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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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Gebirgsarten: Obsidian.
lichen Schiller, der von innern Blasen herzurühren scheint. Härte 6,
Gew. 2,4.

Vor dem Löthrohr entfärbt er sich und schmilzt zu einem schwammigen
Glase, was bei größern Stücken an Bimsteinbildung erinnert. Da Knox
(Philos. Transact. 1823 pag. 520) im Obsidian von der Insel Ascension
0,2 p. C. bituminöses Wasser und im Feuer 1,75 p. C. Verlust bekam,
so hat man die schwarze Färbung und das Aufschäumen wohl davon her-
leiten wollen, Abich dagegen, der die vortrefflichste Arbeit darüber geliefert
hat (Geol. Beob. pag. 62), leitet das Aufblähen von einem Kaliverlust
her. Die Analyse fällt natürlich sehr verschieden aus, je nachdem man
Sorten vor sich hat. Der Obsidian von

Lipari hat 74 Kieselerde, 13 Thonerde, 2,7 Eisenoxyd, 5,1 Kali,
4,1 Natron, 0,3 Chlor, 0,2 Wasser, so daß man ihm die Formel
R Si + R Si3 + 5 Si geben könnte. Der Ueberschuß von 5 Si über
glasigen Feldspath deutet auf einen Kieselerdereichen Trachyt (Trachyt-
Porphyr) hin. Der Obsidian von Island, Ponza, Cerro del Quinche
nördlich Quito gehören zu den gleichen, sowie überhaupt diejenigen,
welche das Phänomen der Entglasung oder sogenannte Krystalliten zeigen:
das heißt graue umgeschmolzene Flecken, welche in der glasigen Grundmasse
porphyrartig eingesprengt sind. Auf der nordöstlichen Spitze von Lipari
im Gebiete der kieselreichen Trachytporphyre erheben sich weiße Bimstein-
trümmer im Monte Campobianco zu einem der "prachtvollsten Kratere,
die es geben mag." Auf seinem Boden bricht 500' über dem Meere in
furchtbar schöner Rauheit ein Glaslavenstrom hervor, der in 100' betra-
gender Mächtigkeit und 1/8 Meile Breite dem Meere zustürzt. Ueber diesen
Strom, sowie über einen kleinen zweiten schweigt die Geschichte, obgleich
die Glasnatur des Gesteins jedem atmosphärischen Angriff trotzgeboten
hat, die Ströme überzogen sich nur mit einer eigenthümlichen emailartigen
Kruste, "welche ihre perenne Dauer noch mehr sichern zu wollen scheint."
Zur zweiten Sorte gehören die blaßgrünen von

Teneriffa und die dunkelbraunen von Procida und Ischia. Ersterer
hat 61,2 Kieselerde mit etwas Titansäure, 19 Thonerde, 4,2 Eisenoxyd,
0,2 Talkerde, 10,6 Natron, 3,5 Kali, etwa mit der Formel R Si + R Si2.
Der Krater von Cahorra bildet einen Damm von Trachyten, der aus
einem wahren Meere von Bimstein emporsteigt. Ungeheure Ströme ver-
glaster Laven von Pechstein- und Obsidiangrundlage umgeben den Pic.

Der Bouteillenstein (Pseudochrysolith) findet sich zu Thein an
der Moldau und Budweis in Böhmen auf den Feldern in einer Art von
Geschieben im Sande und in der Dammerde (Zippe, Leonhard's Jahrb.
1841. pag. 115). Er scheint wie Bouteillengrünes Glas durch, ist aber
an der Oberfläche eigenthümlich rauh und zerhackt. Man hat ihn wohl
für Kunstprodukt gehalten. Die Analyse gab 82,7 Kieselerde, 9,4 Thon-
erde, 2,6 Eisenoxyd, 1,2 Kalkerde, 1,2 Talkerde, 2,4 Natron etc.

Marekanit vom Berge Marekan bei Ochotsk in Ostsibiren bildet
dunkelfarbige Kugeln, von allen Graden der Durchsichtigkeit. Die un-
durchsichtigen erinnern auffallend an Perlstein, welcher zugleich ihr Lager
bildet. Klaproth fand in den durchsichtigen 81 p. C. Kieselerde. Aus
Indien kommen Bouteillengrüne Kugeln, von 2--2 Zoll Durchmesser, die

Gebirgsarten: Obſidian.
lichen Schiller, der von innern Blaſen herzurühren ſcheint. Härte 6,
Gew. 2,4.

