Unter Gebirgsarten versteht man entweder Gemische einzelner Mineralspecies oder Anhäufung eines Minerals in solcher Masse, daß dadurch förmliche Gebirge gebildet werden. Die Sache bringt es mit sich, daß zwischen Gebirgsarten und Mineralen keine feste Gränze gezogen werden kann. Ideal kann man freilich sagen: Minerale sind einfache chemische Verbindungen, Gebirgsarten dagegen Gemische solcher chemi- scher Verbindungen. In der Praxis stellen sich dabei aber allerlei Schwierigkeiten ein, die man nicht immer gehörig überwinden kann. Man hilft sich da, so gut es eben geht. Jedenfalls muß ein gebildeter Mineraloge auch mit diesen Gebirgsarten vertraut sein, zumal da sie für die empyrischen Kennzeichen der Minerale die größte Bedeutung haben. Da jedoch die Gebirgsartenlehre (Petrographie) heutiges Tages einen we- sentlichen Theil der Geognosie ausmacht, so will ich hier nur das Wich- tigste andeuten, um dann von da aus die Gläser und Thone kurz ab- handeln zu können.
Die Gebirgsarten
lassen sich nur ganz äußerlich gruppiren, und so vortreffliche Gruppen es auch geben mag, so verwischen sich doch alle an ihren Gränzen. Eine sehr fleißige und auf Sachkenntniß beruhende Zusammenstellung gibt Nau- mann Lehrbuch der Geognosie I. pag. 537. Es dreht sich dabei vorzüglich um folgende drei Hauptmerkmale:
1) Ob chemisches Product oder mechanischer Niederschlag.
Die chemischen Produkte sind natürlich fester bestimmbar als das zu- fällig mechanisch zusammengeflözte oder durch Zertrümmerung und Ver- änderung entstellte Schlamm-, Sand- und Schuttgebirge. Und von den chemischen Produkten sind die auf heißem Wege gebildeten wieder viel wichtiger, als die auf nassem Wege ausgeschiedenen. Man hält in dieser Hinsicht hauptsächlich dreierlei auseinander:
Anhang über Gebirgsarten, Gläſer und Thone.
Unter Gebirgsarten verſteht man entweder Gemiſche einzelner Mineralſpecies oder Anhäufung eines Minerals in ſolcher Maſſe, daß dadurch förmliche Gebirge gebildet werden. Die Sache bringt es mit ſich, daß zwiſchen Gebirgsarten und Mineralen keine feſte Gränze gezogen werden kann. Ideal kann man freilich ſagen: Minerale ſind einfache chemiſche Verbindungen, Gebirgsarten dagegen Gemiſche ſolcher chemi- ſcher Verbindungen. In der Praxis ſtellen ſich dabei aber allerlei Schwierigkeiten ein, die man nicht immer gehörig überwinden kann. Man hilft ſich da, ſo gut es eben geht. Jedenfalls muß ein gebildeter Mineraloge auch mit dieſen Gebirgsarten vertraut ſein, zumal da ſie für die empyriſchen Kennzeichen der Minerale die größte Bedeutung haben. Da jedoch die Gebirgsartenlehre (Petrographie) heutiges Tages einen we- ſentlichen Theil der Geognoſie ausmacht, ſo will ich hier nur das Wich- tigſte andeuten, um dann von da aus die Gläſer und Thone kurz ab- handeln zu können.
Die Gebirgsarten
laſſen ſich nur ganz äußerlich gruppiren, und ſo vortreffliche Gruppen es auch geben mag, ſo verwiſchen ſich doch alle an ihren Gränzen. Eine ſehr fleißige und auf Sachkenntniß beruhende Zuſammenſtellung gibt Nau- mann Lehrbuch der Geognoſie I. pag. 537. Es dreht ſich dabei vorzüglich um folgende drei Hauptmerkmale:
1) Ob chemiſches Product oder mechaniſcher Niederſchlag.
Die chemiſchen Produkte ſind natürlich feſter beſtimmbar als das zu- fällig mechaniſch zuſammengeflözte oder durch Zertrümmerung und Ver- änderung entſtellte Schlamm-, Sand- und Schuttgebirge. Und von den chemiſchen Produkten ſind die auf heißem Wege gebildeten wieder viel wichtiger, als die auf naſſem Wege ausgeſchiedenen. Man hält in dieſer Hinſicht hauptſächlich dreierlei auseinander:
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Anhang
über
Gebirgsarten, Gläſer und Thone.
Unter Gebirgsarten verſteht man entweder Gemiſche einzelner
Mineralſpecies oder Anhäufung eines Minerals in ſolcher Maſſe, daß
dadurch förmliche Gebirge gebildet werden. Die Sache bringt es mit ſich,
daß zwiſchen Gebirgsarten und Mineralen keine feſte Gränze gezogen
werden kann. Ideal kann man freilich ſagen: Minerale ſind einfache
chemiſche Verbindungen, Gebirgsarten dagegen Gemiſche ſolcher chemi-
ſcher Verbindungen. In der Praxis ſtellen ſich dabei aber allerlei
Schwierigkeiten ein, die man nicht immer gehörig überwinden kann.
Man hilft ſich da, ſo gut es eben geht. Jedenfalls muß ein gebildeter
Mineraloge auch mit dieſen Gebirgsarten vertraut ſein, zumal da ſie für
die empyriſchen Kennzeichen der Minerale die größte Bedeutung haben.
Da jedoch die Gebirgsartenlehre (Petrographie) heutiges Tages einen we-
ſentlichen Theil der Geognoſie ausmacht, ſo will ich hier nur das Wich-
tigſte andeuten, um dann von da aus die Gläſer und Thone kurz ab-
handeln zu können.
Die Gebirgsarten
laſſen ſich nur ganz äußerlich gruppiren, und ſo vortreffliche Gruppen es
auch geben mag, ſo verwiſchen ſich doch alle an ihren Gränzen. Eine
ſehr fleißige und auf Sachkenntniß beruhende Zuſammenſtellung gibt Nau-
mann Lehrbuch der Geognoſie I. pag. 537. Es dreht ſich dabei vorzüglich
um folgende drei Hauptmerkmale:
1) Ob chemiſches Product oder mechaniſcher Niederſchlag.
Die chemiſchen Produkte ſind natürlich feſter beſtimmbar als das zu-
fällig mechaniſch zuſammengeflözte oder durch Zertrümmerung und Ver-
änderung entſtellte Schlamm-, Sand- und Schuttgebirge. Und von den
chemiſchen Produkten ſind die auf heißem Wege gebildeten wieder viel
wichtiger, als die auf naſſem Wege ausgeſchiedenen. Man hält in dieſer
Hinſicht hauptſächlich dreierlei auseinander:
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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. [665]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/677>, abgerufen am 13.11.2024.
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