge unter allgemeine Begriffe bringen zu wollen, möchte vergebliche Mühe ſein, zumal da die verſchie- denſten Thone zum Entfetten benützt werden können. Die Alten bedienten ſich zum Entfetten der Kleider beſonders der γῆ κιμωλία Theophr. §. 110, Plinius 35. 57 nennt ſie Creta Cimolia, nach der Cycladiſchen Inſel Cimolus (Argentiera), benützten dazu aber auch viele andere Thone. Klaproth (Beiträge I.291) beſchreibt den Cimolit perlgrau, er nimmt aber an der Luft eine röthliche Schattirung an (Cimolia ad purpurissum inclinans Plin.), gibt Späne wie Speckſtein, im Waſſer blättert er ſich krummſchiefrig, die Maſſe wird im Waſſer nicht recht ſchlüpfrig, gerade wie die Walkererde, was das Abwaſchen der damit befleckten Tücher
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Walkererde.
ſchwarze Schieferthon der Steinkohlenformation dazu benützt, der ſich aber
ganz weiß brennt. Zu Schrezheim bei Ellwangen gibt man ihm eine
ſmalte-blaue Glaſur, ſo kommen wir durch zahlloſe Abſtufungen zur
Gemeinen Töpferwaare. Sie iſt uns aus dem Alterthume
überliefert, ihre Form kam bei Griechen und Römern zwar zur größten
Vollendung, allein die Scherben kleben an der Zunge. Die Alten führten
die größten Werke aus, wie die ſogenannten Terracotten beweiſen: auf
dem Capitol ſtand ein Jupiter ſammt Viergeſpann in Thon ausgeführt
und mit Zinnober angeſtrichen. Kaiſer Vitellius ließ eine Schüſſel machen,
welche 1 Million Seſterzien (über 33,000 fl.) koſtete. Die Hetruriſchen
Vaſen mit ihren eigenthümlichen Malereien waren ſo geſchmackvoll und
beliebt, daß ſie zur Zeit Auguſt’s den ſilbernen und goldenen Gefäſſen
den Rang ſtreitig machten. Dieſe feine Töpferwaare des Alterthums,
wovon wir ſo häufig Scherben auf unſern Feldern finden (Rottweil,
Rottenburg), wurde von den Römern gern aus rothem Thon gemacht,
man ſagt aus Terra sigillata. Der Thon iſt gut geſchlemmt, doch mag
das Roth wohl durch Zuſatz von Eiſen erzielt worden ſein. Grobe
ſchwarze Töpferwaare (Thränen- und Aſchenkrüge) wurde auch im Großen
ausgeführt, wie das noch heute in warmen Ländern der Fall iſt. So war
das bekannte Faß des Diogenes ein ſolcher Topf.
Unſere gemeine Töpferwaare verträgt den Temperaturwechſel, wie
das Porzellan, um aber Flüſſigkeiten halten zu können, muß ſie mit einer
Bleiglaſur, die gleich auf die lufttrockenen Gefäſſe aufgetragen wird, über-
zogen werden. In warmen Gegenden macht man auch eigene Kühlkrüge
ohne Glaſur, wo der Thon ſogar, um recht porös zu werden, noch mit
einer verbrennbaren Subſtanz gemiſcht wird.
Pfeifenthon nennt man die weißen Thonabänderungen, welche
dabei ſo rein ſind, daß ſie zwiſchen den Zähnen gar nicht knirſchen. Sie
liefern das Material zu den bekannten Cöllniſchen Pfeifen.
Walkererde, Fouller’s earth, Argile smectique. Die ächte engliſche
Walkererde von Nutfield bei Riegate in Surry iſt ein muſchelnführender
blaßgrünlich bis gelblich grauer ſchiefriger Thon des mittlern braunen Jura.
Sie war früher ſo berühmt, daß man die Güte engliſcher Tücher ihr
zuſchrieb, und ſie durfte daher nicht ausgeführt werden. Nach Klaproth
(Beitr. IV. 334) zerfällt ſie im Waſſer geräuſchlos und ſchnell „wie Uhr-
ſand auseinander.“ Sie fühlt ſich nur mäßig fett an: 53 S⃛i, 10 A̶⃛l,
9,7 F̶⃛e, 1,2 Ṁg, 24 Ḣ̶, Spuren von Kali. Sie iſt alſo weſentlich Thon-
erdearm. Solche zuſammengeſchwemmte Gebirge unter allgemeine Begriffe
bringen zu wollen, möchte vergebliche Mühe ſein, zumal da die verſchie-
denſten Thone zum Entfetten benützt werden können. Die Alten bedienten
ſich zum Entfetten der Kleider beſonders der γῆ κιμωλία Theophr. §. 110,
Plinius 35. 57 nennt ſie Creta Cimolia, nach der Cycladiſchen Inſel
Cimolus (Argentiera), benützten dazu aber auch viele andere Thone.
Klaproth (Beiträge I. 291) beſchreibt den Cimolit perlgrau, er nimmt
aber an der Luft eine röthliche Schattirung an (Cimolia ad purpurissum
inclinans Plin.), gibt Späne wie Speckſtein, im Waſſer blättert er ſich
krummſchiefrig, die Maſſe wird im Waſſer nicht recht ſchlüpfrig, gerade
wie die Walkererde, was das Abwaſchen der damit befleckten Tücher
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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 700. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/712>, abgerufen am 22.11.2024.
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