Vor dem Löthrohr entfärbt er ſich und ſchmilzt zu einem ſchwammigen
Glaſe, was bei größern Stücken an Bimſteinbildung erinnert. Da Knox
(Philos. Transact. 1823 pag. 520) im Obſidian von der Inſel Ascenſion
0,2 p. C. bituminöſes Waſſer und im Feuer 1,75 p. C. Verluſt bekam,
ſo hat man die ſchwarze Färbung und das Aufſchäumen wohl davon her-
leiten wollen, Abich dagegen, der die vortrefflichſte Arbeit darüber geliefert
hat (Geol. Beob. pag. 62), leitet das Aufblähen von einem Kaliverluſt
her. Die Analyſe fällt natürlich ſehr verſchieden aus, je nachdem man
Sorten vor ſich hat. Der Obſidian von

Lipari hat 74 Kieſelerde, 13 Thonerde, 2,7 Eiſenoxyd, 5,1 Kali,
4,1 Natron, 0,3 Chlor, 0,2 Waſſer, ſo daß man ihm die Formel
Ṙ S⃛i + R̶⃛ S⃛i3 + 5 S⃛i geben könnte. Der Ueberſchuß von 5 S⃛i über
glaſigen Feldſpath deutet auf einen Kieſelerdereichen Trachyt (Trachyt-
Porphyr) hin. Der Obſidian von Island, Ponza, Cerro del Quinche
nördlich Quito gehören zu den gleichen, ſowie überhaupt diejenigen,
welche das Phänomen der Entglaſung oder ſogenannte Kryſtalliten zeigen:
das heißt graue umgeſchmolzene Flecken, welche in der glaſigen Grundmaſſe
porphyrartig eingeſprengt ſind. Auf der nordöſtlichen Spitze von Lipari
im Gebiete der kieſelreichen Trachytporphyre erheben ſich weiße Bimſtein-
trümmer im Monte Campobianco zu einem der „prachtvollſten Kratere,
die es geben mag.“ Auf ſeinem Boden bricht 500′ über dem Meere in
furchtbar ſchöner Rauheit ein Glaslavenſtrom hervor, der in 100′ betra-
gender Mächtigkeit und ⅛ Meile Breite dem Meere zuſtürzt. Ueber dieſen
Strom, ſowie über einen kleinen zweiten ſchweigt die Geſchichte, obgleich
die Glasnatur des Geſteins jedem atmosphäriſchen Angriff trotzgeboten
hat, die Ströme überzogen ſich nur mit einer eigenthümlichen emailartigen
Kruſte, „welche ihre perenne Dauer noch mehr ſichern zu wollen ſcheint.“
Zur zweiten Sorte gehören die blaßgrünen von

Teneriffa und die dunkelbraunen von Procida und Iſchia. Erſterer
hat 61,2 Kieſelerde mit etwas Titanſäure, 19 Thonerde, 4,2 Eiſenoxyd,
0,2 Talkerde, 10,6 Natron, 3,5 Kali, etwa mit der Formel Ṙ S⃛i + R̶⃛ S⃛i2.
Der Krater von Cahorra bildet einen Damm von Trachyten, der aus
einem wahren Meere von Bimſtein emporſteigt. Ungeheure Ströme ver-
glaſter Laven von Pechſtein- und Obſidiangrundlage umgeben den Pic.

Der Bouteillenſtein (Pſeudochryſolith) findet ſich zu Thein an
der Moldau und Budweis in Böhmen auf den Feldern in einer Art von
Geſchieben im Sande und in der Dammerde (Zippe, Leonhard’s Jahrb.
1841. pag. 115). Er ſcheint wie Bouteillengrünes Glas durch, iſt aber
an der Oberfläche eigenthümlich rauh und zerhackt. Man hat ihn wohl
für Kunſtprodukt gehalten. Die Analyſe gab 82,7 Kieſelerde, 9,4 Thon-
erde, 2,6 Eiſenoxyd, 1,2 Kalkerde, 1,2 Talkerde, 2,4 Natron ꝛc.

Marekanit vom Berge Marekan bei Ochotſk in Oſtſibiren bildet
dunkelfarbige Kugeln, von allen Graden der Durchſichtigkeit. Die un-
durchſichtigen erinnern auffallend an Perlſtein, welcher zugleich ihr Lager
bildet. Klaproth fand in den durchſichtigen 81 p. C. Kieſelerde. Aus
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[683/0695] Gebirgsarten: Obſidian. lichen Schiller, der von innern Blaſen herzurühren ſcheint. Härte 6, Gew. 2,4. Vor dem Löthrohr entfärbt er ſich und ſchmilzt zu einem ſchwammigen Glaſe, was bei größern Stücken an Bimſteinbildung erinnert. Da Knox (Philos. Transact. 1823 pag. 520) im Obſidian von der Inſel Ascenſion 0,2 p. C. bituminöſes Waſſer und im Feuer 1,75 p. C. Verluſt bekam, ſo hat man die ſchwarze Färbung und das Aufſchäumen wohl davon her- leiten wollen, Abich dagegen, der die vortrefflichſte Arbeit darüber geliefert hat (Geol. Beob. pag. 62), leitet das Aufblähen von einem Kaliverluſt her. Die Analyſe fällt natürlich ſehr verſchieden aus, je nachdem man Sorten vor ſich hat. Der Obſidian von Lipari hat 74 Kieſelerde, 13 Thonerde, 2,7 Eiſenoxyd, 5,1 Kali, 4,1 Natron, 0,3 Chlor, 0,2 Waſſer, ſo daß man ihm die Formel Ṙ S⃛i + R̶⃛ S⃛i3 + 5 S⃛i geben könnte. Der Ueberſchuß von 5 S⃛i über glaſigen Feldſpath deutet auf einen Kieſelerdereichen Trachyt (Trachyt- Porphyr) hin. Der Obſidian von Island, Ponza, Cerro del Quinche nördlich Quito gehören zu den gleichen, ſowie überhaupt diejenigen, welche das Phänomen der Entglaſung oder ſogenannte Kryſtalliten zeigen: das heißt graue umgeſchmolzene Flecken, welche in der glaſigen Grundmaſſe porphyrartig eingeſprengt ſind. Auf der nordöſtlichen Spitze von Lipari im Gebiete der kieſelreichen Trachytporphyre erheben ſich weiße Bimſtein- trümmer im Monte Campobianco zu einem der „prachtvollſten Kratere, die es geben mag.“ Auf ſeinem Boden bricht 500′ über dem Meere in furchtbar ſchöner Rauheit ein Glaslavenſtrom hervor, der in 100′ betra- gender Mächtigkeit und ⅛ Meile Breite dem Meere zuſtürzt. Ueber dieſen Strom, ſowie über einen kleinen zweiten ſchweigt die Geſchichte, obgleich die Glasnatur des Geſteins jedem atmosphäriſchen Angriff trotzgeboten hat, die Ströme überzogen ſich nur mit einer eigenthümlichen emailartigen Kruſte, „welche ihre perenne Dauer noch mehr ſichern zu wollen ſcheint.“ Zur zweiten Sorte gehören die blaßgrünen von Teneriffa und die dunkelbraunen von Procida und Iſchia. Erſterer hat 61,2 Kieſelerde mit etwas Titanſäure, 19 Thonerde, 4,2 Eiſenoxyd, 0,2 Talkerde, 10,6 Natron, 3,5 Kali, etwa mit der Formel Ṙ S⃛i + R̶⃛ S⃛i2. Der Krater von Cahorra bildet einen Damm von Trachyten, der aus einem wahren Meere von Bimſtein emporſteigt. Ungeheure Ströme ver- glaſter Laven von Pechſtein- und Obſidiangrundlage umgeben den Pic. Der Bouteillenſtein (Pſeudochryſolith) findet ſich zu Thein an der Moldau und Budweis in Böhmen auf den Feldern in einer Art von Geſchieben im Sande und in der Dammerde (Zippe, Leonhard’s Jahrb. 1841. pag. 115). Er ſcheint wie Bouteillengrünes Glas durch, iſt aber an der Oberfläche eigenthümlich rauh und zerhackt. Man hat ihn wohl für Kunſtprodukt gehalten. Die Analyſe gab 82,7 Kieſelerde, 9,4 Thon- erde, 2,6 Eiſenoxyd, 1,2 Kalkerde, 1,2 Talkerde, 2,4 Natron ꝛc. Marekanit vom Berge Marekan bei Ochotſk in Oſtſibiren bildet dunkelfarbige Kugeln, von allen Graden der Durchſichtigkeit. Die un- durchſichtigen erinnern auffallend an Perlſtein, welcher zugleich ihr Lager bildet. Klaproth fand in den durchſichtigen 81 p. C. Kieſelerde. Aus Indien kommen Bouteillengrüne Kugeln, von 2—2[FORMEL] Zoll Durchmeſſer, die

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 683. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/695>, abgerufen am 22.11.2024.